Kurz vorgestellt: Nikon 1 S1 und Nikon 1 J3

Winzlinge auf Augenhöhe? Mit S1 und J3 steigen Fotografen ins Nikon-1-System ein. Die beiden Schwestern unterscheidet ihr Sensor. Wie sich das bemerkbar macht, haben wir getestet.

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(Bild: Nikon)

Die Nikon-1-Familie hat ein neues Mitglied: die S1. Sie bildet nun den Einstieg in das spiegellose System. Damit übernimmt sie den Part, den vorher noch die J-Serie ausfüllte. Diese gibt es nun als J3 bereits in der dritten Generation. Was S1 und J3 unterscheidet haben wir für Sie zusammengetragen und im Labor getestet.

Ausstattung. Die erwachsenere Kamera ist die Nikon 1 J3. Sie hat den aktuellen 14-Megapixel-Sensor, der auch in der größeren V2 arbeitet. Bei der S1 setzt Nikon noch auf den älteren 10-Megapixel-Chip. Hier bekommt der Kunde also bei gleichem Sensor-Format (CX, 13,2 mm × 8,8 mm) weniger Megapixel, was grundsätzlich kein Nachteil ist. Des Weiteren unterscheiden sich die Schwestern beim Display. Während das 3-Zoll-LCD der J3 mit 921.000 Bildpunkten auflöst, kommt der 3-Zoll-Monitor der S1 nur auf 460.000 Pixel.

Abstriche müssen S1-Käufer auch beim Gehäuse machen. Nikon hat die J3 mit Aluminium umkleidet während sich die S1 in Plastik kleidet. Ansonsten gleichen sich die beiden spiegellosen Systemkameras in ihrer Ausstattung stark.

(Bild: Nikon)

Alle technischen Daten finden Sie in unserer Kameradatenbank: Nikon 1 J3 und Nikon 1 S1.

Preis. Beide Kameras sind im Kit erhältlich. Die S1 mit Nikkor 11-27,5 mm f/3.5-f/5.6 kostet knapp 520 Euro (UVP), die J3 mit Nikkor VR 10-30 mm f/3.5-f/5.6 liegt bei knapp 650 Euro (UVP).

Handhabung. S1 und J3 richten sich an Fotografen, die der Elektronik gern alle Einstellungen überlassen – das macht das Bedienkonzept sehr deutlich.

(Bild: Nikon)

Das Gehäuse der S1 wirkt besonders puristisch: ON/OFF-Schalter, Auslöser, Videotaste, Drehrad, Menü-, Wiedergabe- und Papierkorbtaste – fertig. Bei der J3 kommt noch ein oberes Wahlrad für die Aufnahmemodi hinzu. Dabei sind P, A, S und M, außerdem Motivprogramme und Filtereffekte. Individuell belegbare Funktionstasten fehlen.

(Bild: Nikon)

Ohne Blick ins Handbuch, wird der eine oder andere Nikon-1-Neuling den Kameras ihre manuellen Geheimnisse nicht entlocken können. Nikon hat sie tief im Menü vergraben. Das geht bereits bei der ISO-Einstellung los. Diese findet sich im Menüpunkt "Bildverarbeitung"; Fokusmodi oder Belichtungsmessung findet man hingegen über "Fotografieren". Insgesamt ist das eine ziemliche Klickerei. Gut ist, dass zumindest die J3 die Historie bereitstellt – eine Art Schnellmenü zu den zuletzt benutzten Funktionen. Das erspart das Kramen und macht die wichtigsten Einstellungen in einem Fenster erreichbar.

Gewöhnungsbedürftig ist das Fokussieren mit den Kit-Objektiven. Hier wird nicht etwa über einen Fokusring an der Optik scharf gestellt, sondern über das Menüwahlrad rechts neben dem Display. Praktischer Helfer ist die Fokuslupe, die einen freiwählbaren Bildausschnitt um ein Vielfaches (2-fach, 5-fach oder 10-fach) vergrößert.

Bildkritik. Alt gegen Neu. Das Bildduell zwischen Nikon 1 S1 und Nikon 1 J3 ist ein Duell zwischen Sensoren verschiedener Generationen. Dazu kommt, dass Nikon dem J3-Sensor deutlich mehr Pixel spendiert.

Es sei vorweg gesagt: Die S1 und ihr Kit-Objektiv sind ein gutes Gespann. Hinter der edleren J3 müssen sie sich nicht verstecken. Ganz im Gegenteil. Im Labor präsentiert sich die S1 als äußerst ausgewogene Kamera.

