Ubuntu: Mir statt Wayland und Unity zukünftig mit Qt

Ubuntu-Macher Canonical arbeitet an einem eigenen Ersatz für den X-Server und hat von Wayland Abstand genommen. Auf dem neuen Display Server soll eine neue Generation des Unity-Desktops auf Grundlage von Qt aufsetzen.

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Von
  • Thorsten Leemhuis

Ubuntu-Macher Canonical arbeitet an einem eigenen Display Server namens Mir, der den X-Server als Grundlage des Grafik-Stacks von Ubuntu ablösen soll. Wie Oliver Ries, Head of Engineering Product Strategy, im Vorfeld des ersten rein online abgehaltenen Ubuntu Developer Summit in seinem Blog erklärt, lasse sich weder mit dem X-Server noch mit dessen designierten Nachfolger Wayland Canonicals Vision umsetzen: eine übergreifende Plattform für unterschiedliche Geräteklassen vom Smartphone über PC-Desktops bis zum Fernseher mit ihren unterschiedlichen Display-Größen und Eingabegeräten.

Das Oberflächenlayout der nächsten Generation der Unity-Oberfläche soll dem jetzigen ähneln.

(Bild: wiki.ubuntu.com )

Mit dem Wechsel zu Mir ändert sich auch der Unterbau für den Ubuntu-Desktop Unity. Derzeit ist Unity als Modul des X11-Compositors Compiz mit dem OpenGL-Toolkit Nux implementiert. Unity Next, die nächste Generation der Unity Shell, soll auf Grundlage von Qt 5 entstehen. Ubuntu Touch zeige, dass Qt und QML ein mächtiges Framework zur schnellen Softwareentwicklung seien, erklärt Ries. Die letzte Version 4 des Grafik-Toolkits ist auch Grundlage von KDE.

Schema zu Mir.

(Bild: wiki.ubuntu.com )

Der Display Server Mir soll sich für verschiedenste Geräteklassen von PC-Desktops bis hin zu mobilen Geräten eignen. Auf der Mir-Seite im Ubuntu-Wiki erläutern die Entwickler einige Probleme der heutigen X-Architektur, die ihrer Ansicht nach die Entwicklung einer schnellen und flüssigen Benutzerschnittstelle behindern. Mit dem Display Server Mir, der stark auf EGL/GL(ES) setzt, sollen sich auf Mobilgeräten zudem Android-Treiber nutzen lassen, was mit X nicht gelingt.

[Update 5.3., 10:50] Laut den Mir-Entwicklern ist man bereits im Gespräch mit Grafikkartenherstellern, um die Verfügbarkeit proprietärer Grafiktreiber für Mir sicherzustellen.

Bestehende Compositoren – also Compositing Window Manager wie Kwin, Gnome-Shell/Mutter, Cinnamon/Muffin und Co. – sollen sich ohne viel Aufwand auf Mir portieren lassen. Die populären Toolkits wie GTK+, Qt und XUL will Canonical um Mir-Backends erweitern, sodass damit geschriebene Anwendungen auch mit Mir laufen. Für andere X11-Anwendungen soll ein X-Server in Mir integriert werden.

Wayland und dessen Compositor Weston könnten die Ansprüche Canonicals nicht komplett erfüllen, schreiben die Entwickler – eigentlich hatte Ubuntu-Sponsor Mark Shuttleworth bereits im Herbst 2010 Wayland als X-Nachfolger ausgerufen. Über Kompatibilitätscode in Mir könnten Wayland-Clients aber direkt mit Mir sprechen. Unter anderem führen die Mir-Entwickler gegen Wayland Sicherheitsbedenken rund um die Handhabung der Events von Eingabegeräten an. In einer Diskussion auf Google+ erklären einige Linux-Kernel-, X- und Wayland-Entwickler allerdings, dass einige der behaupteten Aspekte falsch seien.

Laut der Roadmap sollen Entwickler Mir bereits im Mai einsetzen können; im Oktober sollen Mir und Unity Next auf Ubuntu-Telefonen laufen. Bei Ubuntu-PCs und -Notebooks soll Mir den X-Server für Benutzersitzungen ersetzen. Bis April 2014, also zum Erscheinen der nächsten Ubuntu-LTS-Version 14.04, will Canonical die unterschiedlichen Plattformen auf eine einheitliche Code-Basis umgestellt haben. (thl)