Japanische Raucher tricksen Gesichtserkennung an Zigarettenautomaten aus

Eigentlich sollten sie Jugendliche in Japan davon abhalten, heimlich Kippen am Automaten zu ziehen - doch jetzt hat ein Zeitungsmitarbeiter gezeigt, wie sich die in Zigarettenautomaten installierten Gesichtserkennungssysteme austricksen lassen.

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Von
  • Peter-Michael Ziegler

Im Jahr 2002 zeigte c't, wie sich ein Iris-Scanner mit einem Foto täuschen lässt.

Eigentlich sollten sie Jugendliche in Japan davon abhalten, heimlich Zigaretten am Automaten zu ziehen – doch jetzt könnte sich Japans Jugend einen Sport daraus machen, die jüngst in Zigarettenautomaten der Firma Fujitaka installierten Gesichtserkennungssysteme auszutricksen. Wie das funktioniert, hat ihnen gerade ein Mitarbeiter der Zeitung Sankei Sports vorgeführt: In Osaka präsentierte der Sanspo-Mitarbeiter den Geräten das Bild eines etwa 50-jährigen Mannes, das in einem Magazin abgedruckt war – und prompt spuckte der Automat die gewünschte Packung Zigaretten aus. Auch Automaten in Kobe, die mit einem anderen Gesichtserkennungssystem arbeiten, ließen sich seinen Angaben zufolge mit Fotos täuschen.

In Japan müssen sämtliche Zigarettenautomaten ab dem 1. Juli mit einem Altersverifikationssystem ausgestattet sein. Viele Betreiber nutzen dazu das vom Tobacco Institute of Japan entwickelte Taspo-System, bei dem aufladbare Chipkarten zum Einsatz kommen, die nur an Personen über 20 Jahre abgegeben werden dürfen. Weil sich aber nicht verhindern lässt, dass die Taspo-Karten auch an Jugendliche weitergegeben werden, kam Fujitaka auf die Idee mit der Gesichtserkennung. Das System soll Unternehmensangaben zufolge in der Lage sein, ältere Menschen anhand bestimmter Merkmale wie Runzeln, Krähenfüße oder Hautstruktur zu erkennen und jüngere auszusortieren.

Die Kunden müssen dazu in eine im Gerätegehäuse integrierte Kamera schauen. Die aufgenommenen Bilder werden dann mit rund 100.000 gespeicherten Fotos verglichen. Firmenangaben zufolge soll das System bei 90 Prozent der Menschen das Alter korrekt schätzen. Vergessen hat man aber offenbar eine Lebenderkennung. c't hatte bereits im Jahr 2002 gezeigt, wie leicht sich Gesichtserkennungssysteme – aber auch Iris-Scanner – durch das Präsentieren von Fotos täuschen lassen. Das Bundeskriminalamt kam nach einem mehrmonatigen Feldversuch am Mainzer Hauptbahnhof im vergangenen Jahr zu dem Ergebnis, dass die biometrische Gesichtserkennung derzeit noch viele Mängel aufweise. (pmz)