Gemeinsam mit dem Nikkor 11-27,5 mm f/3.5-f/5.6 erreicht sie bei ISO 100 im Weitwinkel- und im Standardbrennweitenbereich eine zentrale Auflösung von über 90 Prozent. Auch zu den Bildrändern hin fällt diese kaum bis gar nicht ab. Der Telebereich bildet allerdings die Schwachstelle der Optik. Ab ISO 400 fällt die Auflösung stetig, bleibt aber bis in hohe ISO-Zahlen auf einem gutem Niveau.

Das belegen auch unsere Beispielbilder an der Testszene: Feine Details und Strukturen wie an Jutesack und Platine werden klar und kontrastreich dargestellt, selbst bei ISO 1600 wirken sie noch natürlich und nicht zu weich gerechnet. Positiv: Die Maserung der Holzpalette ist zumindest bei ISO 6400 noch zu erahnen und nicht zur glatten, einfarbigen Fläche mutiert.

Große Schwester in Bedrängnis

Die größere Schwester Nikon 1 J3 kann die S1 mit ihrem Kit-Objektiv nicht übertrumpfen. Bei ISO 160 schafft das Team über alle Bildwinkel etwas mehr als 80 Prozent der theoretisch möglichen Auflösung. Anders als beim S1-Gespann ist diese aber viel gleichmäßiger über alle Brennweitenbereiche verteilt. Der Abfall ist kontinuierlich aber nicht drastisch. Zum Vergleich haben wir das Kit-Objektiv der S1 an die J3 geschraubt und deutlich davon profitiert – zumindest im Weitwinkel und bei mittlerer Brennweite.

Tatsächlich ist der Bildeindruck auch bei geringeren ISO-Zahlen weicher als bei der S1. Die Maserung der Holzpalette wirkt nicht so klar, die Strukturen der Platine nicht so kontrastreich. Außerdem neigt die J3 anders als die S1 etwas zum Unterbelichten.

Nikon 1 S1 und Nikon 1 J3: Rauschentwicklung im Vergleich (8 Bilder)

Nikon 1 S1 bei ISO 100

Nikon 1 S1 mit Nikkor 11-27,5 mm f/3.5-f/5.6 bei 49 mm, f/4.5, 1/25 s, ISO 100 In unserer Fotostrecke zeigen wir im Folgenden die Rauschentwicklung beider Kameras im Vergleich. Wir haben uns für eine 1:1-Darstellung entschieden. Aufgrund der unterschiedlichen Megapixelzahlen sind die Ausschnitte nicht deckungsgleich. Die Vergleichsfotos wurden allesamt mit dem Nikkor 11-27,5 mm f/3.5-f/5.6 gemacht.

Beim Rauschen liegen die Kameras zunächst gleich auf. Auf ihrer niedrigsten ISO-Stufe erreichen beide einen Visual-Noise-Wert von 1,8 beziehungsweise 1,9. Bei ISO 800 geht die S1 über 3, die J3 erreicht diesen Wert zumindest im Labor nicht. Im direkten, subjektiven Bildvergleich fällt das nicht stark ins Gewicht. Im Gegenteil: Die Körnung der S1 ist feiner. Dazu kommt, dass die J3 bei ISO 6400 erkennbar mit Farbstichen kämpft.

Nikon 1 S1 und Nikon 1 J3: Beispielfotos (8 Bilder)

Nikon 1 S1

Nikon 1 S1 mit Nikkor 11-27,5 mm f/3.5-f/5.6 bei 49 mm, f/4.5, 1/15s, ISO 100

Fazit. Nikon 1 S1 und Nikon 1 J3 begegnen sich auf Augenhöhe. Bei der Bildqualität ist die S1 mit ihrem Kit-Objektiv sogar im Vorteil. Doch was rechtfertigt dann den Preisunterschied von rund 100 Euro zwischen den Kameras? Zum einen ist die J3 in Sachen Ausstattung im Vorteil: Sie hat das robustere Aluminiumgehäuse, die S1 ist ein "Plastikheimer". Auch beim Display liegt die J3 in Sachen Auflösung vorne.

Dazu kommt, dass Nikon das Kit-Objektiv der J3 mit einem Bildstabilisator (VR) ausstattet, was gerade bei ungünstigeren Lichtbedingungen sehr nützlich sein kann. Nicht zuletzt bietet die J3 durch ihr Historien-Menü und ihr Modi-Wahlrad einen kleinen Vorteil bei der Handhabung. Ob das wirklich den Preisaufschlag wert ist, kann nur jeder Fotograf für sich selbst entscheiden. (ssi)