Festnetz/DSL: Miete für die "letzte Meile" steigt leicht

Richtig zufrieden werden beide Seiten nicht mit der Entscheidung der Bundesnetzagentur sein: Die Telekom bekommt die beantragte Erhöhung der TAL-Miete keineswegs in vollem Umfang; die Konkurrenten stöhnen, dass die Miete überhaupt erhöht wurde.

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Von
  • Jürgen Kuri

Die Bundesnetzagentur hat kurz vor Ostern noch ihre Entscheidung über die monatlichen Kosten bekannt gegeben, zu denen Konkurrenten der Telekom die Teilnehmenranschlussleitung (TAL, "letzte Meile") mieten können. Für die TAL zwischen Hauptverteiler und Kunde darf die Telekom statt 10,08 Euro künftig 10,19 Euro verlangen. Falls die Konkurrenz Zugang zur TAL erst ab dem Kabelverzweiger (den Verteilerkästen am Straßenrand) benötigt, sinkt der monatliche Mietpreis von 7,17 Euro auf 6,79 Euro.

Immerhin twitterte die Telekom schon einmal, es sei ein gutes Signal für den Breitbandausbau, dass die Bundesnetzagentur erstmals seit 14 Jahren keine Absenkung beim TAL-Mitpreis verfüge. Beantragt hatte die Telekom zwar eine Steigerung des TAL-Mitpreises von insgesamt 10,08 auf 12,37 Euro – nachdem aber bei der vorherigen TAL-Entscheidung statt einer Erhöhung von 10,20 auf 12,90 Euro eine Absenkung auf die nun noch bis Ende Juni gültigen 10,08 Euro herausgekommen war, erwartete man sich bei der Telekom wohl nicht allzu viel. Der Bonner Konzern sieht aber in stabilen TAL-Mieten einen Investitionsanreiz für Glasfasernetze und weiß dabei regionale Netzbetreiber wie Netcologne oder M-Net an seiner Seite. "Wir nehmen EU-Kommissarin Neelie Kroes beim Wort und erwarten konkrete Anreize für unsere milliardenschweren Investitionsvorhaben", hatte Deutschland-Chef Niek Jan van Damme bei der Beantragung der neuen TAL-Miete erklärt.

Ganz anders sieht das erwartungsgemäß die Konkurrenz, die wie die Telekom ebenfalls den Breitbandausbau als Argument ins Feld führt. Fast reflexartig schickte der VATM (Verband der Anbieter von Telekommunikations- und Mehrwertdiensten) seine Mitteilung in die Welt hinaus: "Die investierenden Unternehmen verlieren durch die Entscheidung, die Miete für die Teilnehmeranschlussleitung vom Hauptverteiler bis zum Kabelverzweiger um 49 Cent zu erhöhen, Millionen Euro. Anreize werden nicht ausreichend gesetzt", beklagte VATM-Präsident Peer Knauer die Entscheidung der Bundesnetzagentur. Der Breitbandausbau werde mit zusätzlichen Kosten in Millionenhöhe belastet, während die Telekom Millionen für ihren eigenen Breitbandausbau in den ohnehin bereits gut versorgten wettbewerbsintensiven Regionen gewinne. "Wir hätten selbst auf Basis europäischer Durchschnittspreise und den Vorgaben der EU für deutlich unter neun Euro für die gesamte TAL-Länge kommen müssen", betonte Knauer.

Die Bundesnetzagentur sieht in ihrer Entscheidung aber den richtigen Weg, um den Ausbau schneller Breitbandanschlüsse voranzutreiben.Der Vorschlag sei das Ergebnis eines "sehr sorgfältig und transparent durchgeführten" Verfahrens und stelle einen fairen Kompromiss zwischen den Interessen der Marktakteure dar, erklärte Netzagentur-Präsident Jochem Homann. Die Entscheidung der Bundesnetzagentur ist ersteinmal vorläufig. Bevor sie endgültig in Kraft treten kann, müssen noch die EU-Kommission und die anderen europäischen Regulierer gehört werden. (jk)