Dells Ubuntu-Ultrabook im Test

Ein Test von Dells Ultrabooks mit vorinstalliertem Ubuntu 12.04 zeigt, dass sich der Hersteller einige Mühe gegeben hat, dass das Notebook gut mit Linux läuft.

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Lesezeit: 5 Min.
Von
  • Thorsten Leemhuis

Schon auf den ersten Tastendruck, den wir nach dem Einschalten des Dell XPS 13 Developer Edition mit Ubuntu 12.04 ausführten, reagierte der Unity-Desktop nicht. Damit schien es, als würde unser Test von Dells Ubuntu-Ultrabook für Entwickler ähnlich verlaufen wie die meisten Tests von Linux-Notebooks zuvor: Linux funktioniert irgendwo, läuft aber nicht so richtig rund.

Bei den weiteren Tests zeigten sich dann aber keine enthaften Probleme mehr, letztlich lief Ubuntu auf dem XPS 13 sehr ordentlich, Alle Funktionstasten des seit Anfang März im deutschsprachigen Raum verkauften Notebooks arbeiteten; auch die Tastaturbeleuchtung ließ sich ein- und ausschalten. Das Hoch- und Runterscrollen von Fensterinhalten gelingt nicht durch Streichen am rechten Touchpad-Rand, sondern mit zwei Fingern, wie es mittlerweile unter Windows üblich ist; über eine Dreifingergeste lassen sich Fenster verschieben und in der Größe anpassen. Für das Ganze ist ein Treiber verantwortlich, den der Ende April erwartete Kernel 3.9 enthalten wird.

Dank der 256-GByte-SSD und dem nur selten und dann meist langsam drehenden Lüfters ist das Ultrabook im Normalbetrieb kaum zu hören. Bei Last für den Zweikernprozessor Core i7-3537U dreht der Lüfter nach 10 bis 20 Sekunden aber hörbar auf und erzeugt Krach. Zum Kompilieren des Kernels 3.8 in der Standard-Konfiguration (make defconfig) ohne Module (make vmlinux) benötigte das Ultrabook zirka 225 Sekunden. Zum Vergleich: Ein Desktop-System mit einem Core i3-3225 schaffte das in 200 Sekunden, während eines mit einem Celeron G550 rund 325 Sekunden benötigte.

Dell hat eine Reihe von Stromspartechniken nicht aktiviert, die die Leistungsaufnahme im Leerlauf um rund 1,5 bis 2 Watt reduzieren können.

Das unter dem Codenamen "Sputnik 2" entwickelte Ultrabook enthält 8 GByte RAM und eine per USB angebundene Webcam. Eine Netzwerk-Buchse fehlt und externe Monitore lassen sich lediglich über einen Mini-DisplayPort anschließen. Ein darüber verbundener DisplayPort-Bildschirm arbeitete ebenso wie ein DVI-Monitor, den wir über einen Mini-DisplayPort-auf-DVI-Adapter angeschlossen hatten; man kann allerdings keinen VGA-Monitor anbinden, indem man noch einen DVI-auf-VGA-Adapter dazunimmt. [Update, 08.04.2013] Über einen Mini-DisplayPort-auf-VGA-Adapter lassen sich VGA-Monitore anschließen. [/Update]

Beim Betrieb mit zwei Bildschirmen zeigte sich ein Manko: Das Full-HD-Display des Notebooks ließ sich nur mit seiner physikalischen Auflösung von 1920 × 1080 Bildpunkten betreiben. Da längst nicht alle Beamer so hohe Auflösungen unterstützen, wird häufig kein Clone-Betrieb gelingen, bei dem Beamer und Notebook-Display exakt das gleiche Bild zeigen, wie es manche Vortragende bevorzugen. Bei Fedora 18 und einer Vorabversion von Ubuntu 13.04 ließen sich auch kleinere Auflösungen für das Notebook-Display konfigurieren.

Das spiegelnde 13,3-Zoll-Display leuchtet mit bis zu 330 cd/m². Vom Einschalten bis zur Einsatzbereitschaft der Desktop-Oberfläche vergehen zirka 15 Sekunden. Aus dem Bereitschaftsmodus (ACPI S3/Suspend-to-RAM) erwacht das Ultrabook in knapp 4 Sekunden; der Ruhezustand funktionierte nicht. Mit dem Tool dd maßen wir auf der SSD eine sequenzielle Leserate von 482 MByte/s und eine Schreibrate von 247 MByte/s. Von einer per USB 3.0 angebundenen SSD konnte dd nur mit 126 MByte/s lesen, obwohl die Schreibrate 241 MByte/s betrug.

Erst nach einer Konfigurationsänderung ruft die Super-Taste das Dash auf, wie es bei Unity normal ist.

Die zu Testbeginn nicht funktionierende Taste war die Super-Taste, die beim XPS 13 Developer Edition wie bei den meisten Tastaturen ein Windows-Logo trägt. Diese Taste öffnet bei Unity normalerweise das Dash – das funktionierte auf dem XPS 13 erst, nachdem wir mit dem Gconf-Editor unter "/apps/compiz-1/plugins/unityshell/screen0/options/show_launcher" den Wert "<Super>" setzten.

Dell hat auch an anderer Stelle geschlampt und vergessen, einige Stromspartechniken einzuschalten. Darunter etwa die für den USB-Bluetooth-Chip und den des SATA-Port, an dem die SSD hängt. Bei primär-seitigen Messungen mit einem Leistungsmessgerät zeigte sich, dass alleine diese beiden den Leerlauf-Verbrauch von ursprünglich rund 12,5 Watt um mehr als 1 Watt senken konnten. Durch das Einschalteten weiterer Stromspartechniken ging der Wert sogar um 1,5 bis 2 Watt runter; solchen Messungen wohnt allerdings eine gewisse Ungenauigkeit inne, an denen auch der Akku Mitschuld hat, der sich nicht ausbauen lässt.

Im Auslieferungszustand hielt der Akku unseres Testgerätes ohne Belastung rund fünfeinviertel Stunden durch. Bluetooth und WLAN waren dabei aktiv und das Display war auf eine Helligkeit von 200 cd/m² eingestellt; der Browser zeigte eine Webseite, die minütlich zum Neuladen aufforderte.

Das XPS 13 ist mit Ubuntu rund 60 Euro günstiger als mit Windows.

Beim Erscheinen dieses Artikels listete der deutsche Online-Shop von Dell die XPS 13 Developer Edition nur in der Produktübersicht für mittelständische Unternehmen. Privatanwender können dort auch bestellen, müssen aber die Mehrwertsteuer draufschlagen – aus den im Dell-Shop angegeben 1050 Euro werden dann knapp 1250 Euro. Für eine mit Windows 8 ausgelieferte, ansonsten gleich ausgestattete Version des XPS 13 verlangt Dell netto rund 50 Euro mehr; normalerweise läge der Preisunterschied sogar bei 120 Euro, aber der Online-Shop gewährt beim Windows-Ultrabook derzeit 70 Euro Rabatt. Beide Ultrabooks versendet Dell derzeit kostenlos; bei Markteinführung hatte Dell für die Ubuntu-Version noch Versandkosten verlangt. (thl) (thl)