Polizeiliche Kriminalstatistik: Internetstraftaten und Computerkriminalität nehmen zu

Die von Ermittlern im Netz erfassten Delikte sowie Straftaten mit Computerbezug sind 2012 im Vergleich zum Vorjahr um jeweils rund 3 Prozent angestiegen, wie aus der neuen Polizeilichen Kriminalstatistik hervorgeht.

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Die von Ermittlern von Bund und Ländern im Internet erfassten Delikte sowie Straftaten mit Computerbezug sind 2012 im Vergleich zum Vorjahr um jeweils gut 3 Prozent angestiegen. Dies geht aus der am Mittwoch von Bundesinnenminister Hans-Peter Friedrich (CSU) in Berlin vorgestellten Polizeilichen Kriminalstatistik 2012 hervor. Strafverfolger registrierten demnach 229.408 Fälle von Kriminalität "unter Nutzung des Tatmittels Internet", wozu vor allem Betrugsdelikte zählen. 2011 waren es noch 222.267. Der Bereich Computerkriminalität umfasste 87.871 Vergehen statt 84.981 im Vorjahr.

Besorgt zeigte sich Friedrich über die Zunahme in der Kategorie Cybercrime im engeren Sinne, bei der es sich um eine Untergruppe der Computerkriminalität handelt. Darunter fallen Straftaten, bei denen Täter moderne Informations- und Kommunikationstechnik (IuK) ausnutzen, indem sie etwa Daten ausspähen und abfangen, mit einer Schadsoftware Informationen verändern oder Systeme beschädigen. 2012 sind diese als "IuK"-Kriminalität bezeichneten Delikte im Vergleich zu 2011 um 7,5 Prozent auf 63.959 Fälle nach oben geschnellt.

Besonders hoch ist die Zunahme um rund 130 Prozent bei Computersabotage etwa mit DDoS-Attacken und Datenveränderung von 4644 auf 10.857 Straftaten. Der Betrug mit Zugangsberechtigungen zu Kommunikationsdiensten ging in diesem Sektor dagegen am stärksten um fast 38 Prozent auf 2952 Fälle zurück. Die Aufklärungsquote bei Cybercrime ist um 3,5 Prozentpunkte auf 26,5 Prozent und im Teilbereich Datenmanipulation und Sabotage massiv um 23,7 Prozentpunkte auf 17,5 Prozent zurückgegangen.

Die Polizei geht bei Cyber- sowie Computerkriminalität insgesamt von einem "erheblichen Dunkelfeld" aus. In die Statistik gingen nur Taten ein, bei denen der Verdächtige in Deutschland am Computer sitze, meinte der Bund Deutscher Kriminalbeamter (BDK). In vielen Fällen nutzten Kriminelle aber Server im Ausland und starteten ihre Angriffe auch von dort aus. Der Polizei fehle es vielfach an qualifiziertem Personal, um diese modernen Raubzüge verhindern und aufzuklären.

"Die Bedrohungslagen werden vielfältiger und es steigen die Schadenssummen", kommentierte Friedrich die Entwicklung. Cyberkriminalität sei ein "flexibler und anonymer Deliktsbereich". Darauf müsse die Sicherheitspolitik reagieren.

Wie im Vorjahr nahm 2012 die Verbreitung pornographischer Schriften ab, und zwar um 11,6 Prozent auf 7709 Fälle. Ein Teilbereich davon ist der Besitz und die Verschaffung von Kinderpornographie, der ebenfalls weiter rückläufig ist: Er sank um 16,9 Prozent auf 3239 in die Statistik eingegangene Delikte. Die Aufklärungsquote ist hier um 1,2 Prozentpunkte angestiegen. Eine leichte Steigerung um 89 auf 2465 Fälle ist dagegen bei der Verbreitung von Inhalten rund um sexuellen Kindesmissbrauch zu konstatieren, während die Aufklärungsquote bei diesen Straftaten niedriger war als im Vorjahr (67,7 statt 72,8 Prozent).

Vergehen im Zusammenhang mit Urheberrechtsbestimmungen wiesen im Gegensatz zu 2011 wieder einen Anstieg um 5,6 Prozent auf 7417 Fälle auf.

Insgesamt zählt die Statistik – wie in den beiden Jahren zuvor – weniger als 6 Millionen Vergehen. Gegenüber dem Vorjahr wuchs ihre Zahl geringfügig um 0,1 Prozent auf 5.997.040 Straftaten an. Die Aufklärungsquote lag ebenfalls fast unverändert bei 54,4 Prozent im Vergleich zu 54,7 Prozent 2011. Die Zahl der Tatverdächtigen reduzierte sich um 0,9 Prozent auf rund 2,10 Millionen Personen. Insgesamt gehört Deutschland so laut Friedrich international zu den sichersten Ländern. Am aufmerksamsten zu verfolgen sei der Anstieg der Diebstähle bei Wohnungseinbrüchen, der 8,7 Prozent gegenüber dem Vorjahr betrage bei einer Aufklärungsquote von nur 15,7 Prozent.

(anw)