Schwanger per App

Paypal-Gründer Max Levchin hat eine Software entwickelt, die Paaren helfen soll, ihren Kinderwunsch zu erfüllen.

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Paypal-Gründer Max Levchin hat eine Software entwickelt, die Paaren helfen soll, ihren Kinderwunsch zu erfüllen.

Schwanger werden ist nicht immer einfach: Viele Paare, besonders etwas ältere, versuchen jahrelang, ein Kind auf die Welt zu bringen, doch es scheint nicht zu klappen. Das kann ernste gesundheitliche Gründe haben, etwa die Unfruchtbarkeit eines der Partner. Es kann aber auch vorkommen, dass stets der richtige Termin verpasst wird. Dazu gibt es mittlerweile diverse Hilfsmittel, die die besonders fruchtbaren Tage vorhersagen sollen. Allein, solche Ansätze sind nicht immer sonderlich holistisch, insbesondere, wenn sie ohne Arzt ausprobiert werden.

Wenn es nach dem Gründer des bekannten Internet-Bezahldienstes PayPal geht, hilft nun "Big Data" bald Paaren, die bislang erfolglos versucht haben, schwanger zu werden: Max Levchin, 37, hat dazu mit Glow ein eigenes Start-up gegründet. Die junge US-Firma aus San Francisco bietet ab Sommer eine eigene Smartphone-App an, die aus diversen Datenquellen und statistischen Modellen errechnen soll, wann ein besonders günstiger Zeugungszeitpunkt ist.

Die Glow-App enthält auch Social-Media-Funktionen.

(Bild: Glow)

Dazu muss man der Software zunächst diverse Parameter mitteilen. Sie erfasst etwa, ob es bereits Kinder in der Familie gibt, wie lange schon versucht wird, schwanger zu werden, wann die letzte Periode war und wie viele Tage diese üblicherweise auftritt. Hinzu kommen diverse andere Datenpunkte wie Basaltemperatur, Ergebnisse von Eisprungtests, Zeitpunkt des Geschlechtsverkehrs und einige hilfreiche Informationen mehr, die, wenn es nach Levchin geht, mit entsprechender Hardware später auch automatisiert über Sensoren erfasst werden könnten. Die Anwendung soll mit zunehmender Nutzerbasis immer besser werden, da die Vorhersagegenauigkeit durch die Auswertung größerer Datenmengen steigt.

Glow bietet in der App einen Kalender, der den aktuellen Status der Fruchtbarkeit anzeigt und liefert regelmäßig Tipps – etwa, wann es sinnvoll ist, einer Schwangerschaft dienliche Vitamine einzunehmen. Außerdem ist eine Social-Media-Komponente eingebaut. So erinnert die Software beispielsweise automatisch den Mann daran, seine Frau aufzumuntern, sollte diese einen schlechten Gemütszustand in die App eingetragen haben. Das kann den Stressfaktor senken und psychologisch hilfreich sein.

Fruchtbarkeitskalender in der App.

(Bild: Glow)

Die Idee hinter Glow ist dabei ganzheitlich: Man versuche, seine Nutzer mittels datengetriebener Wissenschaft "kleine Wunder" schaffen zu lassen. "Die meisten Paare beschäftigen sich nicht mit der Möglichkeit der Unfruchtbarkeit, bis sie schon mitten im Problem stecken." Die Bereitstellung von "Wissen" und "Hoffnung" gilt demnach als Firmenziel. Die potenzielle Kundengruppe ist dabei riesig: Laut Untersuchungen benötigen immerhin knapp 10 Prozent aller Paare bis zu zwei Jahre, um schwanger zu werden, bis zu 5 Prozent bleiben langfristig ungewollt kinderlos.

Wie viel Glow kosten wird, haben Levchin und Team noch nicht kommuniziert – der Firmengründer betont aber, wie wichtig ihm persönlich die "Mission" der Firma ist. Klar ist daher bereits, dass das Start-up parallel zum kommerziellen Betrieb eine Stiftung gründen will, um Paaren zu helfen, im schlimmsten Fall eine Fruchtbarkeitsbehandlung zu finanzieren.

Die Software will Paare durch den Empfängnisprozess leiten.

(Bild: Glow)

Die "Glow First" genannte Organisation setzt auf eine Form von Crowdfunding: Dabei sollen die beteiligten Paare im Monat 50 Dollar in eine Gemeinschaftskasse einzahlen. Ist auch nach zehn Monaten mit Glow kein Kind gezeugt, geht ein Teil des gesammelten Geldes an betroffene Paare, die sich dann an einen Arzt wenden können. Eine Gebühr für Glow selbst soll es bei Glow First nicht geben, das ganze Geld geht an Betroffene. Levchin, der selbst durch den Verkauf von PayPal reich geworden ist, will eine Million Dollar einzahlen.

Wie zuverlässig die Glow-Anwendung funktioniert, dürfte stark von der Qualität und Quantität der gesammelten Daten abhängen – entsprechend wichtig ist es der Firma, möglichst viele Nutzer zu gewinnen. Die App soll anfangs für iOS-Geräte wie das iPhone bereitstehen. (bsc)