Data Mining für optimierten Nahverkehr
Forscher bei IBM haben mit anonymisierten Mobilfunkdaten ein besseres Busnetz für die größte Stadt der Elfenbeinküste entwickelt.
Es war das größte öffentliche Data-Mining-Projekt seiner Art: Aus den Daten von 2,5 Milliarden Anrufen und Textnachrichten von fünf Millionen Handynutzern sollten Forscher neue Einsichten gewinnen, die das Leben der Menschen vor Ort verbessern. Der Telekommunikationskonzern Orange hatte die Daten in Abidjan, der größten Stadt der Elfenbeinküste, über einen Zeitraum von fünf Monaten gesammelt und den Wissenschaftlern anonymisiert zur Verfügung gestellt, berichtet Technology Review in seiner Online-Ausgabe.
Forscher von IBM entdeckten in dem Datenschatz Hinweise, wie sich das Busnetz verbessern ließe. Wenn sich Pendler von Funkzelle zu Funkzelle bewegen, hinterlassen sie ein Bewegungsprofil. An den Daten von 500.000 Pendlern konnten die IBM-Forscher sehen, wie sich die Menschenmassen durch die Stadt bewegen.
Sie prüften 65 mögliche Verbesserungen des Nahverkehrsnetzes und kamen zum Ergebnis, dass es ausreicht, zwei neue Buslinien einzuführen und eine weitere Linie zu verlängern, um die Reisezeit der Pendler insgesamt um zehn Prozent zu reduzieren.
Francesco Calabrese, einer der Hauptautoren der Untersuchung, hofft, dass Stadtplaner künftig verstärkt auf solche Informationen zugreifen, um Infrastrukturen genauer an die tatsächlichen Bedürfnisse anzupassen. "Das könnte große Auswirkungen auf die Verbesserung urbaner Transportsysteme haben", so Calabrese.
In Abidjan sind derzeit nur 539 Standardbusse, 5000 Minibusse und 11.000 Mehrpersonentaxis unterwegs. Die Handy-Daten dienten direkt zur Erstellung eines Modells. So war es möglich, zu sehen, welche Routen besonders häufig frequentiert werden und welche nicht, wo Staus entstehen und wie sie vermieden werden könnten. Vor der Nutzung durch IBM und andere Forscher wurden die Informationen um Rückverfolgbarkeitsmerkmale bereinigt.
Mehr zum Thema in Technology Review online:
(bsc)