Blender 2.67 rendert Cartoons

Die neue Version des Open-Source-3D-Pakets bietet einen neuen Renderer für grafische Darstellungen vom Plan bis zum Cartoon sowie eigene Werkzeuge für 3D-Druckvorlagen.

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Lesezeit: 5 Min.
Von
  • Gottfried Hofmann
  • Peter König

Seit rund zwei Jahren hat das Open-Source-3D-Paket Blender die Render-Engine Cycles an Bord, die mit Path Tracing arbeitet. Sie erzeugt mit wenig Aufwand fotorealistische Darstellungen. Wer für ein 3D-Modell lieber eine grafische oder cartoonhafte Abbildung berechnet haben wollte, musste bisher für solche nicht-fotorealistischen Renderings (NPR) den Blender-internen Renderer benutzen. Der ist inzwischen in die Jahre gekommen und liefert nicht immer überzeugende Ergebnisse. Diese Lücke schließt die neue Blender-Version 2.67, indem sie den Cartoon-Renderer Freestyle integriert. Freestyle berechnet anhand der 3D-Geometrie Linien, die sich mit Oberflächen-Renderings anderer Engines kombinieren oder solo einsetzen lassen.

Der neu integrierte Freestyle-Renderer bietet diverse Optionen für Linien. Die Möglichkeiten reichen von der Präzision technischer Zeichnungen ...

(Bild: wiki.blender.org)

Speziell für die Vorbereitung zum 3D-Druck wurde in Version 2.67 als Add-on die 3D Printing Toolbox hinzugefügt, eine Sammlung nützlicher Werkzeuge zum Analysieren von Oberflächennetzen (Meshes) und Objekten. Sie berechnen beispielsweise Volumen und Flächen oder prüfen, ob die Formen geschlossen (manifold) sind. Das Add-on fahndet auch nach sich überschneidenden Bereiche und Flächen sowie Kanten mit einer Länge von 0 – all dies würde beim 3D-Druck zu Problemen führen. Zu stark verzerrte Flächen wandelt dieToolbox in Dreiecke um. Druckt man ohne Stützstrukturen, sind Überhänge kritisch. Diese lassen sich ebenso ausmessen und anzeigen wie die minimale Wandstärke von Objekten. Eigens zur 3D Printing Toolbox hat die Blender Foundation eine Trainings-DVD angekündigt, die sämtliche Funktionen demonstriert. Diese soll ab 14. Mai auf Datenträger und als kostenpflichtiger Download erhältlich sein.

... bis hin zu simulierten Freihandzeichnungen nach der Vorlage eines 3D-Modells.

Wer eigene Add-ons entwickelt, kann über Python jetzt auch eigene Nodes definieren. Dabei handelt es sich um Knoten, die Daten empfangen, bearbeiten und weiterleiten können. Der Compositor und der Shader-Editor von Cycles verwenden bereits das Node-Konzept, mit den sogenannten PyNodes können nun auch die Entwickler externer Render-Engines mit deutlich weniger Aufwand als bisher einen Workflow auf Node-Basis in Blender erstellen. Als erste externe Render-Engine hat Luxrender diesen Ansatz aufgegriffen, das Interface soll in dessen Version 1.3 Einzug halten. Das PyNode-Framework soll in Zukunft auch erlauben, die Geometrie von 3D-Objekten zu modifizieren, wie man das beispielsweise von Houdini kennt. Die entsprechenden Blender-Add-ons befinden sich aber noch in der frühen Alpha-Phase.

Der Twist-Brush im Sculpt-Modus wurde überarbeitet, um den Vortex-Effekt in zwei Dimensionen kontrollieren zu können.

(Bild: wiki.blender.org)

Das Paint-System von Blender wurde überarbeitet – die Menüs fürs Malen von Texturen und für den Sculpt-Modus zeigen vereinheitlichte Menüpunkte und bieten neue Optionen. So lässt sich der Jitter jetzt wahlweise absolut oder relativ einstellen. Pinselgröße und Verteilung von Strichen (Strokes) kann man unabhängig voneinander justieren. Jeder Malmodus unterstützt nun Overlays, wobei die Einstellungen für Pinsel und Textur separat geändert und kombiniert werden können. Als neuer Mapping-Modus ist Stencil Mapping hinzugekommen – dabei kann der Nutzer eine Maske auf das 3D-Modell malen, die Teile der Textur vor weiterer Bearbeitung schützen. Texturen kann man jetzt auch im Vertex-Paint-Modus benutzen, bei dem auf die Knoten des Meshes gemalt wird.

Für die realistische Darstellung von Materialien wie Haut, Wachs oder Milch ist sogenanntes Subsurface Scattering nötig, was jetzt auch die Render-Engine Cycles unterstützt. Um Cycles auf der Grafikkarte rechnen zu lassen, braucht Blender 2.67 eine Karte mit mindestens CUDA Computing Capability 2.0. Ältere Karten, etwa aus der Geforce-2xx- und 3xx-Serie, werden nicht mehr unterstützt. Beim Motion Tracker wurde der Solver für Stativ-Aufnahmen komplett neu geschrieben. Er korrigiert Brennweite und Lisenverzerrung jetzt automatisch. Beim Laden eines zu trackenden Videoclips wird dieser automatisch gepuffert und lässt sich flüssiger abspielen. Auch Proxy-Clips erstellt Blender jetzt deutlich schneller.

Auch an der Bedienoberfläche haben die Entwickler gearbeitet. Die Render Layer und -Passes erscheinen nun auf einem eigenen Tab im Properties Editor, das man direkt links vom Render-Tab findet. Mehrere Toggle-Buttons schaltet man auf einen Rutsch durch Ziehen mit der Maus um, was besonders im Outliner nützt. Es gibt neue Suchfunktionen für Nodes im Node-Editor und für bestehende Tastenbelegungen, was vor allem leidenschaftlichen Programmumkonfigurierern zugute kommen wird.

Schließlich haben die Entwickler eigenen Angaben nach zusätzlich mehr als 260 Programmfehler gegenüber der Vorversion 2.66 behoben. Blender läuft unter Windows, Mac OS X und Linux sowie FreeBSD und steht in Version 2.67 zum Download bereit.

Siehe dazu auch:

  • Blender im heise Software-Verzeichnis

(pek)