Oberstes US-Gericht verbietet Patente auf natürliche Gene

Der Supreme Court der USA hat in einer einstimmigen Entscheidung Patente auf natürlich vorkommende Gene für ungültig erklärt. In dem Verfahren ging es um zwei Gene, bei denen Veränderungen bestimmte Krebsarten auslösen sollen.

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Von
  • Christian Kirsch

Dass ein natürlich vorkommender Stoff schwer zu isolieren ist, reicht nicht für ein Patent. So lässt sich die Entscheidung des obersten US-Gerichts zusammenfassen, in der es eine Patentierung natürlich vorkommender menschlicher Gene endgültig abgelehnt hat. Das US-Patentamt setzte den Gerichtsbeschluss sofort in eine Anweisung an seine Mitarbeiter um: Ab sofort dürften sie für natürlich vorkommende DNA-Sequenzen keine Patente mehr erteilen, die lediglich das Gen als solches schützen.

In dem Verfahren ging es um die Gene BRCA1 und BRCA2. Mutationen in ihnen sollen für die Entstehung von Brust- und Eierstockkrebs verantwortlich sein. Die Schauspielerin Angelina Jolie hatte sich vor kurzem wegen eines veränderten BRCA1-Gens zur Amputation beider Brüste entschlossen. Das Verfahren vor dem Surpreme Court war von der US-Bürgerrechtsorganisation American Civil Liberty Union (ACLU) und der Public Patent Foundation gegen die Biotechnik-Firma Myriad angestrengt worden.

Weiterhin patentierbar bleiben sollen allerdings sogenannte cDNA-Sequenzen. Sie werden künstlich aus RNA-Molekülen erzeugt. Gegenüber den natürlich vorkommenden entsprechenden DNA-Abschnitten fehlen ihnen die funktionslosen Basenpaare (Introns).

Die ACLU feiert die Entscheidung als großen Sieg. Sie werde die Biotechnik-Industrie nicht behindern, sondern ihr helfen. Der Patentanwalt und -befürworter Gene Quinn hingegen prognostiziert in seinem Blog IPWatchdog "vollständigen Stillstand für viele Bereiche personalisierter Medizin". "Der heutige Tag ist ein großer Rückschlag für den Fortschritt der Wissenschaft und ein noch größerer Rückschlag für Menschen, die auf den medizinischen Fortschritt angewiesen sind, um länger und besser zu leben." Für die Gegner von Gen-Patenten allerdings eröffnet der Beschluss des Supreme Court Forschern erst die Möglichkeit freier wissenschaftlicher Arbeit. (ck)