Taliban zerstören gezielt Handymasten

Die Taliban wollen die Mobilfunkanbieter zwingen, über Nacht die Handy-Netze auszuschalten.

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Von
  • Florian Rötzer

Ende des vergangenen Monats hatten Taliban von den Mobilfunkfirmen in Afghanistan verlangt, während der Nacht den Betrieb landesweit zu unterbrechen. Verhindert werden sollte damit, dass Informationen von Unterstützern der Regierung oder der Koalitionstruppen weitergegeben werden oder unachtsame Taliban-Kämpfer lokalisiert werden können. Wenige Tage später wurden bereits die ersten Funktürme in Südafghanistan zerstört, was zu einem Ausfall der Handykommunikation in der Provinz Helmand führte.

Da es in Afghanistan nur 45.000 Festnetzanschlüsse gibt, ist das nach dem Sturz des Taliban-Regimes aufgebaute Handy-Netz für viele Menschen das einzige Kommunikationsmittel; das gilt auch für Hilfsorganisationen, betonte die afghanische Katastrophenschutzbehörde ANDMA. Immerhin gibt es 4,5 Millionen Handybenutzer in Afghanistan. Wenn internationale Hilfsorganisationen Satellitentelefone benutzen, sind sie allerdings ebensowenig wie das Militär vom Ausfall der Handynetze betroffen.

Inzwischen sind bereits 10 Sendemasten zerstört worden. In mindestens zwei Provinzen im Süden des Landes sollen die Mobilfunkunternehmen den Forderungen nachgekommen sein und zwischen 17 Uhr und 7 Uhr das Netz abgeschaltet haben. Das Kommunikationsministerium hatte die Provider gebeten, dem Druck der Taliban nicht nachzugeben. Offenbar vertrauen die Unternehmen, die dazu nicht Stellung nehmen wollen, in den von den Taliban beherrschten Gebieten der Zentralregierung nicht allzu sehr. (fr)