SPD-nahe Agentur kürt Steinbrück zum tollsten Facebook-Politiker

In einem komplizierten Index, bei dem auch Kommentare berücksichtigt werden, schneidet der bisher nicht als Social-Media-Experte aufgefallene SPD-Kanzlerkandidat besser ab als Angela Merkel und Horst Seehofer.

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Von
  • Peter Mühlbauer

Der SPD-Kanzlerkandidat Peer Steinbrück erregte in der Vergangenheit nicht unbedingt durch eine besondere Affinität zu Sozialen Medien Aufsehen. Zu Twitter meinte er beispielsweise noch im Herbst, er werde den Dienst nicht benutzen. Und bei einem Anfang Februar für ihn eingerichteten "Peerblog" kam heraus, dass er von nicht namentlich bekannten "Unternehmerpersönlichkeiten" finanziert wurde. Nach überwiegend negativer Medienberichterstattung und Fragen nach der Legalität wurde das Blog bereits nach wenigen Wochen wieder eingestellt. An den als offizielle Begründung dafür aufgeführten "Hackerangriffen" meldete der Serverbetreiber Strato entschiedene Zweifel an.

Um so mehr überrascht ein vor wenigen Tagen vorgestellter "Facebook-Interaktions-Index" der Marketingagentur Goldmedia, in dem der geborene Hamburger vor zehn anderen bekannten "PolitikerInnen" an der Spitze liegt. Eine Erklärung dafür ist, dass für das Ranking nicht nur Äußerungen der Politiker auf Facebook, sondern auch solche von Besuchern herangezogen wurden. Der komplizierte Index mit unterschiedlicher Gewichtung mehrerer Faktoren wirkt allerdings konstruiert: Hätte man nur die Anzahl der Fans zum Maßstab genommen, dann würde statt Steinbrück Angela Merkel das Ranking anführen – und bei den meisten Nutzerkommentaren läge Horst Seehofer vorn.

Wie der Branchendienst Meedia recherchierte, heißt der Geschäftsführer der erst 2010 gegründeten Agenturtochter Goldmedia Political & Staff GmbH Clemens Appel. Er war von 1996 bis 2004 unter den SPD-Ministerpräsidenten Manfred Stolpe und Matthias Platzeck Staatssekretär in Brandenburg und 2009 Leiter der Potsdamer Staatskanzlei. Auf dem von Appel betriebenen Portal Medienpolitik.net kommen SPD-Politiker auffällig oft und auffällig positiv zu Wort.

Goldmedia erklärte auf Anfrage, man habe den Index "keinesfalls für Herrn Steinbrück [oder für dessen gute Platzierung] entwickelt" und die Reihenfolge könne "im nächsten Monat auch wieder anders aussehen". Steinbrück selbst war bislang für eine Stellungnahme dazu nicht erreichbar. (pem)