Google will eigenes Mobilfunknetz errichten

Der Netzkonzern experimentiert mit einem eigenen Netzwerk und könnte den bestehenden Telekom-Firmen gefährlich werden – eines Tages.

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Von
  • Tom Simonite

Der Netzkonzern experimentiert mit einem eigenen Netzwerk und könnte den bestehenden Telekom-Firmen gefährlich werden – eines Tages.

Möglicherweise wird Google bald bestehenden Mobilfunkanbietern Konkurrenz machen. Mitte Januar reichte der Konzern bei der US-Behörde für Medienkontrolle FCC einen Antrag ein, in dem Google um Genehmigung bittet, 50 mobile Basisstationen in und auf Gebäuden am Westrand des Mountain View Campus errichten zu dürfen – nur einen Häuserblock entfernt von seinem Android-Entwicklungszentrum.

In der Vergangenheit hat sich Google schon mehrfach mit Mobilfunkbetreibern angelegt. Das "experimentelle" Netzwerk ist klein und soll nur 200 Geräte versorgen. Interessant ist, dass die verwendeten Frequenzen dem Konzern Clearwire gehören und mit keinem in den USA verwendeten Smartphone oder Tablet kompatibel sind. Nur Mobilfunkanbieter in China, Brasilien und Japan nutzen diese Frequenzen.

Möglicherweise will Google nur mit Geräten für diese Weltregionen experimentieren. Gerüchten zufolge verfolgt die Firma aber den Plan, gemeinsam mit dem Fernsehanbieter Dish einen neuen kabellosen Internetzugang anzubieten – und damit AT&T und Verizon anzugreifen. Google offeriert in Kansas City bereits einen Breitbandzugang, allerdings kabelgebunden.

Immer wieder hat sich Google mit Netzbetreibern angelegt. 2008 hatte der Konzern ein Patent für eine Technologie eingereicht, die Mobilgeräten erlaubt, in einem Gebiet automatisch auf das günstigste Netz umzuschalten und nicht auf einen Provider festgelegt zu sein. Für die Netzbetreiber war das ein Affront. Der größte Schlag des Konzerns gegen die Weise, wie kabellose Netze heute genutzt werden, erfolgte 2010 – war aber mehr oder weniger ein Flop.

Die Firma wollte mit der amerikanischen Konvention brechen, dass neue Mobiltelefone per Vertrag an einen Provider gebunden sind, und bot sein Flaggschiff Google Nexus online ohne Simlock an. Das Experiment dauerte nur sechs Monate. Dann hatte Google gelernt, dass amerikanische Verbraucher lieber ein Gerät in Raten mit deutlichem Aufschlag kaufen als zu einem geringeren Preis, der aber im Voraus zu bezahlen ist.

Seitdem hat sich Google nicht mehr mit den Netzbetreibern angelegt, die Beziehungen sind jedoch belastet. So sind Googles Bezahlsystem und die Android-Tethering-Funktion, mit der das Gerät als WLAN-Zugang genutzt werden kann, auf manchen Geräten von den Providern blockiert. Man wird sehen, ob Googles privates Mobilfunknetz die sensiblen Beziehungen nun erneut auf die Probe stellen wird. (bsc)