Digitalisierung der BBC endet in der "totalen Katastrophe"

Die britische Sendergruppe hat ein umfassendes Digitalisierungsprojekt nach fünf Jahren, etlichen Problemen und erheblichen Kosten endgültig gestoppt. Ein externer Prüfer soll das Desaster nun aufarbeiten.

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Die britische öffentlich-rechtliche Sendergruppe BBC hat ein ambitioniertes Digitalisierungsprojekt nach fünf Jahren Entwicklung und Kosten von rund 100 Millionen Pfund aufgegeben. Viel herausgekommen ist bei der Digital Media Initiative (DMI) bisher nicht, kritisiert der BBC Trust. Das Projekt sei eine "totale Katastrophe", zitiert BBC News ein Mitglied des Aufsichtsgremiums der Sendergruppe. Ein externer Prüfer soll das Desaster nun aufarbeiten.

Im Rahmen der DMI sollten alle TV- und Radiosender der BBC auf eine gemeinsame digitale Produktionsplattform umgestellt werden. Alle Arbeitsabläufe des Sendebetriebs sollten vollständig digitalisiert werden, Archivierung, Verarbeitung, Übertragung und Verteilung der Sendungen über neue Systeme und IT-Infrastruktur laufen. Zudem sollte im Rahmen der DMI das komplette Archivmaterial digitalisiert werden.

Mit dem Aufbau der Systeme und der Infrastruktur hatte die BBC im Frühjahr 2008 das deutsche Unternehmen Siemens IT Solutions and Services (SIS) beauftragt. Nachdem das Projekt in Verzug geraten und der ursprünglich vereinbarte Fertigstellungstermin Mai 2009 geplatzt war, einigten sich beide Seiten im Sommer 2009 darauf, den Vertrag aufzulösen. SIS wurde später von Atos Origin übernommen.

Nach dem Ausstieg von SIemens hatte die BBC das Projekt ab 2010 in Eigenregie weitergeführt. Seither sind Kosten von 98 Millionen Pfund (115 Millionen Euro) aufgelaufen. Dennoch steht die BBC jetzt mit ziemlich leeren Händen da. Nachdem der BBC Trust und die politischen Aufsichtsgremien auf die anhaltenden Probleme aufmerksam gemacht wurden, wurde das Projekt im Herbst 2012 zunächst gestoppt und Ende Mai 2013 ganz eingestellt. Der Technikchef der BBC musste inzwischen seinen Hut nehmen.

Der damals verantwortliche BBC-Chef Mark Thompson hatte dem Parlamentsausschuss, der die Staatsfinanzen überwacht, im Februar 2011 erklärt, es würden bereits Sendungen auf der neuen Plattform produziert und gesendet. Auch der britische Rechnungshof hatte zu dem Zeitpunkt den Eindruck, das Projekt mache Fortschritte. "Das stimmte nicht", stellte die Vorsitzende des Haushaltsausschusses am Montag fest. Thompson, heute Chef der New York Times Company, will es damals nicht besser gewusst haben. (vbr)