Mäßige Zahlungsmoral im B2B-Sektor

Die Zahlungsmoral der deutschen Unternehmen hat einen Tiefpunkt erreicht: Nur jedes fünfte Unternehmen hat im Frühjahr seine Schulden fristgerecht bezahlt.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht
Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Marzena Sicking

Das sind keine guten Nachrichten für alle, die noch auf die Begleichung ihrer Rechnungen warten: Die Zahlungsmoral der deutschen Unternehmen hat im Frühjahr 2013 einen neuen Tiefpunkt erreicht. So zahlten im März 2013 18,8 Prozent der Unternehmen ihre Rechnungen mit einer deutlichen Verspätung. Das ist das Ergebnis der Gemeinschaftsstudie "Zahlungsmoral deutscher Unternehmen" von EOS Deutschland und der Wirtschaftsauskunftei Bürgel. Wie die Studienautoren erklärten, gab es einen so schlechten Wert zuletzt vor einem Jahr. Den besten gab es übrigens im Juni 2012: Damals beglichen nur 16,3 Prozent der Firmen in Deutschland ihre Rechnungen nicht fristgerecht.

(Bild: Bürgel)

Schuld an dem aktuellen Einbruch ist laut Studie die lahmende Konjunktur: Zwar wurden im ersten Quartal steigender Konsum, gestiegene Löhne und eine stabile Beschäftigungslage verzeichnet, doch im B2B-Sektor sieht es anders aus. Hier halten sich die Unternehmen, allen voran die Exporteure, derzeit bei Investitionen stark zurück. Das hat zur Folge, dass die Verbraucher ihre Rechnungen zwar zuverlässig bezahlen, doch die Unternehmenskunden leider nicht. Und das Zahlungsverhalten der eigenen Kunden spielt natürlich eine wichtige Rolle: Wer selbst mit hohen Zahlungsausfällen zu kämpfen hat, bekommt schnell Liquiditätsprobleme. Resultat sind nicht nur Zahlungsverzögerungen, Liquiditätsengpässe und Finanzierungsschwierigkeiten, sondern am Ende oftmals auch eine Insolvenz. Bürgel-Geschäftsführer Dr. Norbert Sellin schätzt, dass etwa 20 Prozent der insolventen Unternehmen genau von diesem Dominoeffekt erfasst wurden. Das bestätigt auch ein weiteres Ergebnis der Studie, für die das Zahlungsverhalten von 463.000 Firmen aller Branchen analysiert wurde. Demnach haben hiesige Unternehmen in den vergangenen zwölf Monaten nicht nur mit verspäteten Zahlungen, sondern vermehrt auch mit Forderungsausfällen zu kämpfen.

Am schlechtesten schnitten im Krisenmonat März die saarländischen Unternehmen ab: Dort konnte im März knapp ein Viertel der Firmen seine Rechnungen nicht innerhalb des angegebenen Zahlungsziels begleichen. Das ist auch für den Zeitraum April 2012 bis März 2013 der schlechteste Wert aller Bundesländer. In Nordrhein-Westfalen zahlten 21 Prozent der Unternehmen verspätet, in Bremen 20,9 Prozent. Dem gegenüber haben Unternehmen in Sachsen die beste Zahlungsmoral, hier zahlten im Frühjahr nur 15,5 Prozent der Firmen ihre Rechnungen mit Verspätung. Auch die Werte in Thüringen (16,4 Prozent) und Schleswig-Holstein (16,9 Prozent) waren überdurchschnittlich gut.

Nach Branchen betrachtet, sah es im März 2013 bei den Ver- und Entsorgern (Wasser, Abwasser und Abfälle) mit einer Quote von 27 Prozent besonders schlecht aus. An zweiter Stelle folgt das Baugewerbe mit 23,1 Prozent, an dritter stehen die Energieversorger (22,0 Prozent). Wer ausstehende Rechnungen bei Gastronomen, der öffentlichen Verwaltung und der Land- und Forstwirtschaft hat, muss sich hingegen keine Sorgen machen, hier sind Verspätungen vergleichsweise selten.

Ebenfalls auffällig: Im März 2013 zahlten vor allem die Aktiengesellschaften mit einem Anteil von 36,9 Prozent nicht fristgerecht. Wie die Studienautoren vermuten, hat das nicht unbedingt mit eigenen Engpässen zu tun. Vielmehr komme es bei so großen Unternehmen immer öfter vor, dass sie ihre starke Marktmacht einfach ausnutzen und sich solche Verspätungen einfach herausnehmen. Auch die GmbHs waren mit 31,1 Prozent bei Verspätungen oft betroffen, die Quote der Unternehmergesellschaft (haftungsbeschränkt) lag mit 20,7 Prozent ebenfalls sehr hoch.

Die kompletten Ergebnisse der Studie "Zahlungsmoral deutscher Unternehmen" finden Sie auf www.buergel.de oder www.eos-ddmonitor.de. (masi)