Telekom beginnt mit Umstellung herkömmlicher Telefonanschlüsse auf VoIP

Die Telekom hat einigen tausend Kunden mit herkömmlichem Telefonanschluss eine Kündigung in Aussicht gestellt und bietet als Ersatz ein DSL-Paket mit VoIP-Anschluss an. Die Umestellung ist Pilotprojekt für den kompletten Übergang auf VoIP bis 2016.

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Von
  • Urs Mansmann

Die Telekom beginnt damit, ältere DSLAM abzuschalten und betroffene Kunden mit herkömmlichem Telefonanschluss auf VoIP-Produkte umzustellen. Betroffen sind bundesweit einige tausend Kunden. Diese erhielten jüngst ein Anschreiben, in dem die Telekom die Kündigung des Altanschlusses für die nahe Zukunft ankündigt und den Wechsel auf ein VoIP-Produkt empfiehlt. Die Telekom sucht dabei offenbar gezielt Kunden aus, deren Anschlüsse bestimmte Voraussetzungen erfüllen.

Die Umstellung erfolgt zunächst nur für einzelne Anschlussklassen und -gruppen, nicht für komplette Vermittlungsstellen. Telekom-Pressesprecher Niels Hafenrichter teilte auf Anfrage von heise online mit, dass das Unternehmen seine Produkte "in den kommenden Jahren sukzessive auf vollständig IP-basierte Angebote" umstellen werde. Die Umstellung soll bereits in drei Jahren, also 2016 abgeschlossen sein. Analoganschlüsse ohne DSL werden von der Umstellung nach jetzigem Kenntnisstand nicht betroffen sein; diese sollen nach dem bislang bekannten Planungsstand in der Vermittlungsstelle von PSTN- auf VoIP-Technik umgestellt werden, idealerweise ohne dass es der Kunde bemerkt.

Die erste Kündigungswelle betrifft nur Kunden mit älteren Call&Surf-Komplettpaketen, die an einer "gering beschalteten Baugruppe älterer Technologie", also per ATM angebundene DSLAMs mit ADSL-Technik bis 6 MBit/s, angeschlossen sind. Deren Betrieb ist für die Telekom unwirtschaftlich; sie sollen deshalb außer Betrieb gehen. Mit dem Umstieg der Kunden auf VoIP räumen diese auch Ports bei den alten Telefonvermittlungsstellen, die ebenfalls in den kommenden Jahren ausgemustert werden sollen.

Die jetzt angelaufene Kündigungswelle ist ein Pilotprojekt. Die Telekom will damit den Umstellungsprozess erproben und für die Kunden so reibungslos wie möglich gestalten. An der Gesprächsqualität ändert sich zunächst nichts – der standardmäßig verwendete Codec G.711 für Telefonie wird sowohl bei VoIP als auch im digitalen Telefonnetz und bei der D/A-Wandlung von analogen Anschlüssen eingesetzt. An VoIP-Anschlüssen lassen sich aber auch Codecs mit höheren Audiobandbreiten nutzen, etwa G.722, sofern Telefone und VoIP-Adapter beider Gesprächspartner sowie möglicherweise zwischengeschaltete Gateways diese beherrschen.

Grundsätzlich können die bald gekündigten Kunden auf Wunsch immer noch einen herkömmlichen Telefonanschluss der Telekom erhalten. Das Unternehmen versucht in Verkaufsgesprächen aber inzwischen recht hartnäckig, Kunden, die einen solchen Wunsch äußern, "umzuberaten". Wer Gerätschaften betreibt, die nur für herkömmliche Anschlüsse geeignet oder zugelassen sind, etwa Hausnotrufsysteme, Alarmanlagen mit Notrufmelder oder EC-Kartenterminals, sollte sich darauf berufen und auf der Umstellung auf ein aktuelles Paket mit herkömmlichem Anschluss bestehen. Allerdings kauft man sich damit nur Zeit. Wenn die Telekom ihre Pläne termingerecht umsetzt, erfolgt in spätestens drei Jahren die Kündigung aller verbliebenen Kombi-Pakete aus DSL und herkömmlicher Telefonie; dann wird es von der Telekom nur noch VoIP-Angebote geben. (uma)