Wieso, weshalb, warum?

Warum ist der Himmel blau, warum brennt die Kerze? Weil niemand ihren wissbegierigen Kindern Antworten geben konnte, nahmen Heike Schettler und Sonja Stuchtey die Sache selbst in die Hand – und gründeten ein einzigartiges bundesweites Netzwerk.

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Warum ist der Himmel blau, warum brennt die Kerze? Weil niemand ihren wissbegierigen Kindern Antworten geben konnte, nahmen Heike Schettler und Sonja Stuchtey die Sache selbst in die Hand – und gründeten ein einzigartiges bundesweites Netzwerk.

Dass Sonja Stuchtey gut mit Kindern umgehen kann, nimmt man ihr sofort ab: Sie lacht gern und hält ständig Blickkontakt. Dass die sechsfache Mutter gleichzeitig noch eine Firma und einen gemeinnützigen Verein leitet, mit Investoren spricht, Spenden einwirbt, Konzepte entwickelt, Bedenkenträger überzeugt, Wissenschaftler einbindet, Vorträge hält, Mitarbeiter schult, Interviews gibt – das zu glauben fällt schwerer, denn dazu wirkt die 41-Jährige viel zu entspannt und fröhlich.

Vor elf Jahren gründete sie in Starnberg die Science-Lab GmbH – und füllte damit eine große Lücke im Bildungssystem: Sie vermittelt Kindern zwischen vier und zehn Jahren Spaß an Naturwissenschaft und Technik. Seit Jahren klagen Firmen und Verbände, dass ihnen der Nachschub an Ingenieuren ausgeht (siehe TR 4/2011, S. 56). Eine Initiative wie Science-Lab kommt da gerade recht. Doch es war nicht die Frage „Woher soll die Wirtschaft künftig ihre Fachkräfte nehmen?“, die Sonja Stuchtey im Frühjahr 2002 dazu bewegte, ihre gerade erst gegründete Unternehmensberatung aufzugeben. Es waren viel grundlegendere Fragen: „Warum ist der Himmel blau?“ oder „Warum brennt die Kerze?“. Gestellt hatten sie ihre Kinder.

Der Nachwuchs ihrer Bekannten Heike Schettler war ähnlich wissbegierig. Also trafen sich die beiden Mütter, um gemeinsam mit ihren Töchtern und Söhnen ein wenig herumzuexperimentieren, mit Luft, Wasser oder Backpulver. Die Nachbarn erfuhren davon, brachten ihre eigenen Kinder mit und waren begeistert. Zwei, drei Wochen später hatte sich das bis nach Frankfurt und Berlin herumgesprochen. Befreundete Eltern riefen an und fragten, ob es in ihrer Stadt denn auch so etwas gebe. Schnell ist Stuchtey und Schettler klar: Hier existiert ein riesiger Bedarf, den niemand befriedigt. „Wir haben uns tief in die Augen geschaut und uns gefragt: Sollen wir das machen?“, erinnert sich Stuchtey. Sie waren sich schnell einig: „Wenn ja, dann richtig.“

Also gründeten sie eine gemeinsame Firma und hängten ein halbes Jahr später ihre alten Jobs an den Nagel. Stuchtey bringt dabei die kaufmännische Kompetenz ins Team ein. Sie hat Unternehmensführung an der WHU Koblenz studiert und war drei Jahre lang als Management-Consultant für Booz Allen Hamilton weltweit unterwegs, bis sie sich 1999 als Beraterin selbstständig machte. Heike Schettler, die Frau fürs Fachliche, ist promovierte Chemikerin, zweifache Mutter und hat unter anderem bereits für das Max-Planck-Institut für Festkörperforschung, für BMW und für Kabel New Media gearbeitet.

Die beiden bringen also reichlich Berufserfahrung mit, doch was Didaktik betrifft, sind sie absolute Neulinge. Aber sie haben aus ihren eigenen improvisierten Kursen schon viel gelernt – zum Beispiel, welche Fragen Kinder in welchem Alter stellen. Auf dieser Grundlage arbeiteten sie ein Konzept aus. Dessen zentraler Gedanke ist, Kindern keine vorgefertigten Antworten zu geben. Stattdessen sollen sie die Lösung selbst herausfinden. Indem sie beispielsweise den Strom einer Batterie durch verschiedene Materialien leiten, lernen sie, welche leitfähig sind und welche nicht. Filterpapier, Tennisbälle, Einmachgläser, Stofftiere, Luftballons, Kerzen, dazu noch ein abwaschbarer Tisch und acht Papphocker – viel mehr Ausstattung braucht ein Science-Lab-Kurs nicht. (grh)