Rentner versorgen britisches Dorf mit 500-Mbps-Glasfaser

Die Anwohnerinitiative B4RN schafft es angeblich, Anschlüsse zu einem Zehntel der Kosten der BT zu legen.

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Von
  • Peter Mühlbauer

Ähnlich wie in Deutschland kämpfen auch Dörfer und Bauernhöfe in Großbritannien trotz eines 530 Millionen Pfund schweren Erschließungssubventionsprogramms der Regierung um schnelle Internetanschlüsse. British Telecommunications (BT) und andere Firmen verweigern solche Anschlüsse häufig mit dem Hinweis, dass diese bis zu 10.000 Pfund pro Haushalt kosten würden. Der BBC zufolge gelang es der Anwohnerinitiative B4RN aus Arkholme im ländlichen Lancashire, die Kosten für solche Anschlüsse auf etwa 1.000 Pfund zu begrenzen, in dem sie zur Verlegung der Glasfaserkabel Privatgrundstücke statt Straßen nutzt.

An diesen Grundstücken räumen die Eigentümer Nutzungsrechte ein, weil sie selbst von den schnellen Internetanschlüssen profitieren. Außerdem führen die Mitglieder der Initiative, von denen viele im Ruhestand sind, Planungs- und Grabungsarbeiten als freiwillige Hand- und Spanndienste durch. Für fachlichen Rat greift man auf die Expertise ehemals im IT-Bereich beschäftigter Rentner und auf Lehrkräfte der Lancaster University zurück. Die 500-Mbps-Datenübertragungsrate, die man damit angeblich für 30 Pfund Monatsbeitrag erreicht, führt die Initiative derzeit im Gemeindehaus von Arkholme vor, um unter den Dörflern, Bauern und Einsiedlern neue Kunden und zusätzliche Anleger zu werben.

In Deutschland errichtete der 2005 gegründete Verein Landnetz aus dem Dorf Alterstedt in der Nähe der thüringischen Stadt Bad Langensalza eine private Richtfunkanlage, die aktuell etwa 170 Haushalte mit schnellerem Internet versorgt. Vor der Inangriffnahme des Projekts hatte der Vereinsmitgründer Nico Lange fünf Jahre lang vergeblich versucht, die Telekom zum Ausbau der nur für 28 kBit/s tauglichen Leitungen zu bewegen. Bei der Bewältigung der beim Wave-DSL-Aufbau auftretenden Probleme leistete auch c't-Redakteur Ernst Ahlers Hilfe. Den Vereinsgründern nach konnte Alterstedt durch die Versorgung in Eigeninitiative den Wegzug von jungen Leuten verringern und sogar dafür sorgen, dass manche nach dem Studium in ihre Heimat zurückkehren.

(pem)