Chaos im Stromnetz durch verirrte Zählerabfrage

Eine einfache Zählerabfrage geriet aus einem süddeutschen Gasleitungsnetz in die Steuerung der europäischen Stromnetze. Was dann passierte, ist mit einen DDoS-Attacke zu vegleichen: Österreich stand kurz vor dem Blackout.

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Anfang Mai wäre es für Millionen EU-Bürger beinahe zappenduster geworden: Ein wildgewordener Steuerbefehl hatte das Steuerungssystem der europäischen Stromnetze mit Daten geflutet und so beinahe einen Zusammenbruch des österreichischen Stromnetzes verursacht, der sich auf halb Europa auswirken könnte. Offenbar hatte sich eine Zählerstandsabfrage aus einem süddeutschen Gasnetz in das Steuerungssystem der europäischen Stromnetze verirrt, berichtet der ORF.

Mit dem verirrten Steuerbefehl sollten demnach eigentlich die Zählerstände der Komponenten in einem bayrischen Gasleitungsnetz abgefragt werden. Der zuständige Energieversorger hat dem Bericht zufolge damit ein neu in Betrieb genommenes Leitsystem für Erdgas testen wollen. Die Abfrage ging an alle Komponenten des Gasnetzes, die jeweils ihren Zählerstand zurücksenden sollten. Aus bisher noch nicht genau geklärten Gründen hatte sich diese Abfrage "an alle" jedoch auch in das Stromnetz verirrt, bei dem die gleichen Steuerprotokolle zum Einsatz kommen.

Was dann folgte, war eine Datenflut, weil sich die Abfrage im Stromleitsystem rasant vermehrte. Der Kreislauf aus Anfragen und Antworten überforderte schließlich das System, woraufhin die zentrale Steuerung des europäischen Stromnetzes nicht mehr zu erreichen war. Das läuft ab wie bei einer DDos-Attacke. Allerdings seien in diesem Fall keine Hacker am Werk gewesen, wie der Geschäftsführer von E-Control, Walter Boltz, dem ORF versicherte.

Bei den gesendeten Daten handelte es sich nicht etwa um "sinnlose Anfragen", sondern um "normale Messdaten". Eine Attacke von außen sei daher unwahrscheinlich. Allerdings könnten theoretisch Insider, also Mitarbeiter in den Steuerungssystemen, solche Datenfluten auslösen. Wahrscheinlicher sei aber ein simpler Softwarefehler. Die österreichische Tageszeitung Die Presse berichtete, dass in der Branche über fehlende Software-Updates als Ursache für den Vorfall spekuliert wird. Die österreichische Stromregulationsbehörden wollen Ende Mai einen detaillierten Bericht vorlegen. (dbe)