Kickstart mit Hindernissen

Interessante Crowdfunding-Projekte wie die Smartwatch Pebble rufen bei ihren Unterstützern oft Begeisterung hervor. Die kann aber schnell in Ernüchterung umschlagen, wie zwei aktuelle Beispiele zeigen.

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Interessante Crowdfunding-Projekte wie die Smartwatch Pebble rufen bei ihren Unterstützern oft Begeisterung hervor. Die kann aber schnell in Ernüchterung umschlagen, wie zwei aktuelle Beispiele zeigen.

Der Hype schlug sich direkt in Dollar und Cent nieder: Zehn Millionen Dollar warb das Smartwatch-Projekt Pebble im Frühjahr 2012 über die Crowdfunding-Plattform Kickstarter ein. Auch über die Macher der Spielekonsole Ouya ging ein Geldregen nieder (s. TR 10/2012, S. 32). Doch gerade Pebble und Ouya, diese beiden Aushängeschilder der direkten Nutzerfinanzierung per Internet, zeigen, wie wackelig das Crowdfunding-Geschäft noch sein kann.

Die Pebble hatte mit ihren bunten Farben, dem Display mit elektronischer Tinte und der drahtlosen Anbindung für moderne Handys samt Programmierschnittstelle viele Technikfreaks angelockt. Fast 69000 sollen die Uhr via Kickstarter bestellt haben. Darunter auch der Journalist Jan Schweitzer. In der Online-Ausgabe der Wochenzeitung „Die Zeit“ beschreibt er seine Pebble-Leidensgeschichte, denn die bestellte Uhr kam nie bei ihm an. Nach der Kreditkartenzahlung von insgesamt 130 US-Dollar war es zunächst einmal sehr ruhig um das von der Internet-Community finanzierte Traumgerät. Fast ein Jahr mussten Schweitzer und die anderen Besteller warten. Pebble versuchte derweil, die Kundschaft, die ja bereits gezahlt hatte, mit regelmäßigen Blog-Postings und kleinen Videos bei Laune zu halten, während man letzte Produktionsprobleme in China zu beheben versuchte. Im Februar 2013 dann sollte sich die Pebble endlich auf die Reise zu den Kunden in Deutschland machen.

Doch dann kam der Zoll ins Spiel, und es offenbarte sich ein eklatanter Fehler des als so innovativ gefeierten Pebble-Teams. Die Truppe um Eric Migicovsky hatte es versäumt, sich alle notwendigen Zulassungen für Märkte außerhalb der USA zu besorgen. Resultat: Erst verweigerte ein deutsches Hauptzollamt den Import, dann ein weiteres, dann schließlich alle.

Wie zahlreiche Betroffene im deutschen Pebble-Forum klagten, hatte der Hersteller weder die vorgeschriebene deutsche Betriebsanleitung beigelegt noch die Warnhinweise für den enthaltenen Akku aufgedruckt. Zudem, und das war wohl der schlimmste Fauxpas, fehlte die EG-Konformitätserklärung samt örtlichem Ansprechpartner, ohne die ein Produkt das für den Handel in der EU notwendige CE-Kennzeichen nicht tragen darf. Der Zoll musste einschreiten. „Wenn wir Zweifel haben, muss ein Produkt zurückgeschickt werden, oder es wird vernichtet“, erklärt Michael Kosler vom Hamburger Zoll, mit dessen Beamten sich Schweitzer mehrere Stunden herumschlug.

(bsc)