Leipziger Buchmesse prämiert Selfpublisher

Nie war es leichter als heutzutage, ein Buch zu publizieren. Schreiben, hochladen, fertig ist das E-Book. Der Weg zum Erfolg ist dennoch steinig. Die Leipziger Buchmesse will Indie-Autoren mit einem neuen Preis unterstützen.

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Von
  • Birgit Zimmermann
  • dpa

Ein Buch auf den Markt zu bringen ist seit der Erfindung der E-Books gar nicht mehr schwer. Schreiben, schickes Cover entwerfen, Datei bei einem Anbieter wie Amazon hochladen – fertig. Selfpublishing boomt. Doch das ist nur die eine Seite der Medaille. Die andere ist: Der Erfolg eines Buches stellt sich nicht von alleine ein. Die Gefahr, unter den Abertausenden E-Books unterzugehen, ist groß. "Ohne Marketing geht gar nichts", weiß die Autorin Nicole Sowade.

Die Leipziger Buchmesse (14. bis 17. März) hat einen neuen Preis ins Leben gerufen, um ein Schlaglicht auf die Selfpublisher zu werfen. Der Award "autoren@Leipzig" ist in den Kategorien Belletristik und Sachbuch mit je 3000 Euro dotiert, zudem gewinnen die Preisträger eine Lesung. Nach Angaben der Messe gab es mehr als 400 Einreichungen für den neuen Preis. Auch E-Book-Autorin Sowade hat sich beworben. Ihr Buch "Miss Januar" erschien 2012.

Dank E-Books ist das Selfpublishing so einfach wie nie.

(Bild: dpa, Axel Heimken)

"Natürlich hatte ich mir vorher Gedanken gemacht, wie ich das Buch bekannt mache", erzählt die 31-jährige Sowade, die im Hauptberuf bei einem großen Büroartikelhersteller arbeitet. Sie versuchte es über die Sozialen Netzwerke und bot jedem, der ihr Werk bei Twitter und Facebook weiterempfahl, ein Gratisexemplar an. "Was ich nicht bedacht hatte, ist, dass man für so eine Aktion erst einmal eine gewisse Grundmasse an Fans braucht." Aller Anfang ist schwer als Selfpublisher.

In der Selbstverleger-Szene sind viele Amateure, aber auch viele ambitionierte Autoren unterwegs. Längst sind auch die großen Verlage darauf aufmerksam geworden. Droemer Knaur zum Beispiel hat seine Talente-Community Neobooks 2012 zu einer Selfpulishing-Plattform ausgebaut. Autoren können dort ihr Werk hochladen, Neobooks macht dann kostenlos ein E-Book draus und liefert es an alle großen Händler. "Das lohnt sich für uns und die Autoren", sagt Projektleiterin Ina Fuchshuber. Fünf Selfpublisher hätten es inzwischen ins Taschenbuch-Programm von Knaur geschafft.

Weltweit für Aufsehen sorgte die Trilogie "Shades of Grey", die ihren Weg aus dem Internet in die Buchläden fand. Nach Angaben des Marktforschungsunternehmens Media Control waren die drei Bände 2012 in Deutschland als gedruckte Bücher und auch als E-Books die Top-Bestseller. Bei den belletristischen Verlagen machten E-Books mittlerweile zwischen fünf und acht Prozent am Gesamtumsatz aus, sagt Fuchshuber.

Verglichen mit den Millionen-Auflagen von "Shades of Grey" backen die meisten Selbstverleger in Deutschland ganz kleine Brötchen. Die Science-Fiction-Autorin E.M. Jungmann (43) etwa kommt nach eigenen Angaben auf 20 bis 30 verkaufte Bücher pro Monat. Selfpublishing ist für sie im Moment trotzdem das erste Mittel der Wahl. "Wenn man bei einem großen Verlag reinkommt, ist es sicher gut", sagt sie. Aber als Newcomer müsse man sich auch nicht irgendwelchen Knebelverträgen unterwerfen. "Man hat die Wahl, dass man sagt: Ich kann es auch selbstmachen."

Jungmann setzt beim Marketing auf Soziale Netzwerke. Auf einen Tweet oder Facebook-Hinweis folgten meist ein bis zwei Verkäufe pro Tag. Für mehr Werbung fehle ihr die Zeit, sagt sie. Nicole Sowade löste ihr Marketing-Problem außerhalb der Web-Sphäre. Passend zum Buchtitel "Miss Januar" stiefelte sie im kleinen Schwarzen, mit Schärpe und Krönchen auf die Leipziger und die Frankfurter Buchmesse. Das habe guten Anklang gefunden. 300 Bücher habe sie 2012 verkauft. "Ich hatte mehr erwartet, gehe aber davon aus, dass es in Zukunft mehr wird", sagt Sowade. Sie schreibt an einer Fortsetzung. (mho)