Die Woche: Anerkennung für freie Software

Die Aufregung war groß, als das Senden der Nutzerstatistik in CyanogenMod auf einmal nicht mehr optional sein sollte. Verlangen Entwickler zuviel, wenn sie für kostenlose Software Informationen wollen?

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Die von einer Community entwickelte modifizierte Android-Firmware CyanogenMod steht im Netz kostenlos zum Download bereit. Von der unbezahlten Arbeit der Entwickler profitieren viele Anwender: Zahlreiche ältere Mobiltelefone lassen sich dank CyanogenMod mit einer aktuellen Android-Version betreiben und wer aktuelle Geräte damit nutzt, befreit diese damit vom Ballast lästiger Hersteller-Software und gewinnt zusätzliche Funktionen.

Eine Gegenleistung jenseits der Anerkennung einzelner Nutzer in Foren und Social Media erhalten die Entwickler dafür nicht. Ist es da zuviel verlangt, wenn sie einen Überblick darüber haben wollen, wie viele Menschen ihre Software in welcher Version auf welchen Geräten in welchen Ländern verwenden? CyanogenMod ist ein Projekt, in das viele Entwickler ihre Freizeit investieren. Die Nutzerinformationen könnten dazu beitragen, die Entwicklung gezielter voranzutreiben und die kostbare Zeit nicht mit Dingen zu verschwenden, die kaum jemand nutzt.

Die Änderung und was übertragen wird, wurde ganz offen kommuniziert: neben einer anonymisierten, eindeutigen Geräte-ID, die anhand der IMEI oder MAC-Adresse errechnet wird, der Gerätetyp, die CyanogenMod-Version sowie Land und Provider. Anhand der Geräte-ID lassen sich CM-Geräte wiedererkennen – so wird nicht jede Installation einer neuen über eine alte CM-Installation als neuer Nutzer gezählt. Dokumentieren die so erfassten Zahlen die große Nutzergemeinde, lassen sich auch die Gerätehersteller leichter zur Zusammenarbeit bewegen.

Bereits seit CM7 verschickt das Custom-ROM anonymisierte Nutzerdaten, sofern der Anwender diese Funktion nicht deaktiviert. Diese Option hatte CyanogenMod-Chefentwickler Steve Kondik (cyanogen) aus der aktuellen CM-Version 10.1, die aus den Android-4.2-Quellen entsteht, entfernt. Die CM-Entwickler haben dabei auf Transparenz gesetzt und die Anwender umgehend informiert. So mancher App-Entwickler sollte sich daran ein Beispiel nehmen: Viele Android-Apps fragen nicht lange und fordern einfach weitgehende Rechte an, ohne dem Anwender zu erklären, wofür diese benötigt werden.

Dass das CyanogenMod-Projekt die Nutzerdaten mit Google Analytics auswerten will, hat die Bedenken vieler Kritiker nur verstärkt. Das Hosten und Pflegen einer Open-Source-Lösung wie Piwik wäre sicher die bessere Alternative, würde aber zusätzlich Geld und Zeit kosten.

CyanogenMod-Chefentwickler Steve Kondik ist nach wie vor davon überzeugt, dass das Anliegen der Entwickler legitim ist, will aber auch die Wünsche der Anwender nicht ignorieren und hat das Opt-out für die Nutzerstatistik wieder eingebaut. Unter Umständen hat die Aktion ihr Ziel aber trotzdem erreicht: Viele Anwender haben dem CyanogenMod-Projekt in der Diskussion den Rücken gestärkt, seine Arbeit gelobt und betont, dass sie bereit sind, die Statistikfunktion auch freiwillig zu aktivieren. Die entstandene Diskussion dürfte vielen deutlich gemacht haben, wie wichtig Nutzerstatistiken für die Entwickler sind, und sie sind nun womöglich eher bereit, freiwillig Daten beizutragen.

Auf der anderen Seite hat die Diskussion auch mal wieder die Erwartungshaltung und Gratis-Mentalität vieler Anwender verdeutlicht: Entwickler sollen Software bitteschön kostenlos liefern – und auf jegliche Gegenleistung verzichten. (lmd) (lmd)