Wikileaks-Mitarbeiter war FBI-Informant

Der Isländer Sigurdur Ingi Thordarson hat während seiner Zeit als Wikileaks-Aktivist der US-Behörde mehrere Festplatten mit den internen Chat-Mitschnitten von Wikileaks übergeben, berichtet der Ex-Hacker Kevin Poulsen.

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Von
  • Detlef Borchers

Der Isländer Sigurdur Ingi Thordarson hat während seiner Zeit als Wikileaks-Aktivist mit dem US-amerikanischen FBI kooperiert und dafür 5000 US-Dollar erhalten. Thordarson übergab dabei den FBI-Agenten mehrere Festplatten mit den internen Chat-Mitschnitten von Wikileaks. Dies berichtet der Ex-Hacker Kevin Poulsen im Magazin Wired. Auch Poulsen will im Besitz der Wikileaks-Chats sein. Wikileaks selbst äußert sich nicht zu dem Vorfall, weil es im Februar 2013 Thordarson in Island angezeigt hat: Der damals 17-jährige Thordason hatte neben seiner Arbeit als Chatroom-Admin den Verkauf von Fan-Artikeln für Wikileaks geleitet und bis zu seinem Rauswurf im November 2011 die Einnahmen veruntreut.

Laut den Ausführungen im Wired ging die Initiative zur Informationsabschöpfung von Wikileaks von Thordarson aus, der die US-Botschaft aufsuchte und seine Mitarbeit anbot. Unverzüglich wurde ein FBI-Team nach Island geflogen, dort aber nach wenigen Tagen ausgewiesen, weil sie unter Vorspiegelung falscher Tatsachen eingereist waren. Daraufhin wurde Thordarson in die USA geflogen und dort weiter befragt. Gesucht wurden offenbar Details, wie gut sich Wikileaks-Gründer Julian Assange und der US-Soldat Bradley Manning kannten, der als Whistleblower Wikileaks anonym mit Material versorgt hatte. Die FBI-Agenten wollten Thordason verwanzen, um Assange abhören zu können, doch dies ließ ihr Informant nicht zu.

Während seiner Zeit als Chatroom-Admin suchte Thordason aktiv den Kontakt zum Hacker-Kollektiv Anonymous, das Wikileaks mit Material versorgen sollte. Das FBI hatte in dieser Gruppe einen eigenen Informanten namens Sabu und konnte so von beiden Seiten die Veröffentlichung der von Wikileaks so genannten Global Intelligence Files verfolgen. Für deren Veröffentlichung verlangte Wikileaks dann Spenden, was die liefernde Anonymous-Gruppe nachhaltig verärgerte.

Vor Thordarson war der Isländer Smari McCarthy Chatroom-Administrator von Wikileaks. MacCarthy erhielt vor wenigen Tagen Post von Google, durch die er erst das ganze Ausmaß der Ermittlungen gegen seine Person abschätzen konnte. Mit Herbert Snorrason geriet ein weiterer Wikileaks-Mitarbeiter ins Visier der US-Ermittler. Der FBI-Informant Thordarson hatte die Pässe seiner Mitstreiter sowie eine Kopie von Assanges Pass den Agenten zur Prüfung seiner Aussagen vorgelegt.

Wired hat in den vergangenen Jahren mehrfach Chat-Texte veröffentlicht, unter anderem die stark redigierten Chats, die der FBI-Informant Adrian Lamo mit dem US-Soldaten Bradley Manning mitgeschnitten hatte. Sie führten zur Enttarnung des bis dato unbekannten Whistleblowers der US-Armee. (anw)