Innorobo: Investoren interessieren sich für Serviceroboter

Auf dem Gebiet der Servicerobotik erwarten Experten in den nächsten Jahren immense Umsatzzuwächse. In Lyon werden aber auch Geräte gezeigt, die wohl nicht wirklich als Roboter durchgehen.

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Von
  • Hans-Arthur Marsiske

Wer Roboter verkaufen will, muss eine große Klappe haben und darf vor Superlativen nicht zurückscheuen...

(Bild: Hans-Arthur Marsiske)

Serviceroboter sind offenbar schwer angesagt. Alle Marktstudien kämen zu dem Ergebnis, dass in den nächsten drei Jahre ein Wachstum von 4,2 auf 22 Milliarden US-Dollar zu erwarten sei, rechnen die Organisatoren der Branchenshow Innorobo in ihrer Programmbroschüre vor. Sie beziehen sich dabei namentlich auf die jährliche Erhebung der International Federation of Robotics, die allerdings in ihrer letzten Studie die Zahlen 3,6 und 16,3 Milliarden nennt. Sei‘s drum. Solche Prognosen sind ohnehin nicht einklagbar und dienen in erster Linie dazu, gute Stimmung zu machen.

...schließlich ist die Konkurrenz nur einen Messestand entfernt.

(Bild: Hans-Arthur Marsiske)

Etwas anderes sind die Einschätzungen derjenigen, die grundsätzlich bereit sind, Geld in Robotikfirmen zu stecken. Es käme auf die richtigen Leute an, die richtige Anwendung und einen ausreichend großen Markt, lautete die allgemeine Einschätzung bei einem Podium mit Venture-Capital-Vertretern. Aus der Sicht dieser Investoren hat sich offensichtlich etwas geändert: Noch vor zehn Jahren hätten Robotikfirmen keine Chance gehabt, Kapital einzuwerben. Das habe sich geändert. Und der Schwerpunkt des Interesses liegt bei den Servicerobotern. „Konzentrieren Sie sich auf den Consumer Market, nicht auf Industrieroboter“, riet Dmitry Grishin, Gründer von Grishin Robotics, der zunächst einmal 25 Millionen US-Dollar für Robotikprojekte bereitgestellt hat.

Ob davon etwas in eins der fünf Start-up-Unternehmen fließt, die ihre Konzepte den Investoren und einem interessierten Publikum vorstellten, wird sich zeigen. Am solidesten wirkte die Präsentation von Marco Barbosa, der für die portugiesische Firma Selftech einen autonomen Rasenmäher zur Pflege von Golfplätzen vorstellte und den Betreibern solcher Plätze eine jährliche Ersparnis von 10.000 bis 37.500 Euro versprach. Wenn diese Zahlen einer genaueren Überprüfung standhalten, mag das nötige Kapital zusammenkommen, um den Prototyp zum fertigen Produkt weiterzuentwickeln. Auf Nachfragen aus dem Publikum konnte Barbosa jedenfalls sicher antworten.

Zwei unterschiedliche Lösungen zur Mobilität: Mit den SpnKIX (links) dürfte man schneller vorankommen – jedenfalls auf glatten Böden.

(Bild: Hans-Arthur Marsiske)

Nicht immer ist Robotertechnik aber gleich als solche zu erkennen. So will das französische Start-up FiveFive im kommenden Quartal eine Lampe auf den Markt bringen, die über das iPhone kontrolliert werden kann und den Anwender zum Lichtdesigner macht. Und die 2012 gegründete französische Firma BigRobots zeigt an ihrem Messestand motorisierte Rollschuhe, die den Benutzer auf bis zu 16 km/h beschleunigen sollen. Eine Stunde hält der Akku, dann muss er für vier bis fünf Stunden ans Ladegerät. Entwickelt wurden die SpnKIX (gesprochen: spin-kicks) in Kalifornien. Sie waren eine der großen Attraktionen bei der Consumer Electronics Show in Las Vegas und sind dank BigRobots für 700 Euro jetzt auch in Europa erhältlich. Als neue Variante der Elektromobilität werden sie sich im Stadtverkehr wohl eher nicht durchsetzen, sondern dem Freizeitvergnügen vorbehalten bleiben. Wer sich die Dinger an die Füße schnallt, mag sich vielleicht ein bisschen wie ein radgetriebener Roboter fühlen, den schon kleinste Unebenheiten aus der Bahn werfen oder ganz blockieren können.

Das zukünftige Leben in Megacities ist ein Thema der Innorobo. Am Stand der südkoreanischen Firma Robotron gibt es schon mal eine Miniversion.

(Bild: Hans-Arthur Marsiske)

(mho)