Radeon HD 3870 X2: High-End-Grafikkarte mit zwei GPUs

AMD lässt zwei Radeon-HD-3870-Chips parallel arbeiten und will damit eine theoretische Rechenleistung von über einem TFLOPS auf einer Grafikkkarte vereinen.

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Von
  • Manfred Bertuch

Auf der Radeon HD 3870 X2 arbeiten zwei Radeon-HD-3870-Chips (Chipcode R680) im CrossFire-Verbund parallel und sollen damit annähernd zweimal so viel Leistung erreichen wie ein einzelner 3870-Chip. Es sind theoretisch sogar mehr als 100 Prozent Steigerung möglich, weil AMD die beiden Chips auf der Dual-GPU-Karte mit 825 MHz arbeiten lässt, während es auf der Radeon HD 3870 nur 775 MHz sind. Laut AMD ist die Radeon HD 3870 X2 dank ihrer insgesamt 640 Shader-ALUs die erste Grafikkarte mit einer Rechenleistung von über einem TFLOPS.

Auf AMDs Radeon HD 3870 X2 arbeiten zwei Grafikchips parallel am Aufbau der Spielegrafik.

Die beiden Grafikchips berechnen im AFR-Modus (Alternate Frame Rendering) abwechselnd ein Bild. Da nur eine der beiden GPUs mit den Ausgängen verbunden ist, muss die gegenüberliegende GPU ihre Daten an den anderen Grafikchip übertragen, damit dieser sie an den Monitor schicken kann. Jedem der beiden Grafikchips steht ein 512-MByte-Speicher zur Seite, der über einen 256 Bit breiten und 900 MHz schnellen Datenbus angebunden ist. Eine 3870-Karte arbeitet allerdings mit 1125 MHz Speichertakt und ist beim Datentransfer 25 Prozent schneller. Offenbar sieht AMD den Engpass bei der Rechenleistung und nicht bei der Übertragungsrate des Speichers. Wegen der Doppelspeicherung aller Daten addieren sich die Speichergrößen nicht zu einem GByte, sondern nur die Übertragungsgeschwindigkeiten zu der eines 512-Bit-Speichers. Die beiden GPUs kommunizieren über einen PCI-Switch mit dreimal 16 Daten-Lanes untereinander und mit dem System. Weil der Switch nur mit PCIe-1.0-Geschwindigkeit arbeiten kann, geht die PCIe-2.0-Fähigkeit der GPUs leider verloren.

Die Grafikkarte soll das Netzteil bei maximaler Aktivität mit 196 Watt belasten, durch den in den GPUs integrierten Stromsparmechanismus PowerPlay kann er aber auch auf beispielsweise 110 Watt sinken, wenn das Spiel nicht die maximale Leistung abfordert. Die Radeon HD 2900 XT entnimmt dem Netzteil im 3D-Modus dagegen dauerhaft 200 Watt. Im 2D-Modus soll die Leistungsaufnahme 47 Watt betragen. Für die externe Stromzuführung sind eine sechs- und eine achtpolige Buchse vorgesehen. Solange man die Karte nicht übertakten will, reicht an der achtpoligen Buchse auch ein sechspoliges Kabel.

Der 2-Slot-Lüfter entspricht dem Design auf der 3870 und befördert die Abwärme über Schlitze im Slotblech aus dem Rechnergehäuse. Die PCIe-Karte ist mit insgesamt 26,5 cm noch einmal 3,5 cm länger als eine Radeon HD 3870. Die 3870 X2 soll nach Aussage von AMD nicht auf Mainboards mit AMD- oder Intel-Chipsatz beschränkt sein, sondern hat auch in Rechnern mit Nvidia-Chipsatz erfolgreiche Tests absolviert. AMD will noch in diesem Quartal CrossFireX für die 3870 X2 anbieten. Dazu besitzt die Karte einen CrossFire-Kanal, über den man zur weiteren Steigerung der 3D-Leistung zwei Exemplare koppeln kann.

In ersten Tests mit dem Dschungel-Shooter Crysis ist die Dual-GPU-Karte bei 1280 × 1024 Bildpunkten und maximalen Effekten um 58 Prozent schneller als eine 3870 und übertrifft mit 26 Bildern/s auch das schnellste Konkurrenzmodell – eine GeForce 8800 Ultra –, die 24 Bilder/s erreicht. Mit zweifachem Antialiasing und der Qualitätseinstellung "high" kann sie 30 Bilder/s berechnen und fällt damit minimal hinter die 31 Bilder/s der Konkurrenz zurück. In World in Conflict und Call of Juarez kann sich die X2-Karte dagegen kaum von einer 3870 absetzen und unterliegt auch der Konkurrenz. Offenbar eignet sich die Dual-GPU-Karte bei diesen Spielen in erster Linie für hohe Auflösungen von 1920 × 1200 Bildpunkten und mehr, bei denen sie nach Aussage von AMD zwischen 80 und 100 Prozent schneller sein soll, als eine einfache 3870-Karte.

AMDs Partner wollen die Radeon HD 3870 X2 in den nächsten Tagen für rund 400 Euro anbieten. Das Modell von HIS soll mit einem Speichertakt von 1000 MHz die Vorgaben von AMD noch übertreffen. Als relativ sicher gilt die noch inoffizielle Information, dass Konkurrent Nvidia noch im Februar eine Dual-GPU-Karte vorstellen wird, die mit zwei GeForce-8800-GT-Chips arbeitet. (Manfred Bertuch) / (anw)