Diskussionen über den Umgangston zwischen den Kernel-Entwicklern

Kritik am harschen Auftreten von Linus Torvalds auf der Mailingliste der Linux-Kernel-Entwickler hat zu einer Diskussion über Umgangsformen unter den Kernel-Hackern geführt.

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Von
  • Thorsten Leemhuis

Auf der LKML, der wichtigsten Austauschplattform der Entwickler des Linux-Kernels, läuft gerade eine Debatte über den Umgangston, der auf eben dieser Mailingliste herrscht. Losgetreten wurde die Diskussion von der bei Intel beschäftigten Sarah Sharp, die Linus Torvalds vorwarf, er befürworte Einschüchterung, Gewalt und verbale Beleidigungen; als Beispiel dafür führte sie Auszüge einiger Mailinglistenbeiträge zu einem anderen jüngst debattierten Thema an, die von Torvalds stammen.

Daraus entstand eine Diskussion, in der Torvalds sich mehrfach zu Worte meldete und in der von ihm seit Jahren gewohnten Weise auftrat – dazu gehören direkte Ansagen, harsche Worte, Fluchen und ähnliches gemischt mit einer Art von subtilem oder sarkastischen Humor, die sich manchem auch bei genauerem Hinsehen nicht erschließt. In der Diskussion verwies der in Finnland aufgewachsene Torvalds unter anderem auf den "finnischen Managementstil" und warf auch Sharp Schimpfwörter an den Kopf. Auch die Entwicklerin, die große Teile der USB-3.0-Unterstützung des Linux-Kernels geschrieben hat, diesen Code derzeit betreut und sich beim "Outreach Program for Women Internships for the Linux Kernel" engagiert, nutzte solche in ihren Antworten. Von außen lässt sich nicht wirklich exakt sagen, welche der Schimpfwörter von diesen und anderen Entwickler ernst und welche humorvoll gemeint waren. Es wurden aber durchaus Standpunkte zum Thema konstruktiv ausgetauscht – Torvalds scheint sein Verhalten aber nicht sonderlich ändern zu wollen.

Auch einige andere Kernel-Entwickler befürworten einige Aspekte des derzeit herrschenden Umgangston – unter anderem auch ein Entwickler, den Torvalds kürzlich in Finnisch sehr deutlich beschimpft hatte. Auch Sharp bekommt Unterstützung – unter anderem von Kees Cook, der in einem Beitrag auf die Präsentationsfolien "How to Protect Your Open Source Project From Poisonous People" verweist, die zwei Google-Entwickler erstellt haben und sich mit Problemen von großspurig auftretenden Open-Source-Entwicklern beschäftigen. Die Diskussion dürfte noch weiter gehen und auf dem Kernel Summit 2013 erneut geführt werden, denn auf dem nächsten jährlichen Treffen der Kernel-Entwickler wollen einige der Diskussionsteilnehmer das Thema nochmal zur Sprache bringen. (thl)