Marktkapitalisierung: Bitcoin knackt Milliarden-Grenze

Der Höhenflug der virtuellen Währung Bitcoin geht weiter: Die Marktkapitalisierung in US-Dollar hat die Miliiarden-Grenze überschritten. Allein im März hat sich der Wechselkurs fast verdreifacht.

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Die virtuelle Währung Bitcoin hat bei ihrem Höhenflug einen neuen Gipfel erreicht: Die Marktkapitalisierung (Menge der Bitcoins mal Wechselkurs) überstieg am Donnerstag erstmals die Marke von einer Milliarde US-Dollar, am heutigen Freitag lag sie kurzzeitig wieder darunter. Zur Stunde wird die Währung bei der wichtigsten Bitcoin-Börse Mt. Gox mit rund 94 US-Dollar beziehungsweise 72 Euro gehandelt.

Bereits Anfang März hatte die Währung ihr altes Allzeithoch von 31,91 US-Dollar aus dem Jahr 2011übertroffen. Seitdem explodierte der Kurs regelrecht und hat sich in wenigen Wochen fast verdreifacht. Anfang Januar wurde Bitcoin noch für unter 15 US-Dollar gehandelt.

Unaufhaltsamer Aufstieg: Die Marktkapitalisierung in US-Dollar seit April 2012.

(Bild: Blockchain.info)

Als mögliche Gründe für den Höhenflug bieten sich vielfältige Erklärungen an. Zahlreiche Beobachter sehen die Eurokrise, deren jüngstes Opfer Zypern gerade Gegenstand der Berichterstattung ist, als starke Motivation für viele Marktakteure. Denn immerhin ist Bitcoin eine Währung, die unabhängig von Zentralbanken und staatlichem Zugriff von jedem Nutzer mit speziellen Client-Programmen erzeugt werden kann. Zudem ist die Geldmenge von vornherein auf 21 Millionen Bitcoin begrenzt, weshalb das Krypto-Geld mitunter als Schutz vor Inflation und Fluchtwährung gesehen wird, bisweilen sogar als das digitale Gold.

Unter anderem ließ sich laut einem Bericht von Wired beobachten, wie Bitcoin-Apps für Android und iOS in Ländern krisengeschüttelten Ländern wie Spanien schlagartig an Beliebtheit gewannen. Ebenfalls wurde der erste Bitcoin-Geldautomat angekündigt, der in Bälde in Zypern aufgestellt werden soll.

Ein weiterer, vielleicht nachhaltigerer Faktor dürfte sein, dass sich vor allem im Netz immer mehr Akzeptanzstellen für Bitcoin-Transaktionen finden – weit abseits des Drogen- und Waffenhandels im Schwarzmarkt Silk Road. Zuletzt erklärten etwa der US-Hoster Namecheap, der Blogging-Dienst Wordpress und die Social-News-Site Reddit, Zahlungen in Bitcoin anzunehmen. Der größte Bitcoin-Zahlungsabwickler Bitpay vermeldete laut Bitcoin-Magazine allein für die ersten 25 Tage des März ein abgewickeltes Transaktionsvolumen im Wert von zwei Millionen US-Dollar. 2012 waren es im ganzen Jahr nur drei Millionen US-Dollar. Nach eigenen Angaben wickelt das Unternehmen derzeit Zahlungen für insgesamt 4000 Geschäftskunden ab, ein Zuwachs um 1600 seit Anfang Januar..

Weniger Spektakulär, aber dennoch steigend: Die Anzahl täglicher Transaktionen mit Bitcoin seit April 2012.

(Bild: Blockchain.info)

Ebenfalls könnte ein steigendes Interesse von Großanlegern und institutionellen Investoren den Bitcoin-Trend beflügeln. Dem Handel mit der virtuellen Währung öffnet sich nämlich nach und nach der Zugang zum Bankensystem, inklusive etwa einer Einlagensicherung für Guthaben: So gab das Startup Coinlab bekannt, für die Börse Mt. Gox als Clearing-Stelle zu fungieren. Die Bitcoin-Guthaben werden bei der Silicon Valley Bank deponiert, die ebenfalls mit an Bord bei der Kooperation ist. Bereits im Dezember erhielt die Börse Bitcoin-Central die Erlaubnis für eine ähnliche Partnerschaft – mit dabei sind der französische Zahlungsabwickler Aqoba sowie die Bank Credit Mutuel. Kürzlich kündigte die US-Regierung an, Bitcoin unter das Geldwäschegesetz zu stellen.

Gleichzeitig gibt es neue Investitionsvehikel für Personen mit dem nötigen Kleingeld: So wurde auf Malta Anfang März der erste bitcoinbasierte Hedgefonds gegründet, geführt von der Investmentfirma Exante. Die Mindestsumme für Investitionen liegt bei 100.000 US-Dollar. Ebenso hat die ehemalige Bitcoin-Börse Tradehill ihr Comeback angekündigt – laut Bericht aber als eine Art exklusiver Investmentclub, unter anderem für außerbörsliche Unternehmensbeteiligungen.

Sorgen um Sicherheitsprobleme, die den Wechselkurs wieder abstürzen lassen könnten – bestes Beispiel der Einbruch bei Mt. Gox im Jahr 2011 –, scheinen die Euphorie nicht zu trüben. Die technischen Schwierigkeiten Anfang März, die einen kurzzeitigen Handelsstopp und einen Kurssturz um 23 Prozent nach sich zogen, bremsten den Höhenflug jedenfalls nicht.

Insgesamt kann man die Rasanz der jüngsten Entwicklung als ein Zeichen für das große Potential der Währung sehen – ebenso aber auch als eine Spekulationsblase, die in absehbarer Zeit wieder in sich zusammenfällt. Wagemutige können zumindest schon mal ein neues Kursziel anpeilen: Ein irischer Buchmacher nimmt bereits Wetten auf den Kurs von 500 US-Dollar an. (axk)