Warum suchen sie?

Nicht immer bedarf es teurer Werkzeuge für die Analyse der sagenumwobenen Big Data. Mitunter genügt ein genauer Blick hinter die Kulissen von Google, um herauszufinden, was die Nutzer wirklich wollen.

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Lesezeit: 13 Min.
Von
  • Georg Schnurer
Inhaltsverzeichnis

Welcher Begriff ist für die Masse der Surfer interessanter, was wird häufiger gesucht: „iPad mini“ oder „Google Glass“? Letzteres möchte man meinen, denn kaum ein Technik-Thema wird derzeit so viel diskutiert wie die Computerbrille. Das iPad mini hingegen ist ein ganz normales Tablet. In der 7-Zoll-Klasse konkurriert es mit leistungsstarken Mitbewerbern wie dem Google Nexus oder dem Samsung Galaxy Tab. Nichts Besonderes also.

Google Trends ist das Mittel der Wahl, um den Interessen der Netzbewohner nachzuspüren. Für eine Recherche geben Sie unter www.google.de/trends/? die Suchbegriffe ein und konfigurieren die Ergebnisse über die Optionen in der linken Spalte, zum Beispiel den Ort auf „Deutschland“ und den Zeitraum auf „die letzten 90 Tage“. Das Ergebnis ist eindeutig: Das Apple-Tablet wurde Ende Juni fast sieben Mal so häufig gesucht wie die Google-Brille.

Das iPad mini wird in Deutschland häufiger gesucht als Google Glass.

Die Erklärung dafür ist nach Ansicht von Marketing-Berater Jens Fauldrath ziemlich simpel: Einerseits wird Google Glass aktuell von allen Medien bespielt. Der Informationshunger stillt sich also nicht nur über die Google-Suche. Und zweitens ist es eben nur Informationshunger. Kaufen kann man Google Glass schließlich noch nicht, daher ist es nicht verwunderlich, dass das „iPad mini“ nicht nur als solches, sondern auch mit Begriffskombinationen wie „iPad mini billig“ viel Google-Verkehr auslöst. Bei der Brille fehlt dieser Transaktionsteil vollständig.

Jens Fauldraths Aufgabe ist es, Webseiten seiner Kunden möglichst weit oben in Googles organischem Index zu platzieren (Suchmaschinenoptimierung, search engine optimization, SEO) oder deren AdWords-Werbung möglichst effizient und kostengünstig einzubuchen (search engine advertising, SEA). Dafür benötigt er vor allem genaue Kenntnis über die Bedürfnisse der Kunden seiner Kunden. Würde er im Auftrag eines Hardware-Händlers vor der Frage stehen, auf welche Weise er das Thema iPad mini behandeln muss, müsste er vor allem die Frage nach dem „Warum“ stellen: Warum suchen Google-Nutzer danach?

Aussagekräftige Antworten liefert die Liste „Verwandte Begriffe“, die Google Trends rechts unten anzeigt. Der Klick auf eine Suchwortkombination zeigt die detaillierte Statistik dazu. Über das Plus-Symbol auf der linken Seite kann man dann weitere Begriffe hinzufügen und den Google-Verkehr vergleichen. Der kleine Button mit „Nachrichtenschlagzeilen“ rechts oben blendet Zusammenfassungen von wichtigen Nachrichten zum Thema ein.

Für Händler besonders interessant ist die Rubrik „Zunehmend“ unter „Verwandte Begriffe“. Dort finden sich Suchwortkombinationen, die im Vergleich zur Ursprungssuche im Vergleichszeitraum einen stärkeren Zuwachs erfahren haben. Bei Redaktionsschluss etwa erschien dort „die welt ipad“ an erster Stelle.

Aktuell scheint das Thema Retina-Display für das iPad mini besonders spannend.

Wenn Sie den Mauszeiger über den Begriff halten, erscheint eine Lupe. Der Klick löst eine Suche aus und der erste Suchtreffer ist der Link zu einem Welt-Abo mit iPad-Prämie. Zu dieser Begriffskombination sind keine AdWords-Anzeigen gebucht – eine Chance für Zubehöranbieter, iPad- und andere Tablet-Verkäufer, die hier ihre Anzeigen platzieren können. Immerhin 8000 Mal wurde im letzten Monat danach gesucht.

Aufschlussreich sind auch die Ergänzungen, die Googles Suchvervollständigung (Suggest) anbietet. Da die Empfehlungen aus dem zeitnahen Suchverhalten der Nutzer abgeleitet werden, liefert Suggest einige Begriffe, die thematisch nahe am Suchbegriff liegen und gleichzeitig von aktuellem Interesse sind. Sucht man nach „iPad mini“, bietet Suggest unter anderem „iPad mini retina“ an. Offenbar suchen viele Surfer nach einem solchen Tablet.

Wer nach möglichst vielen dieser Vervollständigungen fahnden möchte, für den ist Ubersuggest.org eine wertvolle Hilfe. Die Site listet alle Ergänzungen auf, die der Benutzer erhält, wenn er den Suchbegriff plus einen weiteren Buchstaben oder eine weitere Zahl eingibt. Zu „iPad mini“ fand es 377 Ergänzungen. Der Nutzer erhält viele Nebenaspekte zu seinem Thema, auf die er vielleicht nicht selbst gekommen wäre. Zudem kann man mit den zusätzlich vorgeschlagenen Begriffen weitersuchen. Zu „iPad mini retina“ liefert es elf weitere Vorschläge, von „ipad mini retina display“ bis zu „ipad mini retina april“. Bei den Vorschlägen finden sich aber auch Falschschreibungen oder Ausschlussbegriffe, die man vermeiden sollte.