Galaxy S4 vorerst ohne Achtkerner

In den ersten Varianten des Galaxy S4 wird nicht etwa der vermeintlich schnelle und zugleich sparsame Exynos 5 Octa, sondern ein einfacherer Prozessor von einem anderen Hersteller stecken. Billig wird es trotzdem nicht.

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Von
  • Benjamin Benz

Der erste Big-Little-Prozessor Exynos 5 Octa lässt erst einmal noch auf sich warten, das Galaxy S4 startet zuerst einmal mit einem Qualcomm-Prozessor.

Das in der Nacht zu Donnerstag mit viel Tamtam in New York vorgestellte und bereits für April versprochene Galaxy S4 wird in Deutschland erst einmal nicht mit dem vermeintlichen Achtkernprozessor Exynos 5 Octa in den Handel kommen. Stattdessen gibt es eine LTE-Version mit 16 GByte und Quad-Core für 729 Euro. Gerüchte sprechen zudem von einer 64-GByte-Version für 849 Euro.

Auf der aufwendigen Veranstaltung in New York hat Samsung den Exynos 5 Octa sogar komplett verschwiegen, im Datenblatt taucht er aber nach wie vor auf. Einen Hinweis auf den Grund für diesen Rückzieher liefert Samsung Semiconductor: So hat der Hersteller des Systems-on-Chip (SoC) heute erklärt, dass die Massenproduktion des Exynos 5 Octa für das zweite Quartal 2013 geplant sei. Selbst wenn damit der 1. April gemeint wäre, passt das nicht zur Markteinführung des S4 im April. Denn es dauert üblicherweise rund sechs Wochen, bis ein Wafer alle nötigen Fertigungsschritte durchlaufen hat. Weitere Zeit fressen die Vereinzelung, das Packing und abschließende Tests. Erst dann kann Samsung Mobile den Chip einlöten.

Bei dem von Samsung Mobile nicht näher benannten Vierkerner mit 1,9 GHz handelt es sich vermutlich nicht um einen Vertreter aus Samsungs Exynos-Familie, sondern um Qualcomms Snapdragon 600. Dieser verwendet die von Qualcomm selbst entwickelten, aber ARMv7-kompatiblen Krait-300-Kerne. Allerdings hatte Qualcomm auf der CES erst für "Mitte 2013" mit kommerziellen Geräten mit Prozessoren dieser Generation in Aussicht gestellt.

Trotz der höheren Taktfrequenz wird der Snapdragon 600 in puncto Rechenleistung nicht an den Exynos 5 Octa herankommen. Das liegt aber nicht an der Kernzahl, sondern daran, dass der Cortex-A15 pro Taktzyklus mehr Rechenarbeit liefert als der Krait 300. Anders als der irreführende Namen andeutet, wirft auch der Octa nur vier Cortex-A15-Kerne ins Rennen. Die übrigen vier sind vom Typ Cortex-A7 und sollen nach dem Big-Little-Konzept von ARM dann übernehmen, wenn wenig Arbeit anliegt.

Einem anderen ARM-Produkt erteilt der Exynos 5 Octa übrigens eine Absage: Statt des üblichen Mali-Grafikkerns greift Samsung diesmal zum PowerVR SGX 544MP3 von Imagination Technologies. Sie soll aus drei Kernen zu jeweils vier Shader-Einheiten bestehen und bis zu 2560 × 1600 Pixel ausgeben.

Damit setzt Samsung nun auf ähnliche GPU-Kerne wie Apple. In deren iPhone 5 (A6) steckt der Dreikerner PowerVR SGX543MP3, der mit 325 MHz taktet. Gerüchten zufolge soll der SGX544MP3 im Samsung Galaxy S4 mit 533 MHz laufen – er wäre dann bei gleicher Kernzahl über 60 Prozent schneller und verarbeitet zudem Dreiecke wesentlich effizienter und bietet bessere Textureinheiten. Allerdings muss er auch ein größeres Display versorgen. Im Vergleich mit der iPad-4-GPU PowerVR SGX554MP4 zieht die Exynos-Octa-Grafikeinheit allerdings den Kürzeren. Jene hat gleich vier Kerne zu je 8 Shader-Einheiten – also 32 statt nur 12 Shader – die mit 300 MHz laufen.

Mehr zum Big-Little-Konzept lesen Sie übrigens in der kommenden Ausgabe von c't (8/13) (bbe)