Kampf gegen Filmpiraterie: Filme parallel im Kino und als Stream

Zwei Hollywood-Studios haben in Südkorea Blockbuster über Video-on-Demand-Dienste angeboten, während diese noch in den dortigen Kinos liefen.

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Von
  • Nico Jurran

Die Hollywood-Studios Sony Pictures Entertainment und Walt Disney Co. testen in Südkorea ein unter Experten umstrittenes Geschäftsmodell: Sie bieten Filme über Video-on-Demand-Dienste (VoD) an, während diese noch in den dortigen Kinos laufen. Untersucht werden sollte damit offenbar, ob durch die frühe Verfügbarkeit einer offiziellen Heimkino-Fassung die Nachfrage nach illegalen Kopien sinkt.

Laut einem Bericht des Wall Street Journal (WSJ) wurde Sonys "Django Unchained" im April nur drei Wochen nach der Korea-Premiere online und über Kabelnetzprovider angeboten. Disney bot seine Animationsfilme "Brave" und "Wreck-it-Ralph" im September beziehungsweise Dezember 2012 vier beziehungsweise fünf Wochen nach dem koreanischen Kinostart an. In allen Fällen liefen die Streifen noch in den Filmtheatern. Südkorea gilt als achtgrößter Filmmarkt der Welt.

Disney hat bereits 2011 in Portugal einen ähnlichen Versuch mit dem Animationsfilm "Tangled" ("Rapunzel – Neu verföhnt") mit einem 6-Wochen-Fenster durchgeführt. Sony, Time Warner, Comcast, Universal Pictures und 20th Century Fox haben in der Vergangenheit über den VoD-Dienst des US-Satellitenbetreibers DirecTV testweise Filme 60 Tage nach dem jeweiligen Kinostart angeboten. Die übliche Zeitspanne zwischen Kino- und VoD-Start liegt bei 90 Tagen.

Sony und Disney lehnten bislang jeglichen Kommentar zu den "Super-Premium-VoD"- Experimenten ab. Chun Yoon-soo, Direktor bei Koreas größtem VoD-Provider gab allerdings an, dass die Einnahmen, die die früher verfügbaren Filme erzielten, 30 Prozent höher waren als bei vergleichbaren Titeln ohne früheren Start. Andere Hollywood-Studios beobachten laut WSJ den Vorstoß daher genau und wären bereit, gegebenenfalls nachzuziehen.

Nach Ansicht von Adam Fogelson, Vorsitzender von Universal, wollen oder können vor allem Eltern mit kleinen Kindern nicht ins Kino gehen. Sie wären daher durchaus bereit, für den Premium-Dienst tiefer in die Tasche zu greifen. Tatsächlich soll die Mietgebühr für die "Super-Premium-VoD"-Titel laut WSJ bei 9 statt der üblichen 3,50 US-Dollar gelegen haben. Bei den oben angekündigten DirecTV-Experimenten sollen sie sogar 30 US-Dollar betragen haben, sechsmal soviel wie üblich.

In den USA weigern sich die Kinoketten Regal Entertainment Group und AMC Entertainment Holdings, Filme in ihre Programm aufzunehmen, für die ihnen nicht ein Verwertungsfenster von mindestens 90 Tagen zugesichert werden – aus Angst, dass sich die potenziellen Kunden dafür entscheiden, die Filme lieber in den eigenen vier Wänden zu schauen. Kim Young-gi vom Korean Film Council sieht für derartige Befürchtungen keinen Grund: Ins Kino zu gehen sei seiner Meinung nach ein kulturelles Erlebnis, während VoD wie Fernsehgucken sei. "Die beiden Märkte werden voneinander getrennt bleiben", so Young-gi gegenüber dem Wall Street Journal. (nij)