Astronomen fotografieren Geburt eines Exoplaneten

Forschern ist es offenbar gelungen, einen Exoplaneten zu fotografieren, der sich noch im Entstehungsprozess befindet. Andere Erklärungen für die Aufnahme müssten aber noch zweifelsfrei ausgeschlossen werden,

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Der hellste Fleck ist der mögliche Exoplanet

(Bild: ESO)

Astronomen ist es wahrscheinlich gelungen, mit dem Very Large Telescope der Europäischen Südsternwarte (ESO) einen Exoplaneten zu fotografieren, der sich noch im Entstehungsprozess befindet. Die ESO veröffentlichte auch das Foto, das den mutmaßlichen Planeten in der Materiescheibe um seinen Stern zeigt. Sollte sich die Vermutung bewahrheiten, könnte erstmals die "Geburt" eines Planeten direkt beobachtet werden. Bislang mussten dafür Computermodelle herhalten, denn einen Planet, der sich noch im Entstehen befindet, habe man noch nie entdeckt.

Die jetzt veröffentlichte Aufnahme zeigt das System des Sterns mit dem unpoetischen Namen HD 100546. Es ist 334 Lichtjahre von der Erde entfernt und damit "in relativer Nachbarschaft" zu unserem Sonnensystem. Laut ESO ist es bereits gut untersucht und so wird darin bereits ein Exoplanet vermutet, der von seinem Stern ungefähr sechs Mal so weit entfernt ist, wie die Erde von der Sonne. Der nun entdeckte Protoplanet ist noch zehn Mal weiter von seinem Gestirn entfernt. Sollte er tatsächlich existieren, wäre es ein Gasriese, ähnlich dem Jupiter.

Künstlerische Darstellung des Protoplaneten

(Bild: ESO/L. Calçada)

Bestimmte Einzelheiten auf der Aufnahme bestätigen laut den Forschern (PDF-Datei) bereits die gegenwärtigen Theorien zur Planetenentstehung. So haben sie Belege dafür gefunden, dass der Riesenplanet wächst, indem er an Gas und Staub einsammelt, was bei der Bildung seines Sterns übrig geblieben ist. Außerdem gebe es offenbar Wechselwirkungen zwischen dem Planeten und der Materiescheibe, die den Stern umgibt. Darüber hinaus heizt der Exoplanet durch seine Entstehung offenbar seine Umgebung auf.

Das Sternensystem mit der Materiescheibe, aufgenommen vom Hubble-Weltraumteleskop

(Bild: ESO/NASA/ESA/Ardila et al.)

Andererseits gestehen die Forscher auch ein, dass sich ein Riesenplanet in derart großer Entfernung zu seiner Sonne nicht gut mit den gängigen Theorien der Planetenentstehung vertrage. Zwar umkreisen auch in unserem System Himmelskörper die Sonne in solch großer Entfernung, aber dabei handelt es sich um Zwergplaneten. Noch sei jedenfalls nicht geklärt, ob sich der potenzielle Riesenplanet immer auf dieser Umlaufbahn befunden hat oder erst nach außen gewandert ist.

Trotzdem überwiegt im verantwortlichen Team unter der Leitung von Sascha Quanz von der ETH Zürich die Euphorie. Sie weisen aber darauf hin, dass andere Erklärungen für die Aufnahme noch vollständig ausgeschlossen werden müssen. So könnte sich das beobachtete Objekt auch von uns aus gesehen hinter dem Sternensystem befinden. Oder der Exoplanet ist bereits vollständig ausgebildet und wurde nur aus seiner ursprünglichen Position herausgeschleudert. Gegenwärtig sei es jedoch am wahrscheinlichsten, dass hier tatsächlich zum ersten Mal ein Exoplanet während seiner Geburt abgelichtet wurde.

(mho)