LulzSec-Prozess: Urteilsverkündung gegen britische Hacker

In Großbritannien wurde heute vier Hackern aus dem Umfeld der berüchtigten Gruppe LulzSec der Prozess gemacht. Drei von ihnen stehen Haftstrafen bevor, der vierte wird auf Bewährung freigelassen.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 30 Kommentare lesen
Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Gerald Himmelein

Ein britisches Gericht hat am Donnerstag vier Hacker aus dem Umfeld der Hackergruppe LulzSec nach einem zweitägigen Verfahren teilweise zu Gefängnisstrafen verurteilt. Dreien der britischen Hacker stehen Haftstrafen bevor, wie BBC-Reporter Andrew Plant live aus dem Gerichtssaal per Twitter berichtete. Die Hackergruppe LulzSec hatte 2011 durch mehrere spektakuläre Aktionen von sich reden gemacht.

Das schwerste Urteil fiel gegen den 21-jährigen Ryan Cleary, der online als "Ryan" und "Viral" bekannt war. Er wurde zu zwei Jahren und acht Monaten Haft verurteilt, von denen er 16 Monate absitzen muss. Cleary war kein festes Mitglied der Gruppe, stellte ihr aber bisweilen sein umfangreiches Botnetz zur Verfügung. Die Polizei stellte auf seinem Rechner Kinderpornographie der Stufen 3 und 4 sicher. Hierfür beraumte die Richterin einen separaten Termin an.

Das zweithöchste Strafmaß erging gegen Ryan Ackroyd. Der 26-Jährige hatte sich selbst seinen LulzSec-Spießgesellen gegenüber als 16-jähriges Mädchen ausgegeben und trug das Alias "Kayla". In Wirklichkeit war er mit 19 Jahren der britischen Armee beigetreten und hatte auch im Irak gedient. Ackroyd wurde zu 30 Monaten Haft verurteilt, von denen er die Hälfte absitzen muss. Er gilt als der begabteste Hacker der Gruppe.

Jake Davis alias "Topiary" war das Sprachrohr der Gruppe. Als LulzSec in die Website des britischen Boulevardblatts "The Sun" eingebrochen war, hatte der jetzt 20-Jährige dort eine Falschmeldung veröffentlicht, demzufolge der Zeitungsinhaber Rupert Murdoch inmitten eines Drogenhaufens tot vorgefunden worden war. Davis wurde zu 24 Monaten in einer Jugendstrafanstalt verurteilt, von denen die Hälfte auf Bewährung ausgesetzt wurde.

Glimpflich ging der Prozess für den 18-jährigen Mustafa Al-Bassam aus, bei LulzSec als "tflow" bekannt. Al-Bassam war zum Zeitpunkt seiner Aktivitäten bei LulzSec noch minderjährig. Er wurde zu 20 Monaten auf Bewährung verurteilt und muss 300 Sozialstunden ableisten.

Die Hackergruppe LulzSec hatte 2011 mit Angriffen auf die Webserver von Sony Pictures, Fox.com sowie den Fernsehsender PBS für Schlagzeilen gesorgt, aber auch auf die Website des US-amerikanischen Geheimdiensts CIA sowie die britische Ermittlungsbehörde für Organisierte Kriminalität, SOCA (Serious Organised Crime Agency). Inmitten dieser Aktionen enttarnte das FBI ein führendes LulzSec-Mitglied in New York, den 28-jährigen Hector Xavier Monsegur (Online-Alias "Sabu"). Monsegur half dem FBI in den Folgemonaten dabei, seine Mitstreiter zu ermitteln, die am 6. März 2012 in einer konzertierten internationalen Aktion verhaftet wurden.

Im April war bereits ein US-amerikanischen Hacker aus dem LulzSec-Umfeld zu einem Jahr Haft verurteilt worden. Cody Kretsinger war am Hack gegen Sony Pictures beteiligt gewesen. Jeremy Hammond ("Anarchaos") sitzt seit seiner Verhaftung im März in Untersuchungshaft; ein Urteilstermin ist noch nicht bekannt. Hector Xavier Monsegur, der ehemalige Rädelsführer und jetzige Informant, soll am 23. August dieses Jahres verurteilt werden. Zwei irische Mitglieder der Gruppe wurden seinerzeit zwar verhaftet, danach aber wieder freigelassen und bislang noch nicht vor Gericht gestellt. Die Identität und der Verbleib eines weiteren Mitglieds der Gruppe, "Avunit", bleibt unbekannt. (ghi)