Welche Zukunft haben Computermuseen?

Über die nächsten Jahrhunderte kann nur mit sorgfältig gepflegten Emulatoren künftigen Generationen der Beginn des Computerzeitalters vermittelt werden.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 105 Kommentare lesen
Lesezeit: 2 Min.
Von
  • Detlef Borchers

Mit einer Debatte über die Zukunft von Computermuseen endete am Dienstagabend in Berlin die Vortragsreihe Shift Restore Escape. Deutlich wurde, dass über die nächsten Jahrhunderte nur mit sorgfältig gepflegten Emulatoren künftigen Generationen der Beginn des Computerzeitalters vermittelt werden kann.

Im November, wenn die c't in Hannover ihren 30. Geburtstag feiert, gibt es auch in Oldenburg einen feierlichen Start. Dann soll das kleine Oldenburger Computermuseum in neue Räume am Bahnhof umziehen und die bisher im Depot steckende Sammlung von 1300 Geräten auf 800 Quadratmetern präsentieren. Wie Kurator Thiemo Eddicks ausführte, haben bisher 2500 Besucher das Museum besucht und bespielt, bei einer wöchentlichen Öffnungszeit von nur 6 Stunden: Das jüngste Museum in der deutschen Computerkulturlandschaft ist das bisher einzige, das sich als "operatives Museum" präsentiert. Gezeigt werden nur funktionsfähige Geräte mit Software und Peripherie, die kommenden Besuchern eine Ahnung davon vermitteln können, wie die Hobbyisten ihre Programme per Kassette oder durch das Abtippen von Listings zum Laufen brachten.

Solch einer aufwändigen Präsentation sind natürliche Grenzen gesetzt. Allgemein geht man davon aus, dass Hard- und Softwareplattformen, bei denen die Codes auf Magnetbändern, Floppies und Festplatten gespeichert sind, rund 40 Jahre alt werden können. Die Lösung für Kulturvermittler liegt daher in der kontinuierlichen Pflege, Erhaltung und Neu-Programmierung von Emulatoren, wie dies beim Berliner Computerspielemuseum praktiziert wird, mit Unterstützung einer begeisterungsfähigen Retro-Community und mit finanziellen Hilfen durch EU-Projekte wie KEEP. Dass Emulatoren freilich nicht das "Original-Feeling" einer Pong-Partie in der Spielhalle vermitteln können, wurde diskutiert, aber auch relativiert: Selbst das Spielen barocker Hofmusik auf Originalinstrumenten der damaligen Zeit ist heute nur ein Abklatsch, wird die Musik doch mit Ohren gehört, die ganz andere Tonfolterattacken nicht nur aus den aktuellen Charts aushalten müssen.

Was bleibt zu tun, kennt eine deutschlandtypische Antwort: Einen Verein gründen, der auf vielen Ebenen das Erbe der gerade vergangenen Zeit pflegt. Mit dem deutschlandweit agierenden Verein zum Erhalt klassischer Computer gibt es eine Anlaufstelle für alle Interessierte. Auf seine Weise setzt der Verein die Vortragsreihe fort: Am 20. und 21. September zeigt er im Rahmen des Classical Computing 2013 im Berliner Pergamon-Palais seine Schätze. (jk)