Avira drängt Bestandskunden zum Upgrade

Avira aktualisiert ältere Installationen seiner Produkte über einen Upgrade-Assistenten auf die 2013-Generation. Der Migrationsprozess lässt sich kaum verhindern.

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Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Gerald Himmelein

Das Sicherheitsunternehmen Avira hat damit begonnen, Installationen seiner älteren Produkte über einen Migrationsassistenten auf die aktuellen Versionen zu aktualisieren. Anwender erhalten automatische Update-Benachrichtungen, die einen Download der aktuellen Version anstoßen.

Zunächst sind nur die 2010-Generationen von Free AntiVirus, AntiVirus Premium und Internet Security betroffen. Ab dem 22. Juli will Avira auch die Nutzer der 2012er-Versionen über einen "Migrationsassistenten" zum Upgrade bewegen. Bestehende Lizenzen sollen automatisch in die neue Version eingepflegt werden. Der Hersteller erwartet, die Migrationsphase bis zum 7. August abzuschließen.

In seiner Ankündigung erklärt Avira die Entscheidung damit, nur die neueste Generation könne zeitgemäßen Schutz bieten – Cloud-Anbindung und häufigeren Updates sei Dank. Zudem binde die Pflege älterer Produktgenerationen beim Hersteller unnötig Ressourcen, die man lieber in die Weiterentwicklung der aktuellen Versionen stecken wolle.

Avira scheint sich durchaus bewusst zu sein, dass einige Kunden lieber die gewohnte Version behalten wollen. Ausgeklammert bleiben aber nur Systeme, die unter Windows XP mit Service Pack 2 und älter laufen. Auf schwächliche Hardware nimmt der Hersteller hingegen keine Rücksicht: "Die Kosten für RAM und Festplatten sind so gering, dass wir eine Aufrüstung für angemessen halten, damit Anwender ihren Computer sicher nutzen können."

Der Upgrade-Assistent bietet keinen "Abbrechen"-Knopf. Um das Upgrade abzulehnen, muss man das Fenster über das "X" oben rechts schließen.

(Bild: Avira)

Upgrade-unwilligen Anwendern bleibt nur, den Migrationassistenten durch einen Klick auf das "X" in der rechten oberen Fensterecke abzubrechen. Der offiziellen FAQ zufolge wird die Upgrade-Aufforderung aber täglich erneut angezeigt.

Auch wenn der Hersteller sie nicht veröffentlicht, scheint es eine Möglichkeit zu geben, den Migrationsassistenten dauerhaft abzuschalten. Zumindest verspricht die FAQ: "Anwender, die einen triftigen Grund für den Verbleib beim alten Produkt sehen, können den technischen Support kontaktieren und ihr Problem darlegen." [Update:] Dies ist nicht als Hinweis auf eine Umgehungsmöglichkeit zu interpretieren, siehe Ergänzung am Artikelende. [/Update]

Im Laufe des Upgrade-Prozesses werden über 100 MByte an Daten heruntergeladen. Zum Update des Sicherheitspakets Avira Internet Security sind zwei Neustarts nötig – einer nach der automatischen Deinstallation der alten Version, der zweite nach erfolgreicher Installation von Internet Security 2013. Bei den reinen Virenschutzlösungen soll der zweite Neustart entfallen.

Konkurrent G Data hatte Anfang Juni eine ähnliche Entscheidung getroffen. Auch hier führte das forcierte Upgrade zu unerwarteten Schwierigkeiten. Ursache war allerdings nicht die Update-Prozedur an sich, sondern ein Programmfehler der neuen Version. Dieser war erst aufgefallen, als eine große Zahl der Bestandkunden auf G Data 2014 migrierte.

Das Zwangs-Update auf Avira 2013 ist bereits das zweite Anzeichen dafür, dass Avira versucht, seine Geschäfte zu bündeln. Ende Juni hatte das im süddeutschen Tettnang ansässige Unternehmen angekündigt, seine Linux-Produkte auslaufen zu lassen.

[Update 11.7.2013, 17:30] Avira zufolge bedeutet der Hinweis in der FAQ nicht, dass der technische Support des Herstellers den Migrationsassistent auf Anfrage abschalten könne. Der technische Support bietet Anwendern lediglich Ratschläge zum Upgrade. Der Migrationsassistent sei – zumindest beim aktuellen Stand der Dinge – unumgehbar. Avira plant auch nicht, den Migrationsassistenten nach dem 7. August wieder zu deaktiveren. [/Update] (ghi)