Defektes Computersystem für den Tod von zehn Soldaten verantwortlich?

Bei einer Schießübung im Norden von Südafrika war in der vergangenen Woche eine computergesteuerte Doppellauf-Flugabwehr-Kanone außer Kontrolle geraten und hatte mit scharfer Munition um sich geschossen. Mehrere Menschen starben.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 514 Kommentare lesen
Lesezeit: 2 Min.
Von
  • Peter-Michael Ziegler

Auch die neue Feuereinheit Skyshield 35 von Oerlikon arbeitet unbemannt.

Der vergangene Freitag geht als einer der schwärzesten Tage in die Geschichte der South African National Defence Force (SANDF) ein. Bei einer Schießübung im Norden des Landes geriet eine computergesteuerte Doppellauf-Flugabwehr-Kanone außer Kontrolle und feuerte mit scharfer Munition um sich. Neun Menschen waren sofort tot, ein Soldat erlag später seinen Verletzungen. Weitere 14 Angehörige der südafrikanischen Armee wurden teilweise schwer verwundet.

Laut südafrikanischen Medien war das Computersystem der in der Schweiz hergestellten Flak offenbar defekt. Die Kanone vom Typ Oerlikon GDF-005 habe sich plötzlich gedreht und dabei das gesamte Magazin verschossen. Nach Angaben des inzwischen zum deutschen Rheinmetall-Konzern gehörenden Herstellers Oerlikon Contraves werden die 35-mm-Geschütze im Normaleinsatz über ein Feuerleitgerät ferngesteuert.

Die südafrikanische Internet-Seite itweb zitiert nun einen Militär-Experten, der angibt, bereits Mitte der 90er-Jahre von Oerlikon davor gewarnt worden zu sein, das 35-mm-Geschütz vollautomatisch einzusetzen. Auch habe sich bei früheren Schießübungen gezeigt, dass die elektromechanische Steuerung zur Begrenzung der Drehbewegung der Flak Probleme bereiten kann. "Ich habe selbst gesehen, wie die Kanone wiederholt außer Kontrolle geriet", erklärte der Experte.

Von offizieller Seite heißt es unterdessen, Grund für das Unglück sei ein mechanischer Defekt gewesen. Zunächst habe es eine kleine Explosion gegeben, dann habe das Geschütz begonnen, unkontrolliert zu feuern. Der dramatische Zwischenfall in Südafrika dürfte aber in jedem Fall die Diskussion über den zunehmenden Einsatz vollautomatischer Waffensysteme bei militärischen Operationen neu anheizen.

Während etwa in Großbritannien derzeit autonome Robotersysteme für den Stadtkampf entwickelt werden, wurden an der Grenze zwischen Nord- und Südkorea bereits kleine Kampfroboter installiert, die mit modifizierten M16-Sturmgewehren und Infrarot-Zieleinheiten ausgerüstet sind. Hersteller Samsung-Techwin rühmt seine Schöpfungen für die "garantiert" hohe Präzision beim Schießen – bleibt nur zu hoffen, dass sie nicht wie in Südafrika eines Tages auf die eigenen Leute feuern. (pmz)