Algentreibstoff: ExxonMobil probiert‘s nochmal

300 Millionen Dollar wollte der Ölriese in ein großangelegtes Projekt investieren, um billigen Sprit aus Biomasse zu produzieren. Nun wird es teilweise eingedampft.

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Von
  • Kevin Bullis

300 Millionen Dollar wollte der Ölriese in ein großangelegtes Projekt investieren, um billigen Sprit aus Biomasse zu produzieren. Nun wird es teilweise eingedampft.

Algen gelten als vielversprechendes Ausgangsmaterial für Biotreibstoffe, weil sie natürlicherweise große Mengen an Lipiden bilden und sich auch in Brackwasser halten, das für den konventionellen Pflanzenanbau ungeeignet ist. Ölfirmen und Autohersteller zeigten sich deshalb schon seit Jahren interessiert. Doch bislang hat sich in dem Sektor wenig getan, weil die verwendeten Verfahren stets zu teuer waren, um mit fossilen Brennstoffen zu konkurrieren.

Bereits 2009 kündigte der US-Energiegigant ExxonMobil an, dass er bis zu 300 Millionen Dollar an die Firma Synthetic Genomics des Biotechnikpioniers Craig Venter überweisen werde, um auf den Wasserlebewesen basierende neuartige Biotreibstoffe zu entwickeln. Doch auch dieses Projekt kommt mittlerweile ins Stocken, wie aus einer aktuellen Verlautbarung von Synthetic Genomics hervorgeht.

Die Idee hinter dem Projekt von ExxonMobil und Synthetic Genomics war es, eine große Anzahl verschiedener Algenstämme zu untersuchen, um diejenigen zu finden, die Biosprit wirtschaftlich genug erzeugen könnten – oder sich zumindest leicht mit konventionellen Ansätzen entsprechend verändern lassen. Dabei sollten nur geringe Anpassungen des genetischen Materials notwendig sein. Ein Jahr nach dem Start des Programms gaben die Partner bekannt, eine Gewächshausanlage zum Test der Algen in großem Maßstab zu eröffnen.

Doch der Code für billigen Biosprit wurde nicht geknackt. Stattdessen verständigten sich die Firmen nun auf einen neuen Vertrag, mit dem ExxonMobil die Experten von Synthetic Genomics zunächst zurück ins Labor schickt. Die Firma soll mehr Grundlagenforschung betreiben. Der Fokus wird sich nun – wie der Name des Unternehmens schon sagt – auf synthetische Genomik konzentrieren, eine relativ neue Wissenschaftsdisziplin, bei der Hauptziel ist, vergleichsweise große Veränderungen im Genom vorzunehmen oder sogar ganz neues Erbgut zu erzeugen. Grundsätzlich bleibe es aber beim Hauptvorhaben: "Wir wollen Stämme entwickeln, die sich schnell fortpflanzen, einen großen Lipidanteil besitzen und problemlos mit den für die Produktion notwendigen Umweltbedingungen zurecht kommen", so die Partner.

Doch auch wenn es aussieht, als würde das Projekt von ExxonMobil eingedampft, weil es die Forscher zurück an die Laborbank schickt – Synthetic Genomics selbst will in seinen Treibhäusern parallel allein weiter machen. Unbekannt ist zudem, wie viel der ursprünglich geplanten 300 Millionen Dollar von ExxonMobil tatsächlich kamen. Die Zahlungen waren an gewisse Meilensteine geknüpft. Wie teuer das neue Projekt mit ExxonMobil wird, will Synthetic Genomics ebenfalls nicht verraten.

Laut jüngster Mitteilungen hatte das Vorhaben aber durchaus seinen Wert. Man habe in fast vier Jahren Zusammenarbeit "bedeutendes Wissen" angehäuft, was die Herausforderungen anbetrifft, Algenbiosprit wirtschaftlich und in großem Maßstab herzustellen. "Synthetic Genomics kam außerdem beim Verständnis der Algengenetik signifikant voran." Das gelte auch für Verbesserungen bei den Algen selbst – in Sachen Gesamtbiomasse wie bei der Lipidproduktion. (bsc)