SysAdmin Day: Von der Verantwortung eines Admins, Teil I

Heute ist der SysAdmin Day. Kekse und Küsschen für all jene, die Digitalien zu einem angenehmeren Ort machen. Doch heute muss der SysAdmin Appreciation Day etwas ernsthafter angegangen werden.

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Heute ist der SysAdmin Day. Kekse, Kuchen und Küsse für all diejenigen, die dafür sorgen, dass das Leben in Digitalien keine Hölle ist. Natürlich bewundern wir alle die heroischen Taten all derer, die wissen, dass es eine ordentliche Dokumentation nur auf NTV gibt, zumal nach einem Quiz wie diesem. Doch heute muss der SysAdmin Appreciation Day etwas ernsthafter angegangen werden.

Edward Snowden war System-Administrator. Er arbeitete für die Beratungsfirma Booz Allen Hamilton und war in Hawaii eingesetzt, um Systeme zu warten, die von der National Security Agency genutzt wurden. Das klingt ungewöhnlich, scheint aber ein profitables Geschäft zu sein: 1,3 Milliarden US-Dollar oder 23 Prozent des jährlichen Umsatzes von Booz Allen Hamilton stammen aus den Geschäften mit den US-amerikanischen Schlapphüten. In einer Pressemeldung erklärte die Firma sofort, dass Snowden den Ethik-Code des Unternehmens gebrochen habe und informierte zudem darüber, dass Snowden 122.000 Dollar im Jahr verdiente. Nicht schlecht für einen unbedeutenden System-Administrator ohne abgeschlossene Ausbildung.

Vor seiner Zeit bei Booz Allen Hamilton arbeitete Snowden ab 2007 für die CIA, als System-Administrator in Genf, im UN-Kontaktbüro der US-amerikanischen Regierung. Dort hatte er weitreichende Zugriffsrechte und bemerkte zum ersten Mal, in welchem Umfang amerikanische Dienste Kommunikationsdaten abgreifen. Ihm wurde klar, dass er als System-Administrator ein Stückchen einer großen Überwachungsmaschine am Laufen hält. "Ich erkannte, dass ich Teil von etwas geworden war, das viel mehr Schaden anrichtete als Nutzen brachte," erzählte Snowden dem Guardian. Snowden hoffte, dass US-Präsident Obama die auswuchernde Überwachung stoppen würde. Eine noble, vergebliche Hoffnung.

Mit der Zeit reifte sein Entschluss, die während seiner Arbeit erkannten Missstände zu dokumentieren und öffentlich zu machen. Dem Guardian sagte er dazu: "Ich bin bereit, öffentlich die Authenzität dieser [Angaben] zu bezeugen und zu sagen: 'Ich habe nichts verändert, ich habe kein Detail dieser Geschichte geändert. Dies ist die Wahrheit; dies ist, was da passiert. Ihr alle sollt entscheiden, ob wir so etwas machen müssen.'" Der Schritt vom System-Administrator zum Whistleblower war technisch einfach und fiel niemandem auf. Über 1500 IT-Spezialisten mit hohen Zugriffsrechten sollen das Kommunikationsnetz der NSA warten.

Die internationale League of Professional System Administrators (LOPSA) hat sich zur Tat von Edward Snowden offiziell geäußert. Verglichen mit anderen hasserfüllten Statements über den Vaterlandsverräter in den USA fällt das Urteil recht verhalten aus. Zwar wird die Verpflichtung eines System-Administrators
mit dem Eid verglichen, den ein Soldat ablegt, doch heißt es unter Berufung auf den Ethik-Code der System-Administratoren, dass die Vertraulichkeit der Arbeit dort Grenzen hat, wo illegale Aktivitäten im Spiel sind. Sehen System-Administratoren solche Aktivitäten, sollen sie sich an die vorgegebenen Meldungs-Strukturen halten, meinte die LOPSA. Doch was ist, wenn das gesamte System so verrottet ist, dass keine Meldung je nach draußen an die Öffentlichkeit dringen würde?

Edward Snowden ist nicht der erste System-Administrator, der zum Whistleblower wurde. Vor ihm suchte in den USA Shawn Carpenter einen Weg abseits der Strukturen, um über Titan Rain zu informieren. Er wandte sich an die US-Armee und das FBI – und wurde dafür gefeuert. Jedoch, nur um später von einem Gericht als guter Amerikaner rehabilitiert zu werden. Ob Snowden eines Tages auch in den USA zu den Guten gezählt wird, ist heute noch nicht auszumachen. Vielleicht ist sein Verhalten ein Denkanstoß für alle System-Administratoren, an ihrem "Feiertag" über die ethische Dimension der eigenen Arbeit nachzudenken. Die Empfehlung der LOPSA ist, dieses Poster auszudrucken und aufzuhängen, falls jemand unangenehme Fragen hat. Das kann nur der Anfang sein. (dz)