MWC

Netzneutralität im Mobilfunk: OTT macht den Netzbetreibern Kopfschmerzen

"Wir investieren, sie machen den Profit", fasst der Telekom-CEO das "OTT-Paradigma" zusammen. "Dilemma" trifft es besser: "Over The Top" steht für beliebte Dienste wie Youtube oder Skype, die die Netzbetreiber belasten, aber nicht mehr wegzudenken sind.

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Wenn es etwas gibt, das der Mobilfunkbranche mehr Kopfschmerzen bereitet als díese lästige Regulierung, dann ist das im Moment OTT. Die Abkürzung steht für "Over The Top" und ist auf dem Mobile World Congress (MWC) in aller Munde. Der Begriff beschreibt datenintensive Dienste, die die Netze belasten, mit denen Netzbetreiber aber nichts verdienen, sondern andere. Sowas wie YouTube eben.

Das "OTT-Paradigma" beschrieb Telekom-CEO René Obermann am Dienstag vor seinen Branchenkollegen in Barcelona: "Wir investieren, sie machen den Profit." Netzbetreiber stehen von vielen Seiten unter Druck und müssten sich der Herausforderung stellen, "mehr mit weniger" zu erreichen. "Ich will nicht jammern, ich beschreibe nur die Realität", sagte Obermann. Aber der Telekom-CEO sieht auch Licht am Ende des Tunnels: Netzwerke seien die lebenswichtige Infrastruktur der Zukunft.

So ganz einig, ob diese "OTT-Player" nun Freund oder Feind sind, ist die Branche nicht. Klar ist nur: Sie gehen nicht mehr weg. "Wir müssen anerkennen, dass die OTT-Player etwas bieten, das unsere Kunden wollen", sagte der CEO von Qatar Telecom, Nasser Marafih, am Dienstagmorgen auf dem MWC in Barcelona. Also müsse man kooperieren.

Nach Ansicht der Netzbetreiber bedeutet Zusammenarbeit, dass die OTT-Player zahlen. Schließlich sichern die Netzbetreiber die Dienstequalität, die etwa Google oder Skype brauchen. "Wir sind Partner", sagte Manoj Kohli von der indischen Bharti Airtel. "Die Konditionen dieser Partnerschaft müssen jetzt verhandelt werden".

Von den Netzbetreibern wird erwartet, dass sie ihre Infrastrukturen weltweit ausbauen, um die nächste Milliarde Menschen ans Netz zu bringen. Diensteanbieter wie Gerätehersteller suchen nach Wachstumsfeldern und haben dabei die Schwellenländer fest im Blick. Auch dort müssen die Netze immer leistungsfähiger werden, um den stetig wachsenden Datenhunger der Mobilfunkkunden stillen zu können.

Die Netzbetreiber wollen an diesem Wachstum partizipieren und nicht nur "dumb pipes" verlegen, durch die Andere dann ihre Inhalte jagen. Dabei rücken sie auch enger zusammen. Sie teilen ihre Netze, um nicht unnötig in parallele Infrastrukturen zu investieren. "Es ergibt keinen Sinn, heutzutage noch Infrastruktur zu bauen, die man nicht teilen kann", sagte Marafih.

Angesichts der massiven Investitionen, die nötig sind, dürfe die Regulierung nicht noch mehr Geld aus der Branche abziehen, meint Obermann. "Wir müssen investieren und brauchen Spektrum." Vor allem müsse die Vergabe der dringend benötigten Frequenzen neu geordnet werden. "Die Versteigerung zieht Geld aus der Branche ab, das wir für Investitionen brauchen."

Frequenzen werden auch benötigt, um Mobilfunkmasten über Richtfunkstrecken ans Kernnetz anzubinden. Hier klagen deutsche Netzbetreiber über einen Rückstau bei der Vergabe durch die Bundesnetzagentur (vbr)