Kernel-Log: Hauptentwicklungsphase von Linux 2.6.31 abgeschlossen

Linux 2.6.31 bringt unter anderem KMS für Radeon-Grafik-Hardware, die Performance-Counter-Infrastruktur, Verbesserungen für Btrfs sowie Treiber für die Creative Soundblaster X-Fi und USB 3.0.

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Von
  • Thorsten Leemhuis

Etwas mehr als zwei Wochen nach der Veröffentlichung von Linux 2.6.30 hat Linus Torvalds die erste, 2.6.31-rc1 genannte Vorabversion von Linux 2.6.31 freigegeben. Der "rc1" beendet dabei wie üblich das Merge Window, in der die Kernel-Hacker das Gros der Neuerungen für die jeweilige Version in den Hauptentwicklungszweig einpflegen. In den folgenden acht bis elf Wochen integrieren die Programmierer üblicherweise nur mehr kleinere Änderungen mit dem Ziel, Fehler im neu eingebrachten Code zu beseitigen, ohne dadurch neue Probleme auszulösen. Folgen die Kernel-Hacker dabei trotz Hochsommer und Urlaubszeit in der nördlichen Hemisphäre ihrem üblichen Tempo, dann dürfte Linux 2.6.31 vermutlich Ende August oder Anfang September erscheinen.

Die Liste der Änderungen ist wie so häufig überaus lang. So wird 2.6.31 nun Kernel-Based Mode-Setting (KMS) auch mit Radeon-Modellen bis zu X1950 XTX beherrschen. Der Code genügt allerdings den Qualitäts- und Sicherheitsansprüchen der Entwickler noch nicht – sie markierten den KMS-Treiber daher erst einmal als Staging-Treiber, der beim Laden den Kernel als "Crap" ("Mist") markiert. Wie erwartet nahmen die Kernel-Entwickler zudem einen Treiber für einige PCI-Soundkarten aus der Creative-Sound-Blaster-Serie X-Fi sowie Treiber und Infrastuktur zum Ansprechen von USB-3.0-Controllern mit ihrem Extensible Host Controller Interface (xHCI) auf.

Größere Änderungen am noch sehr experimentellen Btrfs-Dateisystem sollen ferner die Performance in einigen Szenarien deutlich verbessern. Dazu nutzt Btrfs jedoch ein anderes Format auf dem Datenträger, in das bestehende Btrfs-Dateisysteme beim ersten Einhängen automatisch überführt werden – Kernel mit älteren Btrfs-Code können ein so verändertes Dateisystem jedoch nicht mehr einbinden. Über den teilweise im Kernel und teilweise im Userspace arbeitenden Code der "Performance Counters" lassen sich in Zukunft die gleichnamigen Einheiten moderner Prozessoren auslesen. Sie messen verschiedene für die CPU-Performance wichtige Vorgänge in der CPU – so lässt sich Code sehr detailliert analysieren, um mit diesen Angaben die für Ausführungsgeschwindigkeit wichtigen Code-Abschnitte später zu optimieren. Ähnliches war schon länger mit perfmon möglich, dessen Entwickler sich vergeblich um die Aufnahme in den offiziellen Linux-Kernel bemüht hatten.

Die genannten Neuerungen sind aber nur einige der wichtigsten. Besucher des LinuxTags können am morgigen Freitag in einem Vortrag des Kernel-Log-Autors einen detaillierteren Überblick über die wichtigsten Neuerungen von Linux 2.6.31 erhalten. Ferner werden das Kernel-Log in der c't sowie die in einigen Tagen startende Mini-Serie "Was 2.6.31 bringt" auf heise open in den kommenden Wochen die erwähnten und zahlreiche weitere wichtige Änderungen detailliert beschreiben. Das Kernel-Log berichtet auf heise open regelmäßig über die neuesten Entwicklungen rund um den Linux-Kernel. (thl)