Supercomputer: Chinas großer Sprung auf Platz 1

Mit 33,9 PFlops setzt sich ein chinesischer Rechner an die Spitze der neuen Top500-Liste der Supercomputer

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Von
  • Andreas Stiller

Mit 33,86 PFlops im Linpack-Benchmark markiert der chinesische Tianhe-2 (Milchstraße) mit deutlichem Vorsprung die neue Spitzenposition bei den Supercomputern. Das enthüllte die 41. Top500-Liste der Supercomputer, die zur Eröffnung der Internationalen Supercomputerkonferenz ISC'13 in Leipzig bekannt gegeben wurde. Beim Besuch des Linpack-Schöpfers und TOP500-Mitautors Jack Dongarra Ende Mai in China lag die Performance noch bei knapp über 30 PFlops, da hat man also in den verbleibenden Tagen noch kräftig getunt.

Die bisherige Nummer 1, der Titan des amerikanischen Oak Ridge National Laboratory , belegt mit 17,6 PFlops nunmehr Platz zwei, knapp vor dem Sequoia mit BlueGene/Q des Lawrence Livermore National Laboratory mit 17,2 PFlops. Platz 4 hält der mit SPARC64-VIII-Prozessoren bestückte japanische K Computer (10,5 PFlops) des RIKEN-Instituts vor einem weiteren BlueGene/Q-System Mira des Argonne National Labs mit 8,6 PFlops. Gleichauf bei 8,5 PFlops läge in etwa der Blue Waters des NCSA an der Universität Illinois (Cray XE6 und XK7 mit AMD Bulldozer und Nvidia K20), wenn denn die Betreiber Linpack-Werte melden würden, – aber das wollen sie nicht.

Der Spitzenreiter, der Tianhe-2 der National University of Defense Technology (NUDT) in Guangzho verwendet 32.000 noch nicht offiziell erschienene Intel Prozessoren (Xeon Ivy Bridge EP) sowie 48.000 Coprozessoren (Intel Xeon Phi), ein jeder mit 57 freigeschalteten Kernen. System, Interconnect, Frontend-Prozessoren, Betriebssystem (Kylin Linux) stammen ansonsten alle aus chinesischer Entwicklung. Mit 17,8 MW (ohne externe Kühlung) für den Linpackpack-Lauf kommt das System in der Effizienz auf 1902 MFlops/Watt, liegt damit leicht hinter dem Titan mit Cray XK7-System, AMD-Bulldozer-Prozessoren und Nvidia Tesla K20x zurück, der 2143 MFlops/Watt erreicht.

Deutschland hat weiterhin zwei Systeme unter den Top10, den JuQueen mit BlueGene/Q-Prozessoren am Forschungszentrum Jülich auf Platz 7 sowie den SuperMUC mit Intel Xeon E5 am Leibniz-Rechenzentrum in Garching auf Platz 9.

Parade der Supercomputer (10 Bilder)

Tianhe-2

#1:Tianhe-2 Mit Intel Iyv Bridge EP und Xeon Phi erreicht der er knapp 34 Pflops (Bild: Jack Dongarra)

China ist weiterhin klar die Nummer zwei hinter den USA, die mit 253 mehr als die Hälfte aller Systeme der Top500-Liste stellen (zuvor 250). Die Zahl der platzierten chinesischen Systeme ist jedoch gegenüber der letzten Liste vom November 2012 von 72 auf 65 zurückgegangen. Mit weitem Abstand folgen Japan (30), Großbritannien (29), Frankreich (23) und Deutschland (19). Europa insgesamt konnte von 105 auf 112 Systeme zulegen. In Rechenleistung ausgedrückt ist Deutschland mit 11,3 PFlops in Europa führend, vor Frankreich (8,9 PFlops) und Großbritannien (8,1 PFlops).

Bei den Herstellern hat Hewlett-Packard jetzt wieder stückzahlmäßig die Nase vor IBM mit 189 gegenüber 160 – in der letzten Liste war es anders herum. Aber weiterhin führt IBM klar um mehr als Faktor zwei in punkto Rechenleistung (73,2 zu 31,5 PFlops). In dieser Beziehung liegt Cray dank des Zukaufs von Appro mit 34,1 PFlops (49 Systeme) noch knapp vor HP.

Intel konnte seine Dominanz bei den Hauptprozessoren weiter aufbauen und liegt nun bei über 80 Prozent (403, zuvor 380 Systeme). AMD ging von 60 auf 49 zurück, IBM Power und PowerPC von 53 auf 42. 11 Systeme sind inzwischen mit Intels Xeon-Phi bestückt, gegenüber 39 mit Nvidia Tesla -- dank des Tianhe-2 ist aber die Gesamtleistung der Xeon-Phi-beschleunigten Systeme etwas höher.

Die Gesamtperformance der auf der Liste stehenden Supercomputer legte gegenüber November 2012 um 38 Prozent von 162 auf 223 PFlops zu. Um überhaupt auf die Liste zu kommen, muss ein System jetzt 96,6 TFlops leisten.

Die Top10 der 41. Top500-Liste der Supercomputer
Platz (vor. Liste) Rechner (Hersteller) Betreiber Land CPU-Cores GPU-Cores Rmax (TFlops) En.- Verbr. [MW]
1(-) Tianhe-2 (NUDT) National University of Defence Technology China 32.000*12 Xeon E5 (Ivy Bridge), 2,2 GHz 48.000*57 Xeon Phi 33.862 17,8
2 (1) Titan (Cray) Oak Ridge National Lab USA 18.688*16 Opteron, 2,2 GHz 18.688*14 Nvidia Tesla K20x 17.590 8,21
3 (2 upgr) Sequoia (IBM) Lawrence Livermore National Lab USA 98.304*16 Bluegene/Q 1,6 GHz - 17.173 7,89
4 (3) K Computer (Fujitsu) RIKEN Advanced Institute for Computational Science (AICS) Japan 88.128* 8 SPARC64 VIIIfx, 2 GHz - 10.510 12,7
5 (4 upgr) Mira (IBM) Argonne National Lab USA 49.152*16 Bluegene/Q 1,6 GHz - 8.587 3,95
6 (7 upgr) Stampede (Dell) Texas Advanced Computing Center (TACC) USA 11.550*8 Xeon-E5, 2,7 GHz 6006*61 Intel Xeon Phi 5.168 4,51
7 (5 upgr) JuQUEEN (IBM) Forschungs-zentrum Jülich Deut. 28.672*16 Bluegene/Q 1,6 GHz - 5.008 2,3
8 (65) Vulcan (IBM) Lawrence Livermore National Lab USA 24.576*16 Bluegene/Q 1,6 GHz - 4.293 1,92
9 (6) SuperMUC (IBM) Leibniz-Rechen-zentrum Deut. 18.432* 8-Xeon E5, 2,7 GHz - 2.897 3,42
10 (8) Tianhe-1A (NUDT) National Super-Computer Center Tianjin China 14.366*6 Xeon 2,93GHz 7168*14 Tesla M2050 2.566 4,04

(as)