Google Reader: Letzte Chance für den Umstieg

Am Wochenende zieht Google den Stecker bei seinem Reader. Es gibt einige Alternativen. In den letzten Tagen hat sich noch einiges getan auf dem Markt der RSS-Reader.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 71 Kommentare lesen
Lesezeit: 3 Min.
Von

Am 1. Juli schließt der Google Reader seine Pforten: Zeit umzusteigen, falls man das nicht bereits erledigt hat. Wer sich noch nicht für einen neuen RSS-Reader entschieden hat, sollte zumindest die Liste seiner Feeds exportieren. Das geht ganz einfach mit Google Takeout. Dort erhält man, als Zip-Archiv gepackt, etwa ein halbes Dutzend Dateien unter anderem mit den markierten oder geteilten Postings. Die wichtigste Datei heißt subscriptions.xml. Sie enthält die Liste der Abonnements im OPML-Format und sollte sich mit jedem RSS-Reader importieren lassen.

Wir haben bereits etliche Alternativen zu Google Reader vorgestellt. Doch in den vergangenen Tagen hat sich noch einiges getan auf dem Markt der RSS-Reader. So steht die beliebte App Reeder für iOS kostenlos bereit. Der RSS-Reader NetNewsWire für Mac OS hat nach zwei Jahren Entwicklungsstillstand wieder ein Update erhalten. Und AOL hat einen gänzlich neuen Reader veröffentlicht – der sogar ein API bietet, mit dem externe Anwendungen auf die Nachrichten zugreifen können.

Digg filtert aus den eigenen Feeds die populärsten Posts heraus.

Auch Digg hat den vor Monaten angekündigten Reader ins Netz gestellt. Bislang lässt der Dienst neue Nutzer aber nur nach und nach herein, Interessierte müssen ihre E-Mail-Adresse auf eine Warteliste setzen lassen. Bei uns dauerte die Wartezeit zwei Tage. Der Umstieg ist einfach, Digg importiert die bei Google Reader hinterlegten Feeds innerhalb weniger Minuten. Praktisch für Umsteiger ist auch, dass Digg viele der Tastaturbefehle von Google Reader beibehält.

Update: Der Digg Reader ist jetzt für alle und ohne Wartezeit zugänglich.

Die Web-Oberfläche ist sehr nüchtern und bietet derzeit nur zwei Nachrichtenübersichten: Eine kompakte Überschriftenliste und "Expanded" mit den kompletten Posts. Artikel lassen sich bei Twitter oder Facebook teilen sowie bei Instapaper, Pocket oder Readability zum späteren Lesen zwischenspeichern. Speichern oder per "Digg" markieren kann man Artikel auch innerhalb der Anwendung. Der Digg Reader stellt die Listen der Diggs und gespeicherten Artikel als RSS-Feed bereit – privat oder öffentlich. Auch in der neuesten Version der Digg-App sind Reader-Funktionen bereits eingebaut. Eine Android-Version soll "bald" kommen.

BazQux beherrscht auch eine ultrakompakte Übersicht der Schlagzeilen.

Eine weitere interessante Reader-Alternative ist BazQux. Das Ein-Mann-Projekt von Vladimir Shabanov lädt nicht nur die Artikel, sondern auch die zugehörenden Diskussionen. Derzeit unterstützt es dabei Reddit, Livejournal, Blogs mit RSS-Feeds for Kommentare, Disqus und Facebook-Widgets. Außer RSS-Feeds lassen sich mit BazQux auch Google+- und Facebook-Seiten abonnieren. Das Einlesen der Kommentare von Facebook-Seiten funktionierte bei unseren Versuchen aber nicht.

Das API von BazQux gleicht nach Angaben des Entwicklers dem Reader-API, sodass es für Programmierer, die bisher auf den Google-Reader gesetzt haben, leicht sein sollte, auf BazQux zu wechseln. Erste haben das auch schon getan, siehe die BazQux-FAQ. Der Dienst ist nicht gratis; Benutzer dürfen sich aber einen Jahresbeitrag von 9 bis 29 US-Dollar aussuchen. 30 Tage kann man BazQux kostenlos testen

Den meisten Zulauf unter den Reader-Ersatzdiensten hatte bisher Feedly. Der Anbieter hat mittlerweile von Google auf ein eigenes Backend umgestellt, das es auch anderen Clients per Programmierschnittstelle bereitstellt. Mittlerweile hat sich Feedly auch eine Browser-Bedienoberfläche gebaut. Außerdem steht es als Firefox- und Chrome-Erweiterung sowie als iOS- und Android-App zur Verfügung. (jo)