VR-Brille Oculus Rift: Achterbahn, Ferienhaus und Museum

Die Virtual-Reality-Brille Oculus Rift scheint bei der Entwicklergemeinde gut anzukommen: Fast täglich erscheint neue für die Brille angepasste Software. Neben Spielen gibt es zum Beispiel eine Mittelalter-Achterbahn oder ein Museum in einer Raumstation.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 71 Kommentare lesen
Lesezeit: 5 Min.
Von
  • Jan-Keno Janssen

Gerade einmal zwei Wochen ist es her, dass Hersteller Oculus seine ersten Rift-Videobrillen an Entwickler verschickt hat – und schon jetzt gibt es erstaunlich viele speziell an die Brille angepasste Programme.

Empfohlener redaktioneller Inhalt

Mit Ihrer Zustimmmung wird hier ein externes Video (Kaltura Inc.) geladen.

Ich bin damit einverstanden, dass mir externe Inhalte angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen (Kaltura Inc.) übermittelt werden. Mehr dazu in unserer Datenschutzerklärung.

Zu den beeindruckendsten Demonstrationen gehört ein Achterbahn-Simulator, den Entwickler/in boone188 im Stereo-3D-Forum Meant to be Seen vorgestellt hat. Das Programm nutzt als Umgebung die "Epic Citadel", die der kostenlosen Spiele-Engine UDK beiliegt – boone188 hat die Achterbahn einfach um die mittelalterliche Burg herumgebaut. Die virtuelle Achterbahnfahrt sorgte bei unseren Tests grundsätzlich für feuchte Handflächen – und bei einigen Probanden auch für Übelkeit.

Software für die Oculus Rift (5 Bilder)

Obwohl einem sofort übel wird, will man immer wieder fahren: Die Achterbahn-Demo von boone188 fühlt sich an wie echt.

Die Version 2.0.5 des bei 3D-Fans sehr populären Stereoscopic Player unterstützt ebenfalls bereits die Rift-Brille. Es macht Spaß, sich 3D-Videos auf der Oculus-Brille anzuschauen, auch wenn die niedrige Auflösung des Displays stört und man nie das komplette Bild auf einmal sieht – man hat das Gefühl, in einem 3D-Kino in der ersten Reihe zu sitzen. Den Headtracker nutzt der Stereoscopic Player noch nicht, eine Integration ist aber geplant.

Die Tuscany-Demo gehört sozusagen zum Lieferumfang der Rift-Brille: Hersteller Oculus bietet die Demonstration plus Sourcecode seit Auslieferungsbeginn auf der eigenen Website an. Man kann darin in einem toskanischen Landhaus inklusive Garten herumlaufen (siehe Reaktions-Video oben). Sixense, der Entwickler des beidhändigen 3D-Controllers Razer Hydra, hat die auf Dauer etwas lahme Demo so aufgepimpt, dass man darin mit seinen virtuellen Händen Möbel herumtragen oder mit einem Basketball spielen kann. Sixense arbeitet außerdem an einer VR-Modelling-Software namens MakeVR.

Team Fortress 2, das erste kommerzielle Spiel mit Rift-Unterstützung, gab es bereits beim Auslieferungsbeginn der Brille in einer angepassten Version. Die Valve-Entwickler haben einen guten Job gemacht: Die Latenz, also die Zeit zwischen echter und virtueller Kopfbewegung, ist extrem gering, der räumliche Eindruck hervorragend. Das Spiel läuft allerdings so schnell, dass auch hier Übelkeitsgefahr droht. Valve rendert unter die Kamera den Körper der eigenen Spielfigur, an dem man hinuntersehen kann – das steigert das Mittendrin-Gefühl ungemein, ist aber auch sehr ungewohnt.

Empfohlener redaktioneller Inhalt

Mit Ihrer Zustimmmung wird hier ein externes Video (Kaltura Inc.) geladen.

Ich bin damit einverstanden, dass mir externe Inhalte angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen (Kaltura Inc.) übermittelt werden. Mehr dazu in unserer Datenschutzerklärung.

Das Museum of the Microstar der US-amerikanischen Medienkünstler-Kollektivs Rust Ltd. befindet sich zwar in einer Raumstation, fühlt sich ansonsten aber an wie ein ganz normales Museum; inklusive Audio-Tour. Das Programm thematisiert unseren Umgang mit Ressourcen – und zeigt, dass sich Virtual Reality nicht nur zum Spielen, sondern auch zum Wissenstransport eignet.

Eine erstaunliche räumliche Wirkung entfaltet der experimentelle Google-Street-View-Umbau für die Oculus-Brille. Die Kommunikation der Website mit dem Headtracker über ein Server-Programm klappte bei uns allerdings noch nicht.

Vorhandene Spiele lassen sich mit Zusatztreibern fit für die Oculus Rift machen. Der kostenlose Open-Source-Treiber Vireio Perception funktionierte in unseren Tests erst mit den Beta-Versionen, die stabile 1.0.4-Variante lief nicht. Vireio unterstützt zurzeit ausschließlich Programme, die DirectX 9 oder niedriger nutzen. Der kommerzielle VorpX-Treiber des Bremer 3D-Experten Ralf Ostertag kann dagegen auch mit DirectX-10- oder -11-Spielen umgehen. Außerdem rendert er auf Wunsch nicht nur klassisch mit zwei virtuellen Kameras (was viel Leistung kostet), sondern beherrscht auch einen ressourcenschonenden Z-Buffer-Modus. Wir haben Bioshock Infinite mit dem noch nicht erhältlichen Treiber angespielt – und waren sehr angetan vom Mittendrin-Eindruck.

Noch nicht fertig, aber bereits über Kickstarter finanziert, ist das Abenteuerspiel The Gallery: Six Elements. Es wird speziell für die Oculus Rift entwickelt, soll aber auch mit einem normalem Monitor spielbar sein. Ebenfalls noch nicht fertig ist die Rift-Unterstützung für das Mech-Spiel Hawken. Noch etwas dauern wird es mit der Veröffentlichung der potenziellen Blockbuster Doom 4 und Star Citizen, die mit Rift-Unterstützung in den Handel kommen sollen.

Nicht nur an der Software, auch an der Rift-Hardware wird fleißig gebastelt: So gibt es bereits eine Modifikation, die das Netzteil überflüssig macht: Die Brille wird hier über – das wegen des Headtrackers notwendige – USB-Kabel mit Strom versorgt. Ein anderer Entwickler rüstet Positions-Tracking per Hydra-Controller nach.

Die zurzeit erhältliche Rift-Brille richtet sich an Entwickler – sie wird für 300 US-Dollar als "Developer Kit" verkauft. Die Consumer-Variante soll ähnlich viel kosten, aber mehr können. Oculus plant eine Markteinführung im dritten Quartal 2014.

  • Mehr zur Oculus Rift in c't 10/2013 (ab Montag am Kiosk). Ein siebenseitiger Test widmet sich obendrein Selbstbau-Rifts, dem VorpX-Treiber im Detail sowie der Consumer-Version.

(jkj)