Die Woche: Debian 7 – auch alter Wein stillt den Durst

Debian lässt sich über zwei Jahre Zeit für das neue Release und liefert dann auch noch alte Software aus. Doch dass Debian seiner konservativen Strategie treu bleibt, ist sein größter Vorteil.

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Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Keywan Tonekaboni

Vergangenen Sonntag war es soweit: Nach über zwei Jahren Entwicklung wurde Debian 7.0 alias Wheezy offiziell veröffentlicht. Ein Blick unter die Haube offenbart: Was Debian an Software ausliefert, ist reichlich angestaubt – Kernel 3.2 (aktuell ist 3.9), Gnome 3.4 (3.8) , LibreOffice 3.5 (4.0), Firefox 10 (20).

Warum die Versionen in Debian hinterher hängen ist bekannt: Bereits vergangenen Sommer wurde der Software-Bestand für Wheezy eingefroren. Es kamen keine neuen Funktionen mehr hinzu, sondern nur noch Fehlerkorrekturen. Doch die Entwickler in den Upstream-Projekten sind in der Zwischenzeit natürlich nicht untätig gewesen.

Debian genießt einen hohen Ruf – auf dem Server oder als Basis für andere Distributionen. Ich, der Debian auf dem Desktop benutze, werde belächelt. "Was willst du mit der alten Software?", heißt es. Und der Trend geht in die andere Richtung, wie die Diskussionen um Rolling Releases zeigen.

Klar, ich mag neue Software auch, und Arch Linux ist schön hipp, ist ja immer alles aktuell. Doch ich will und muss mit dem Computer arbeiten. Da will ich selbst entscheiden, wann das System einfach nur funktionieren muss und wann ich frickeln und testen will. Zwar vermisse ich punktuell manches neue Feature, aber dafür stürzt mir die Gnome Shell nicht ständig ab, wie in einer anderen Distribution (Namen nenne ich keine). Und brauche ich eine Software doch aktueller, greife ich auf die Backports zurück.

Und ganz abgesehen davon, Debians träges Entwicklungsmodell hat noch einen ganz anderen Vorteil: Ich brauche mein System nur alle zwei Jahre zu aktualisieren. Das bieten zwar auch die LTS-Versionen von Ubuntu oder Red Hat, aber bei denen ist die Software ebenfalls schnell veraltet.

Habe ich aber Zeit und Lust, mit dem Betriebssystem zu experimentieren, schnappe ich mir meinen Laptop. Auf dem Zweitrechner läuft Fedora – gerne auch mal eine Beta – und ich amüsiere mich mit yum, der neuesten Gnome-Version und durchgeknallten Extensions. Das Bedürfnis nach einem stabilen System und das Verlangen nach frischer Software müssen sich ja nicht widersprechen.

Doch eines ist auch mir unverständlich: Warum setzt Debian auf Firefox 10 ESR (Extended Support Release), den Mozilla seit einigen Monaten nicht mehr mit Updates versorgt? Der ESR-Nachfolger Firefox 17 steht bereits seit November 2012 bereit. Genug Zeit wäre gewesen, um ihn für Wheezy zu testen. (ktn) (ktn)