Autobauer tricksen bei den Verbrauchsangaben

Mit legalen Manipulationen machen Autohersteller die ohnehin schon realitätsfremden Verbrauchswerte vollends zur Farce.

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Mit legalen Manipulationen machen Autohersteller die ohnehin schon realitätsfremden Verbrauchswerte vollends zur Farce.

Dass die offiziellen Verbrauchswerte von Autos wenig mit dem realen Spritkonsum zu tun haben, dürfte jeder Autofahrer wissen. Neu aber ist, dass sich die Schere zwischen Theorie und Praxis in den letzten Jahren noch weiter geöffnet hat. Der Grund: Je wichtiger Spritverbrauch beziehungsweise CO2-Ausstoß als Verkaufsargumente werden, desto mehr steigt auch der Anreiz, bei den Werten zu tricksen. Ein Bericht der Brüsseler Nichtregierungs-Organisation „Transport & Environment“ zählt mehr als ein Dutzend Wege auf, mit denen Autohersteller ihre CO2-Werte aufhübschen: Reifen werden stärker aufgepumpt, Karosseriefugen abgeklebt, spezielle Leichtlauföle eingefüllt, Batterien während des Testzyklus nicht nachgeladen, und so weiter.

Ein unabhängiges Prüfinstitut hat bei modernen Fahrzeugen laut „Transport & Environment“ allein beim Rollwiderstand eine Abweichung von 37 Prozent zwischen offiziellen Herstellerangaben und eigenen Messungen festgestellt; bei älteren Autos waren es nur 19 Prozent. Insgesamt summieren sich die Manipulationen auf 19 bis 28 Prozent des Spritverbrauchs.

Wohlgemerkt geht es hier nicht um die hinlänglich bekannte Diskrepanz zwischen dem ohnehin völlig veralteten und praxisfernen „Neuen Europäischen Fahrzyklus“ (NEFZ) und dem Alltagsverbrauch. Die Zahlen beziehen sich auf den Unterschied zwischen den NEFZ-Ergebnissen von speziell präparierten Testfahrzeugen im Vergleich zu unmanipulierten Serienwagen.

Die EU-Kommission schätzt, dass etwa ein Drittel der Verbrauchssenkung, die Hersteller auf dem Papier zwischen 2002 und 2010 erreicht haben, nur auf einen trickreicheren Umgang mit den Testverfahren zurückzuführen ist. Das ist nicht nur für den einzelnen Kunden ärgerlich, auch für die Gesellschaft – die irreführend niedrigen Werte verfälschen den CO2-Flottenausstoß und entziehen dem Staat Steuereinnahmen.

Transport & Environment betont, dass die Autobauer die Richtlinien lediglich „kreativ ausgelegt“, aber nicht gegen sie verstoßen hätten. Das sei bei so laxen Regeln auch gar nicht nötig. Als Konsequenz fordert die Gruppe, die Einführung des realitätsnäheren Testverfahrens „WLTC“ von 2017 auf 2016 vorzuziehen. Die Autolobby aber kämpft laut Transport & Environment darum, erst 2021 mit dem WLTC konfrontiert zu werden. Außerdem schlägt Transport & Environment vor, die Tests künftig von unabhängigen Institutionen durchführen zu lassen. Bisher werden diese von den Autoherstellern selbst bezahlt. (grh)