Studie: US-IT-Wirtschaft braucht keine ausländischen Fachkräfte

IT-Firmen in den USA wünschen sich eine lockerere Einwanderungspolitik für mehr ausländische Fachkräfte. Eine neue Studie zeigt, dass es dabei nicht um Fachkräftemangel geht, sondern um billige Arbeitskraft.

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Von
  • Jan Schüßler

Die IT-Wirtschaft in den USA hätte auch ohne weitere ausländische Fachkräfte genug qualifiziertes Personal am Arbeitsmarkt zur Verfügung – so kann man die Ergebnisse einer Studie zusammenfassen, die das Economic Policy Institute (EPI) veröffentlicht hat. Die Autoren widersprechen damit den Fürsprechern einer Einwanderungsreform, die Fachkräften mehr Visa für eine Anstellung ermöglichen soll.

Nach den Erkenntnissen der Forscher gibt es in den USA zur Zeit jährlich rund 50 Prozent mehr Absolventen in IT- und Ingenieursfächern als offene Stellen; von einem Mangel an Fachkräften könne also keine Rede sein. Bei den IT-Absolventen, die mit ihrem Abschluss dann aber nicht im IT-Bereich arbeiten, haben 53 Prozent angegeben, dass ihnen außerhalb dieses Berufsfeldes bessere Jobs mit vielversprechenderen Karrieremöglichkeiten angeboten wurden. Weitere 32 Prozent haben angegeben, dass sie keinen Job in der IT gefunden hätten.

Der Hauptgrund, warum relativ viele Stellen in diesem Wirtschaftszweig stattdessen von ausländischen Arbeitskräften besetzt werden, ist laut den Autoren das Gehaltsniveau: Solange die IT-Wirtschaft preiswerten Nachschub von Fachkräften aus dem Ausland bekommt, gibt es auch keinen Grund für die Arbeitgeber, an den Gehältern substanziell etwas zu verbessern. Eine starke Ausweitung der Zuwanderungsmöglichkeiten für Fachkräfte würde in logischer Konsequenz vor allem bewirken, dass das Gehaltsniveau durch die IT-Firmen weiterhin auf einem zu geringen Level gehalten werden kann.

Die Gehälter sind nach nach den Erkenntnissen der Forscher vor allem während des Dotcom-Booms um die Jahrtausendwende innerhalb kurzer Zeit stark angestiegen, um danach wieder auf das Niveau der späten neunziger Jahre abzusacken – während nach 2001 die Anzahl der US-IT-Absolventen nur leicht anstieg, gab es analog dazu einen massiven Anstieg in der Anzahl zugewanderter Fachkräfte. Nach der Studie scheint es folglich nur so, als läge der massive und konstante Zuwachs an ausländischen Fachkräften in der IT an einem extrem hohen Bedarf. Tatsächlich sind sie die billigeren Arbeitskräfte, sodass frei verfügbare einheimische IT-Experten eher in anderen Bereichen der Wirtschaft tätig werden. (jss)