Expert AG: Fachhandel wird bestehen bleiben

Die Expert AG steigerte im Kalenderjahr 2012 ihren Umsatz auf knapp 1,99 Milliarden Euro. Für das Geschäftsjahr 2012/2013 rechnet der Verbund mit etwa 2,1 Milliarden Euro. Vorstand Volker Müller baut weiterhin auf einen guten Marktverlauf. Über die Online-Shops soll der Fachhandel gestärkt werden.

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Von
  • Robert Höwelkröger

„Der Fachhandel wird auch zukünftig eine wichtige Position innehaben“, Volker Müller, Vorstandsvorsitzender Expert AG

Die Bilanz könnte nicht besser ausfallen. Während sich CE-Verbundgruppen wie Euronics oder Electronic Partner im zurückliegenden Jahr mit rückläufigen, zumindest stagnierenden Umsätzen zufrieden geben mussten, kann Volker Müller, Vorstandsvorsitzender der Expert AG ein Umsatzplus vorweisen. Zumindest für das Kalenderjahr 2012. Da legte die Gruppe um 6,9 Prozent zu. Somit erwirtschaftete der Verbund einen Innenumsatz von knapp über 1,989 Milliarden Euro, wie Müller im Gespräch mit heise resale sagt. Hochgerechnet auf das laufende Geschäftsjahr (April 2012 bis März 2013) dürfte das anvisierte Ziel von 2,1 Milliarden Euro erreichbar sein. In den beiden vorangegangenen Jahren erwirtschaftet Expert 1,89 Milliarden Euro beziehungsweise 1,95 Milliarden im Geschäftsjahr 2011/2012.

Damit könnte Expert gegenüber Verbundgruppen wie Electronic Partner, Euronics oder auch Telering auf Umsatzebene den Spitzenplatz verteidigen. Ähnlich verhält sich die Wettbewerbssituation beim Außenumsatz, also dem Umsatz aller angeschlossenen Mitgliedsbetriebe. Während sich Müller beim Innenumsatz – der als identisch mit dem Zentralumsatz anderer Gruppen zu betrachten ist – auf konkrete Zahlen einlässt, verweist er beim Außenumsatz auf den Abschluss des Geschäftsjahres. Er ergebe sich „aus den Umsätzen der einzelnen, Expert angehörigen Gesellschafter und wird zum Ende des Geschäftsjahres ermittelt“. Da ist schon mal von über fünf Milliarden Euro die Rede.

GfK erwartet positive Entwicklung für IT-Bereich

Als Umsatztreiber registrierte der Vorstandschef „in der zweiten Jahreshälfte die Klein- und Großgeräte der Weißen Ware sowie das Handygeschäft und insbesondere zu Weihnachten auch Tablet-PCs“. Damit bewegte sich die Gruppe durchaus im Trend. Laut einer Mitte Februar veröffentlichten Konjunkturstudie von GfK Temax Deutschland habe sich deutschlandweit im vierten Quartal 2012 das Umsatzvolumen für Elektrokleingeräte um knapp zehn Prozent auf eine Milliarde Euro verbessert. Selbst bei den Großgeräten ist laut GfK in den letzten drei Monaten des alten Jahres das Konsumenteninteresse gestiegen: Um 5,6 Prozent auf 2,2 Milliarden Euro. Schwungvoll habe 2012 auch für die IT- und TK-Anbieter geendet. Die besonders in den Sommermonaten arg gebeutelte Branche konnte auf dem IT-Markt im letzten Quartal 5,4 Milliarden Euro (plus 6,7 Prozent) umsetzen. Ausschlaggebend dafür war vor allem der Absatz mobiler Geräte wie Tablets, iPad und Co. Für das laufende Jahr erwartet die GfK eine insgesamt positive Entwicklung für den IT-Bereich.

Im TK-Umfeld wiederum sorgte die Nachfrage nach Smartphones für einen Ausgleich zu den immer geringeren Abverkäufen von Festnetztelefonen, Faxgeräten und herkömmlichen Mobilfunkgeräten. Bei einem Plus von 4,9 Prozent im vierten Quartal erreichte der TK-Umsatz ein Volumen von etwa 1,5 Milliarden Euro. Nachdem wertmäßig laut GfK Temax im vergangenen Jahr der Telekommunikationsmarkt um elf Prozent zulegte, erwarten die Marktanalysten auch für 2013 eine weitere „positive Entwicklung, wodurch die Telekommunikationsbranche zu den Märkten mit den schnellsten Innovationszyklen gehört“.

