Vodafones Umsatz schrumpft

Der anhaltende Preiswettbewerb bläst dem Mobilfunkanbieter Vodafone in Deutschland immer schärfer ins Gesicht. Auch die Regulierung bereitet den Netzbetreibern Kummer.

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Netzbetreiber Vodafone hat im ersten Quartal des Geschäftsjares Umsatzeinbußen hinnehmen müssen und macht dafür ein "anhaltend aggressives Wettbewerbsumfeld" und eine "einschneidende Regulierungsentscheidung" verantwortlich. Im Vergleich zum Vorjahr ging der Gesamtumsatz der deutschen Vodafone-Tochter um über 5 Prozent auf 2,27 Milliarden zurück, teilte das Unternehmen am Freitag in Düsseldorf mit. Der Umsatz mit Mobilfunk- und Festnetzleistungen schrumpfte in ähnlicher Größenordnung von 2,26 Milliarden Euro im Vorjahr auf 2,14 Milliarden.

Die Anzahl der Mobilfunkkunden ging um 10 Prozent auf 32,24 Millionen zurück, das Unternehmen macht dafür hauptsächlich die Ausbuchung inaktiver Prepaidkarten verantwortlich. Der Anteil der Smartphone-Nutzer stieg um fast 12 Punkte, mittlerweile besitzen nach Unternehmensangaben fast 38 Prozent der Vodafone-Kunden ein Smartphone. Der Datenumsatz stieg im Vergleich zum Vorjahresquartal um 6,8 Prozent und macht nun knapp ein Drittel des Service-Umsatzes aus. Der durchschnittliche monatliche Umsatz pro Mobilfunkkunde stieg um 5,6 Prozent auf 15,70 Euro.

"Der Markt bleibt hart umkämpft", erklärte Deutschlandchef Jens Schulte-Bockum in einer Mitteilung. "Wettbewerb und Regulierungsentscheidung fordern ihren Tribut." Mit der angesprochenen Regulierungsentscheidung meint der Vodafone-Chef die Absenkung der Terminierungsentgelte für Mobilfunkgesspräche Ende vergangenen Jahres durch die Bundesnetzagentur. Die Netzbetreiber lassen keine Gelegenheit aus, auf die Auswirkungen der Regulierung hinzuweisen. Vodafone rechnet deshalb gerne vor, dass der Umsatz ohne die harte Hand des Regulierers nicht so stark geschrumpft wäre – nämlich nur um 2,3 Prozent.

Dabei können die Düsseldorfer noch froh sein, wenn es bei der Entscheidung der Bundesnetzagentur bleibt. Denn die geht Brüssel noch nicht weit genug. Die EU-Kommission hatte die neuen Entgelte im März vorübergehend außer Kraft gesetzt, weil die Berechnungsgrundlage der Bundesnetzagentur nicht den europäischen Gepflogenheiten entspreche. Das führe im Vergleich zu anderen EU-Staaten zu überhöhten Mobilfunktarifen für die Verbraucher, bekräftigte die Kommission Ende Juni und forderte die Bundesnetzagentur zur Nachbesserung auf. Die Bonner Regulierungsbehörde will aber nicht klein beigeben und bleibt bei ihrer Linie – damit läuft es auf einen Rechtsstreit mit Brüssel hinaus.

Im gesamten Vodafone-Konzern schrumpften die Erlöse von April bis Ende Juni im Vergleich zum Vorjahresabschnitt um 3,5 Prozent auf 10,5 Milliarden Pfund (12,3 Milliarden Euro). Dabei sei vor allem in den südeuropäischen Ländern wie Italien und Spanien die Lage mit Einbußen von 17,6 Prozent beziehungsweise 10,6 Prozent schwierig gewesen, teilte der Konzern in London mit. In aufstrebenden Volkswirtschaften wie der Türkei und Indien dagegen habe Vodafone Zuwächse von 15 Prozent beziehungsweise 13 Prozent verbucht. Konzernchef Vittorio Colao sprach von einem guten Start ins neue Jahr, vor allem in den Wachstumsregionen.

Die größten Veränderungen stehen für Vodafone auf dem wichtigsten Markt bevor, in Deutschland. Mit der geplanten Übernahme von Kabel Deutschland schaffe sich Vodafone eine exzellente Plattform, betonte Colao. Einschließlich der Schulden des Kabelnetzbetreibers beläuft sich der Wert der Übernahme auf insgesamt knapp 11 Milliarden Euro. Mit einem Abschluss rechnen die Briten zum Jahresende. Mit dem Zukauf will das Vodafone seine Position im Festnetz stärken. Durch die Kabelnetzbetreiber Unternehmen wie Vodafone im Breitbandgeschäft stark unter Druck geraten. (vbr)