US-Geheimdienst soll Mobilfunkprovider Verizon abgehört haben

Nach Anschuldigung durch einen beteiligten Techniker haben sich nun Abgeordnete des US-Kongress eingeschaltet.

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Der Netzwerkspezialist Babak Pasdar hat mit seiner eidesstattlichen Erklärung (PDF-Datei) die US-Geheimdienste beschuldigt, ohne richterliche Genehmigung den gesamten Datenverkehr eines großen Mobilfunkproviders angezapft zu haben. Mit großer Wahrscheinlichkeit handelt es sich dabei um Verizon.

In einem Brief (PDF-Datei) machen die Vorsitzenden dreier Ausschüsse des US-Kongress ihre Abgeordneten-Kollegen auf den neuen Skandal aufmerksam. Im Kern geht es um die Aussage Pasdars, bei einem der größeren Mobilfunkanbieter habe es einen Server gegeben, dessen Aktivitäten nicht in einem Log festgehalten wurden und von dem aus Zugang auf alle Gespräche, SMS und Abrechnungsdaten bestand. Dieser sei intern als "Quantico Circuit" bezeichnet worden und habe eine Glasfaserleitung mit 45 GBit/s nach draußen gehabt. Pasdar sei daran gehindert worden, diese Maschine abzusichern. In Quantico, Virginia, hat die für Telefonüberwachung zuständige FBI Academy ihren Sitz. Spekuliert wird auch über eine Weiterleitung der Daten an die NSA.

Zur Zeit setzt sich die Regierung unter George W. Bush für ein Gesetz ein, das den Telecom-Unternehmen "rückwirkende Immunität" gewähren soll. Gegen die Telkos laufen Sammelklagen, den Geheimdiensten ohne ausreichende Gestzesgrundlage Zugang zu ihren Glasfaser-Backbones ermöglicht zu haben. Bereits im Jahre 2006 hatte der ehemaligen AT&T-Techniker Mark Klein öffentlich gemacht, wie er im Auftrag seiner Firma den Glasfaser-Backbone anzapfen musste, über den sich sämtliche Gespräche und Datentransfers auslesen lassen. (jes)