Nebenwirkungen bei der Gehirnstimulation

Neurologen haben nachgewiesen, dass die elektrische Stimulierung des Gehirns die Gedächtnisleistung erhöhen kann. Allerdings hat das auch Nachteile.

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Die Steigerung der persönlichen Hirnleistung dürfte sich fast jeder Mensch wünschen. Doch eine neue Studie zeigt, dass zumindest eine experimentelle Methode, die dies verwirklichen soll, auch sichtbare Nachteile hat, berichtet Technology Review in seiner Online-Ausgabe. Dabei ergab sich, dass ein noninvasives Verfahren zur Hirnstimulation zwar beim Lernen hilft, wenn ein bestimmter Nervenbereich angesprochen wird. Allerdings arbeiten gleichzeitig die natürlichen Automatismen schlechter – die Fähigkeit also, Aufgaben zu erledigen, ohne darüber nachdenken zu müssen. "Unser Studie bestätigt eine grundsätzliche Wahrheit beim menschlichen Gehirn", sagt Studienleiter Roi Cohen Kadosh, Neurowissenschaftler an der University of Oxford. "Alles Gute hat seinen Preis."

Cohen Kadosh und seine Kollegen nutzen bei ihren Versuchen die transkranielle elektrische Stimulation (TES), um bestimmte Gehirnbereiche gezielt zu stimulieren. Der Ansatz hatte sich zuvor bereits als Möglichkeit erwiesen, verschiedene Hirnfunktionen zu verbessern, darunter Arbeitsgedächtnis und Aufmerksamkeit. TES wird unter anderem genutzt, um Schlaganfallpatienten zu helfen, Sprache und Körperbeherrschung neu zu lernen. Untersucht wurde dabei allerdings noch kaum, ob Verbesserungen in einem Hirnbereich auch Nachteile in einem anderen haben.

"Sehr wenige Leute haben darüber nachgedacht, welche pragmatischen Auswirkungen diese Art der Stimulation im Alltag haben könnte", kommentiert Eric Wassermann, Neurologe am US-National Institute of Neurological Disorders and Stroke, der die Oxford-Studie kennt.

Bei dem Experiment baten die Forscher zunächst eine Gruppe freiwilliger Versuchspersonen, sich die Beziehung zwischen mehreren Zahlen und mehreren Bildern zu merken. Die Forscher verglichen dann die Leistungen von insgesamt drei Gruppen. Die erste Gruppe hatte eine Stimulation im Bereich des präfrontalen Kortex erhalten, der mit komplexen Planungsaufgaben und der Entscheidungsfindung in Verbindung gebracht wird. Die zweite Gruppe wurde dagegen im Bereich der Parietalrinde stimuliert, die dabei helfen soll, verschiedene Arten von Informationen miteinander zu verknüpfen. Gruppe drei erhielt wiederum nur das TES-Gerät aufgesetzt, aber keine Stimulation.

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(bsc)