"Wir lesen die Zukunft": Die größte Science-Fiction-Bibliothek der Welt

In Wetzlar steht die wohl umfangreichste Sammlung von Science-Fiction-Literatur auf dem Planeten. Das Potenzial der Literatur, technische Möglichkeiten und Entwicklungen vorauszuahnen, hält Leiter der Bibliothek für immens.

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Man würde es kaum vermuten, doch es stimmt: Im beschaulichen mittelhessischen Wetzlar mit seinen knapp 50.000 Einwohnern befindet sich die wohl umfangreichste Sammlung von Science-Fiction-Literatur auf dem Planeten. Hunderttausende Bände stehen hier in der Phantastischen Bibliothek, schreibt Technology Review in einer ausführlichen Reportage in seiner Online-Ausgabe. Die Mannschaft um Thomas Le Blanc dürfte so ziemlich alles archiviert haben, was sich Science-Fiction-Autoren jemals ausgedacht haben.

Genau diesen alten Schatz möchte das Team – ein Instiut, das inzwischen 13 Angestellte ernährt – auf eine neuartige und viel systematischere Weise heben, als das jemals geschehen ist: Le Blanc lässt seit einiger Zeit Tausende von Texten daraufhin prüfen, ob sich darin Ideen für neue Technologien und Produkte befinden. Aus der Literatur von gestern will er das herausfiltern, was in den nächsten 20 bis 50 Jahren eine bahnbrechende Erfindung werden könnte.

Das Potenzial der Literatur, technische Möglichkeiten und Entwicklungen vorauszuahnen, hält Le Blanc für immens: Fast alles, was wir heute an Technik nutzen, sei schon lange vor der eigentlichen Erfindung literarisch formuliert worden, das Internet etwa oder das Handy oder geostationäre Satelliten. Letztere sind das wohl berühmteste Beispiel für technische Erfindungen aus dem Reich der Literatur: Dass ein Satellit sich synchron zur Erde bewegt, wurde erstmals 1963 Wirklichkeit – 18 Jahre nachdem der britische Science-Fiction-Autor Arthur C. Clarke das Prinzip erstmals beschrieben hatte.

In der aktuellen Science-Fiction sind es laut Le Blanc weniger Dinge wie Datenschutzfragen als vielmehr düstere Klimaszenarien und überbordende medizinische Möglichkeiten, welche die Schriftsteller umtreiben. Und natürlich die Kernfrage der Science-Fiction: Verlassen wir irgendwann die Erde?

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(bsc)