Wettbewerb nimmt an Schärfe zu

In der Praxis allerdings trübte die Entwicklung der Marge die Freude über ordentliche Absatzzahlen. Dies bestätigt auch Expert Vorstand Müller. „Im Kalenderjahr 2012 war die Handelsspanne aus unterschiedlichen Gründen unter Druck. Nach dem TV-Boom im ersten Halbjahr und dem stark abflachenden Geschäft im zweiten Halbjahr, nahm die Angebotspolitik der einzelnen Handelskollegen an Schärfe zu. Neue Produktgruppen, wie zum Beispiel die Tablet-PCs, bieten für den Handel eine Marge, die definitiv unzureichend ist. Hier gilt es sehr akribisch auf die Renditemöglichkeiten der einzelnen Lieferanten zu achten.“

„Die GfK prognostiziert für 2013 eine Steigerung des privaten Konsums um real ein Prozent“, Matthias Hartmann, Vorstandsvorsitzender GfK

(Bild: Gfk)

Trotzdem gehe Müller von einem positiven Marktverlauf 2013 aus. „Smart-TVs, aber auch innovative Produkte aus dem TK- und IT-Bereich werden den Markt beflügeln“, ist er sich sicher. Unterstützung erhält er durch Matthias Hartmann, Vorstandsvorsitzender der GfK in Nürnberg. Er erwarte bei anhaltend günstigem Konsumklima „für den Handel moderate Zuwächse“. Weiter stellte er vor wenigen Tagen bei der Präsentation der Konjunkturerwartungen für 2013 fest: „Der Trend zu werthaltigen Anschaffungen ist ungebrochen. Für 2013 prognostiziert die GfK eine Steigerung des privaten Konsums um real ein Prozent. Damit liefern die Verbraucher in Deutschland erneut einen stabilen Beitrag zur Binnenkonjunktur“.

Allerdings wird auch in diesem Jahr ein großer Teil der privaten Investitionen beim Online-Handel hängen bleiben. Im vergangenen Jahr betrug der Gesamtumsatz immerhin rund 24 Milliarden Euro (plus 14 Prozent gegenüber dem Vorjahr). Allein im Produktsegment der Consumer Electronics macht das Umsatzvolumen über den Online-Handel etwa 20 Prozent aus, wie Mitte Februar das Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie unter Mitwirkung des Mittelstandsbundes einer Studie zu Stärken und Vorteilen von Kooperationen für mittelständische Einzelhändler darlegte.

Beratung und Service wichtiger als Online-Handel

Dem Druck des Onlinehandels kann sich auch Müller nicht verschließen. „Der Vertrieb über das Internet lässt sich auch in unserer Branche nicht mehr weg denken. Es ist durchaus möglich, dass sich in den nächsten Jahren der Anteil nochmals erhöht“. Allerdings sehe der Expert Vorstand diesen Anteil „als Kompensation zum ehemaligen Vertriebskanal Versandhandel, der immerhin einmal 25 Prozent des Absatzmarktes ausmachte“. Gleichwohl müsse der stationäre Fachhandel keine Angst vor diesem Wettbewerb haben. „Der Markt wird sich einpendeln und auch zukünftig wird persönliche Beratung und spezieller Service der entscheidende Faktor für den Erfolg sein“, ist sich Müller sicher und hebt hervor: „Somit wird der Fachhandel auch zukünftig eine ebenso wichtige Position wie heute innehaben“.

Ungeachtet dessen habe die Expert AG im vergangenen Jahr einen erfolgreichen Start mit ihren E-Commerce-Aktivitäten hingelegt. Etwa 70 Prozent der rund 240 Expert Gesellschafter seien mit ihrem Online-Shop auf den individuellen Händlerseiten aktiv, erklärt Vorstand Stefan Müller. „Mit unserer Multichannel-Strategie bieten wir den Gesellschaftern eine zeitgemäße Abrundung ihres stationären Geschäfts.“ Trotzdem liege der Schwerpunkt „nicht auf der Maximierung des Online-Umsatzes, sondern auf den lokalen Stärken der einzelnen Händler in Service und Beratung“. Oder wie Vorstandsvorsitzender Müller bekräftigt: Die Online-Shops sollen mit einem ausgewählten Angebot die Konsumenten in die Ladengeschäfte locken.

Mehr Dienstleistungen für die Händler

Deshalb werde man sich bei Expert „noch stärker auf die Interessen und Bedürfnisse der Fachhändler fokussieren“. Darunter versteht Müller „die Zielsetzung, die Expert Gesellschafter und Händler mit den zur Verfügung gestellten Dienstleistungen in die Lage zu versetzen, im harten Wettbewerbsumfeld erfolgreich zu agieren“. Als Beispiele führt er das Angebot und die Qualifizierungsmaßnahmen der Expert Akademie an. Außerdem sei es möglich, über das Dienstleistungsmodul „Standortmanagement“ Kosten an bestehenden Standorten zu optimieren und für neue Standorte „beste Rahmenbedingungen“ zu erreichen.

Ebenfalls ausbauen will die Gruppe die Qualifizierung von Verkaufsmitarbeitern der Mitgliedsbetriebe. Als Beispiel führt Müller die während der Frühjahrstagung Anfang Februar bekanntgegebene Aktion mit Siemens an. Der Hersteller und Expert haben gemeinsam eine Qualifizierungsoffensive für Verkaufsteams der Weißen Ware initiiert. Für die Zukunft seien noch weitere Aktionen dieser Art geplant. Müller: „Unsere Qualifizierungsoffensive wird alle Produktgruppen einschließen und sich somit auf eine Vielzahl von Industriepartnern beziehen. Die Gespräche sind in vollem Gange und es wird noch etwa drei Monate dauern, bis die notwendige Breite erreicht ist“. (roh)